Dr. Steffen Kammradt, der Sprecher der Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH, ist ein wichtiger Impulsgeber für Ostdeutschland. Er setzt sich ein für Vergewisserung, Verständigung und Versöhnung. Mit diesem Beitrag ist er auch in dem Sammelband „Denke ich an Ostdeutschland ...“ vertreten.

Dr. Steffen Kammradt. Sprecher der Geschäftsführung, Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH. Abbildung: WFBB/Dirk Enters
Denke ich an Ostdeutschland, dann blicke ich auf 35 Jahre Brandenburger Wirtschaftsentwicklung seit dem Mauerfall – und bin beeindruckt: Aus der „Streusandbüchse“ hat sich Brandenburg zu einem neuen industriellen Zentrum und zum Innovationsmotor für nachhaltiges Wachstum in Deutschland entwickelt – ganz vorn dabei, wenn es um Elektromobilität, Energiewende und nachhaltige Produktion geht. Brandenburg hat es geschafft, eine neue Wertschöpfungskette der modernen Mobilität ins Land zu holen, vor allem in der Elektromobilität und der Batterietechnik. Das sichert und schafft gute Arbeitsplätze für die Menschen in den Regionen unseres Landes. Brandenburg wird zu einer Gewinnerregion. Hier wird gerade ein neues Kapitel der Landesgeschichte aufgeschlagen.
Dies ist umso beeindruckender, wenn wir uns an die Zeit erinnern, die hinter uns liegt: Vor 20 Jahren stieg die Arbeitslosenquote auf fast 20 Prozent. Heute liegt sie nur noch bei einem Drittel davon. Viele gute neue Jobs sind im Land entstanden: Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist von 2018 bis 2022 um rund 33.000 Menschen gestiegen, seit 2010 sogar um 120.000. Die Arbeitsproduktivität ist die höchste in den ostdeutschen Ländern. Nach einer harten Phase des Auf- und Umbaus in den Jahren nach 1990 ist die Wirtschaft im Land wieder in Schwung. Brandenburg hat sich zu einem starken, modernen Wirtschaftsstandort entwickelt. Das liegt an den vielen innovativen Mittelständlern und wichtigen großen Neuansiedlungen, aber auch an ehemaligen DDR-Industriebetrieben, die nicht nur gerettet wurden, sondern aus denen in der Marktwirtschaft neue wirtschaftliche Anker in ihren Regionen geworden sind. Hier nur einige Beispiele:
- das EKO-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt – heute ArcelorMittal,
- das IFA-Werk in Ludwigsfelde – heute Mercedes-Benz,
- das VEB Synthesewerk Schwarzheide – heute BASF,
- die Optischen Werke (ROW) am heutigen Optikstandort Rathenow und
- das ehemalige Reichsbahnausbesserungswerk in Cottbus – heute das modernste Bahnwerk Europas.
Was die Vorgängergenerationen mit Herz und Hand aufgebaut haben, führt die heutige Generation erfolgreich in die Zukunft. Darauf kann Brandenburg, darauf können die Menschen im Land stolz sein.
Es geht nicht um Wachstum um jeden Preis, sondern um ‚Wachstum made in Brandenburg‘ – um Wachstum mit nachhaltigen und zukunftsfesten Technologien.”
„Wachstum made in Brandenburg“
Wir sehen am Beispiel der Region Lausitz, im Süden Brandenburgs und in Sachsen, wie der Wandel erfolgreich gestaltet werden kann: Hier vollzieht sich gerade der Übergang von der Braunkohle zu neuen klimaschonenden Technologien. Auch in vielen anderen Regionen im Land wird die Vision einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung sichtbar – eines „Wachstums made in Brandenburg“. Brandenburg setzt dabei auf erneuerbare Energien, ressourcenschonende Produktion und umweltfreundliche Mobilität sowie auf moderne, nachhaltige Technologien und hochwertige Arbeitsplätze. „Wachstum made in Brandenburg“ bedeutet:
- Wachstum für langfristige Stabilität,
- Wachstum, das direkt den Menschen nützt,
- Wachstum mit modernen Technologien, die unsere Welt braucht, sowie
- Wachstum mit verantwortungsbewusstem Umgang mit Ressourcen.
Gemeinsam mit den Brandenburgerinnen und Brandenburgern gestaltet das Land eine dynamische und nachhaltige Wirtschaft. Das macht Brandenburg zukunftsfest.

