Deutsche sehen den Mauerfall vor 35 Jahren als historischen Meilenstein und fordern mehr Anerkennung für Ostdeutsche. So die Ergebnisse einer Umfrage der Bundesstiftung Aufarbeitung. 60 Prozent der Bundesbürger empfinden die Leistungen und Erfahrungen ehemaliger DDR-Bürger als nicht ausreichend gewürdigt, in Ostdeutschland sehen das drei Viertel der Befragten so.
Ein bemerkenswerter Teil der Befragten (54 Prozent) betrachtet den 9. November 1989 als „glücklichsten Tag der deutschen Geschichte“; wobei Ostdeutsche dies mit 50 Prozent etwas weniger als Westdeutsche mit 54 Prozent so sehen. Bei den Jüngeren unter 30 Jahren sind es sogar 64 Prozent. Gleichzeitig empfinden nur 31 Prozent, dass die Leistungen und Erfahrungen ehemaliger DDR-Bürger heute ausreichend gewürdigt werden. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung des Umfrageinstituts Forsa, das im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 1.000 Bundesbürger zur Wahrnehmung dieses historischen Ereignisses und dessen Stellenwert im kollektiven Gedächtnis befragte.
Mehr Anerkennung für Ostdeutsche
Kritisch wird die Anerkennung der Leistungen und Erfahrungen ehemaliger DDR-Bürger bewertet: Nur 31 Prozent der Befragten empfinden diese als ausreichend gewürdigt, während 60 Prozent dies verneinen. Besonders stark ist dieses Gefühl im Osten Deutschlands ausgeprägt, wo drei Viertel der Befragten die Anerkennung als unzureichend empfinden.
Verständnis damaliger Zeitläufe
Gefragt nach den Ursachen der friedlichen Revolution vor 35 Jahren, nennen 66 Prozent die Reformen Michail Gorbatschows, 59 Prozent die friedlichen Demonstrationen in der DDR, 57 Prozent die wirtschaftliche Krise des SED-Regimes und 53 Prozent die Massenflucht. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung, kommentiert: „Die differenzierten Antworten spiegeln ein erfreuliches Verständnis der damaligen Zeitläufe wider. Es ist bemerkenswert, wie deutlich die Befragten wahrnehmen, dass verschiedene Entwicklungen damals zum Ende der Diktatur führten.“
Unterschiede je nach Altersgruppe und Herkunft
Die Umfrageergebnisse veranschaulichen deutliche Unterschiede je nach Altersgruppe und Herkunft: Ostdeutsche betonen insbesondere die Proteste und die Massenflucht von DDR-Bürgern. Jüngere Befragte unter 30 Jahren sehen Wirtschaftskrise und Massenflucht als entscheidende Faktoren, während ältere Generationen vor allem die sowjetischen Reformen und die Demonstrationen als zentral erachten.