Die Bundestagswahl 2025 vom 23. Februar endete erwartungsgemäß mit einem Sieg von CDU/CSU. Rechnerisch möglich ist eine Große Koalition. In Ostdeutschland dominiert die AfD mit weiteren Zuwächsen. Während die Linke Wiederauferstehung feiert, scheitert das BSW denkbar knapp am Einzug.

In Ostdeutschland bleibt die AfD stärkste Kraft. Abbildung: Depositphotos, ginasanders
Das Bündnis Sahra Wagenknecht erreichte bei der Bundestagswahl 4,972 Prozent. Für den Einzug in den Bundestag fehlten 13.435 Stimmen. Damit erhält die erst zu Beginn 2024 gegründete Partei, welche bereits in drei ostdeutsche Landesparlamente und zwei Landesregierungen einziehen konnte, einen Dämpfer.
BSW fordert Neuwahlen
Fabio De Masi, für das BSW im Europaparlament, deutete eine mögliche Klage vor dem Bundesverfassungsgericht an. Die fehlenden Stimmen würden etwa sechs Prozent der in das Wählerverzeichnis eingetragenen 213.000 Auslandsdeutschen entsprechen, die teilweise erheblich an der Wahl gehindert worden seien.
AfD in Ostdeutschland mit Abstand vorn
Die mit Abstand stärkste Partei im Osten, wo 9,9 Millionen Bürger wählten, wurde erneut die AfD. Sie erhielt jede dritte abgegebene Stimme. Mit Ausnahme Berlins hat sie fast alle Wahlkreise in Ostdeutschland gewonnen. Im Kreis Potsdam/Potsdam-Mittelmark setzte sich SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz durch, in Leipzig-Süd Sören Pellmann und in Erfurt/Weimar Bodo Ramelow, beide Linkspartei.
In Mecklenburg-Vorpommern erreichte die AfD 35,0 Prozent, in Brandenburg 32,5 Prozent, in Sachsen-Anhalt 37,1 Prozent und in Thüringen 38,6 Prozent der Zweitstimmen.

Vorläufiges Ergebnis der Bundestagwahl 2025 in Ostdeutschland. Abbildung: ZDF/Forschungsgruppe Wahlen
Insgesamt gaben 10,3 Millionen Menschen in Deutschland der AfD ihre Zweitstimme. Mehr
als zwei Drittel dieser Stimmen kamen aus Westdeutschland. Dort erreichte sie 17,9 Prozent (2021 8,2 Prozent). 1,7 Millionen Menschen aus Nordrhein-Westfalen stimmten für die AfD, 1,5 Millionen aus Bayern. Zum ersten Mal holte die Partei auch im Westen Zweitstimmen-Mehrheiten in zwei Wahlkreisen: in Gelsenkirchen (24,7 Prozent) und in Kaiserslautern (25,9 Prozent). Die AfD wählten insgesamt 38 Prozent der Arbeiter, 34 Prozent der Arbeitslosen und 39 Prozent der finanziell schlecht Situierten. 54 Prozent aus Überzeugung (plus sechs Prozentpunkte zu 2021), 39 Prozent aus Enttäuschung (minus sechs Prozentpunkte).
Besonders hohe Wahlergebnisse erzielte die AfD aber in den neuen Bundesländern. Etwa mit 46-47 Prozent im Kreis Görlitz und den Erzgebirgskreisen. Spitzenreiter ist jedoch Groß Luckow, ein Ort in Mecklenburg-Vorpommern mit 132 Wahlberechtigten. Hier wählten 74,7 Prozent AfD. In Thüringen schaffte die Höcke-Partei in 150 von 596 Wahl-Gemeinden mehr als 50 Prozent.
In Berlin kam die AfD auf 15,2 Prozent. Erstmals gewann die rechte Partei hier einen Wahlkreis: In Marzahn-Hellersdorf setzte sich AfD-Kandidat Gottfried Curio haarscharf gegen Mario Czaja, CDU, durch.
Linkspartei gewinnt in Berlin
Die meisten Stimmen in Berlin erreichte die Linkspartei: 19,9 Prozent. Sie holte hier vier Direktmandate. Unter anderem setzte sich wieder Gregor Gysi durch, der nun als Alterspräsident die Eröffnungsrede der nächsten Legislaturperiode halten darf. So wie sich auf der Deutschlandkarte die DDR in Tiefblau abzeichnet, so erscheint Ostberlin auf der Hauptstadtkarte im Rot der Linken.
In Gesamtdeutschland gewann bei den Jungwählern von 18 bis 24 Jahren die AfD mit 25 Prozent vor der Linken mit 21 Prozent. Bei den Rentnern über 70 lag mit 43 Prozent die CDU weit vorn.
Was nun, Friedrich Merz?
Nun liegt der Ball bei Friedrich Merz, der einst antrat, die AfD zu halbieren. Die CDU landete im Bund mit 22,6 Prozent nur 1,8 Prozent vor der AfD, welche ihre Stimmen verdoppeln konnte. Zusammen mit den 6,0 Prozent der CSU kommt die Union auf 28,6 Prozent. Eine große Koalition ist möglich. Allerdings will sich die SPD nun noch etwas weiter links aufstellen, was einiges Konfliktpotenzial bergen dürfte.
98 der 630 künftigen Bundestagsabgeordneten kommen aus den neuen Bundesländern (ohne Berlin). Das Amt des Ostbeauftragten will die Union abschaffen. Friedrich Merz hat ostdeutsche Wurzeln, ein besonderes Interesse am Osten wird ihm jedoch nicht nachgesagt. Wie wichtig ihm als Kanzler die Entwicklung in Ostdeutschland ist, wird man zunächst bei der Besetzung der Ministerämter und der Koalitionsvereinbarung sehen. Hier wird sich dann auch zeigen, wie viel vom notwendigen Neustart möglich sein wird. Die neue Regierung soll bis Ostern stehen, so Merz. Ostern 2025.