In nur 20 Monaten wurde das modernste ICE-Bahnwerk Deutschlands in Cottbus errichtet. Abbildung: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang
Brandenburg – Ein Land auf Augenhöhe
Vor 20 Jahren kaum vorstellbar und heute Realität: Brandenburg hat etablierte Regionen in anderen Teilen Deutschlands eingeholt. Eine Studie des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) zeigt: Brandenburg ist mittlerweile in vielen Zukunftsbereichen mit den Bundesländern im Süden und Westen Deutschlands auf Augenhöhe. Die Wirtschaftsdynamik ist beeindruckend und sie dauert an. Junge Menschen finden wieder spannende Jobs in ihrer Heimat. Niemand muss mehr in den Westen oder den Süden gehen, um sein berufliches Glück zu finden. Andere kommen mit ihrer Familie in die Heimat zurück. Die Kinder und Enkel kommen öfters zu Besuch, wenn sie wieder um die Ecke wohnen.
Brandenburg – fast so groß wie Belgien – hat eine reiche natürliche Basis. Ein Drittel der Landesfläche ist Wald, dazu rund 3.000 Seen. Dieses Potenzial nutzt das Land für nachhaltigen Tourismus. Die Infrastruktur auf Straße, Schiene, Luft und Wasser ist leistungsfähig ausgebaut. Die gute Lage macht Brandenburg interessant für neue Ansiedlungen. Trotzdem machen Gewerbegebiete bislang weniger als ein Prozent der Landesfläche aus. Brandenburg zeigt, wie Wachstum und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen und ein ganzes Land voranbringen können. Das ist gut für das Land und gut für die Menschen in allen Landesteilen, ob im Oderland, der Prignitz, in Potsdam, in der Uckermark oder in der Lausitz.
Während andere Länder um ihre traditionellen Industrien in der Verbrennerbranche kämpfen, konzentriert sich Brandenburg auf zukunftsweisende Technologien in neuen Wertschöpfungsketten, allen voran in der Elektromobilität. Hier wird aufgebaut und davon profitiert auch der Brandenburger Mittelstand. Es geht dabei nicht um Wachstum um jeden Preis, sondern es geht um „Wachstum made in Brandenburg“ – um Wachstum mit nachhaltigen und zukunftsfesten Technologien, die Sicherheit bieten, dauerhaft hochwertige Arbeit schaffen und einen Beitrag für das Klima leisten.

Schlüssel für den wirtschaftlichen Erfolg: Brandenburg hat frühzeitig auf die Energiewende gesetzt … Abbildung: WFBB/Büssemeier & Jungblut

… und nutzt erneuerbare Energien ganz bewusst für viele Industrie- und Gewerbeflächen. Abbildung: WFG-Prignitz, Gewerbegebiet Falkenhagen
Brandenburg – Mit Tempo und Qualität
Wichtig aus der Sicht der Wirtschaftsförderung ist auch die positive Wirkung im internationalen Wettbewerb. Vor allem weil Brandenburg auch noch schnell ist. Brandenburg hat den Begriff „Tesla-Tempo“ geprägt: In nur 861 Tagen von der Ankündigung der Tesla-Gigafactory bis zu ihrer Eröffnung. Damit hat Brandenburg Maßstäbe gesetzt, die auch andere Branchen anziehen. Das hochmoderne ICE-Werk in Cottbus wurde in einer Rekordzeit von nur 20 Monaten errichtet! So wird das „Tesla-Tempo“ zum „Brandenburg-Tempo“!
Tesla ist ein Qualitätssiegel für Brandenburg! Das Land hat sich im Rennen um die Automobilfabrik gegen Standorte in ganz Deutschland erfolgreich durchgesetzt. Das zeigt den Menschen im Land: Wir können das! Und sie profitieren davon. Schon ein Jahr nach Produktionsstart ist Tesla mit über 10.000 Beschäftigten zum größten industriellen Arbeitgeber im Land geworden – und diese Zahl soll sich noch verdoppeln. Tesla hat 1.500 Arbeitssuchenden eine neue Jobchance gegeben, darunter rund 750 Langzeitarbeitslosen. Das Unternehmen bildet eine große Zahl von jungen Menschen aus, bietet gute Löhne auch für Einsteiger und zahlt der Gemeinde ordentliche Gewerbesteuer, die den Menschen vor Ort direkt zu Gute kommt. Und Tesla hat mit dafür gesorgt, dass Brandenburg in der Welt bekannt geworden und zu einem neuen Zentrum der modernen Mobilität in Deutschland aufgestiegen ist.
Brandenburg – nachhaltig in die Zukunft
Wer wissen will, wie Elektromobilität funktioniert, wie Batterien gebaut und recycelt werden, findet die Antworten in Brandenburg. Kein Wunder, dass sich Hersteller und Zulieferer aus der ganzen Welt für den Standort interessieren. Sie finden schon jetzt ein interessantes Umfeld vor. Die größte deutsche Prüfgesellschaft DEKRA baut am Lausitzring neben dem europäischen Testzentrum für autonomes Fahren auch ein Batterietestzentrum auf. Die Zulieferkette wird immer länger und das Angebot der Branche immer breiter. Auch über Landesgrenzen hinweg: Die Batteriewirtschaft vernetzt sich aus Brandenburg nach Berlin und Sachsen und baut die neue Batterieregion in Deutschland so immer weiter aus.
Aber damit endet die Story noch nicht, denn die moderne Mobilität geht noch weiter: In Brandenburg wird auch am hybrid-elektrischen Fliegen und an umweltschonenden Antriebstechnologien für die Luftfahrt geforscht. Auf der Schiene wird der Einsatz von Wasserstoff als Zugantrieb erprobt. Und auf den Wasserstraßen werden sensorgesteuerte Schubverbände getestet. Wissenschaft und Forschung beschleunigen diesen Fortschritt. Denn Brandenburg bietet zusammen mit Berlin die höchste Forschungsdichte Deutschlands. Brandenburg fördert die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Das ermöglicht den Transfer von Wissen in die Praxis und ist gerade für junge Menschen ein weiterer Grund, hierzubleiben oder zurückzukehren.
Brandenburg ist schließlich das Pionierland in der deutschen Energiewende. Bereits vor 15 Jahren wurde Brandenburg mit dem ersten „Leitstern“ als bestes deutsches Bundesland im Bereich der erneuerbaren Energien ausgezeichnet – und hat diesen Titel danach zweimal in Folge verliehen bekommen. Heute ist die installierte Leistung erneuerbarer Energien pro Kopf nirgendwo so hoch wie hier. Schon 2019 deckten erneuerbare Energien den Bruttostromverbrauch in Brandenburg rechnerisch zu 95 Prozent ab, heute sind es annähernd 100 Prozent. Immer mehr Investoren fragen uns in den Ansiedlungsgesprächen nach der Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien. Brandenburg kann liefern – das ist ein großer Standortvorteil für unser Land. „Wachstum made in Brandenburg“ macht Nachhaltigkeit zu einem Schlüssel für den wirtschaftlichen Erfolg im Land.
Denke ich an Ostdeutschland, dann denke ich an die Brandenburgerinnen und Brandenburger, die sich diesen Erfolg erarbeitet haben. Sie können zu Recht mehr als stolz auf ihn sein.

Die Tesla-Gigafactory eröffnete bereits 861 Tage nach der Ankündigung der Großinvestition. Abbildung: WFBB
Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH
GEGRÜNDET: 2001/Potsdam
STANDORTE: Potsdam (Zentrale), Cottbus, Eberswalde, Frankfurt/Oder, Neuruppin
MITARBEITENDE: 170
WEBSITE: wfbb.de
![]() „Denke ich an Ostdeutschland ...“In der Beziehung von Ost- und Westdeutschland ist auch 35 Jahre nach dem Mauerfall noch ein Knoten. Dieser Sammelband will einen Beitrag dazu leisten, ihn zu lösen. Die 60 Autorinnen und Autoren geben in ihren Beiträgen wichtige Impulse für eine gemeinsame Zukunft. Sie zeigen Chancen auf und skizzieren Perspektiven, scheuen sich aber auch nicht, Herausforderungen zu benennen. Die „Impulsgeberinnen und Impulsgeber für Ostdeutschland“ erzählen Geschichten und schildern Sachverhalte, die aufklären, Mut machen sowie ein positives, konstruktiv nach vorn schauendes Narrativ für Ostdeutschland bilden. „Denke ich an Ostdeutschland ... Impulse für eine gemeinsame Zukunft“, Frank und Robert Nehring (Hgg.), PRIMA VIER Nehring Verlag, Berlin 2024, 224 S., DIN A4. Als Hardcover und E-Book hier erhältlich. |