Leipzig bereitet sich auf die Errichtung eines Denkmals vor, das die Werte der friedlichen Revolution symbolisieren soll. Das Bauwerk soll nicht nur der Erinnerung an einen historischen Moment dienen, sondern auch als Mahnung für kommende Generationen.
„Banner, Fahnen, Transparente“. So lautet der Titel des Gewinnerentwurfs für das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig. Mit einem Preisgeld von 35.000 Euro wurde ein Konzept ausgezeichnet, das sich mit einer abstrakten und zugleich greifbaren Darstellung von Symbolen der friedlichen Revolution auseinandersetzt. Die Umsetzung ist ab Oktober 2025 auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz als Teil eines umfangreichen Bebauungsplans des Areals vorgesehen. Ein Budget von bis zu fünf Millionen Euro steht dafür zur Verfügung. Das stadtentwicklungspolitische Ziel der Stadt Leipzig ist es dabei, den städtischen Raum zwischen dem Zentrum und der südlich anschließenden Südvorstadt gestalterisch aufzuwerten.
Kunst im Dialog mit der Geschichte
Als Vertreterin der zivilen Gesellschaft bekam die „Stiftung Friedliche Revolution“ 2021 vom Leipziger Stadtrat den Auftrag, einen öffentlichen Beteiligungsprozess zu begleiten, einen Standortvorschlag zu entwickeln und ein Konzept für einen künstlerischen Wettbewerb zu erarbeiten und umzusetzen. Der Weg zum Gewinnerentwurf begann Anfang 2022, als Fachleute aus den Bereichen Denkmalschutz, Kunst und Architektur den internationalen künstlerischen Wettbewerb initiierten.
Der Startschuss fiel im März 2024, bis Oktober des Jahres konnten sich Künstler und Architekten bewerben. Ziel war es, einen Entwurf zu finden, der der nationalen Bedeutung dieses Denkmals gerecht wird und gleichzeitig internationale Ausstrahlung besitzt. Die Gestaltung solle nicht nur funktional und städtebaulich in Einklang mit dem neu entstehenden Quartier rund um den Wilhelm-Leuschner-Platz stehen, sondern auch eine Bildsprache finden, die für die Leipziger Stadtgesellschaft und ihre Gäste verständlich und ansprechend ist. Aus sechs Ländern wurden 32 Ideen eingereicht. Der gemeinschaftliche Entwurf von ZILA Architekt.innen zusammen mit dem Architekten Michael Grzesiak und der Künstlerin mit Bea Meyer überzeugte die Jury am Ende durch seine sensible Umsetzung: weiße, über den Platz verteilte Objekte aus lackiertem Edelstahl, die keine Parolen tragen und darum Raum für Assoziationen und Partizipation lassen. Das Auswahlverfahren wurde unter der Leitung der Stiftung Friedliche Revolution durchgeführt, in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Fachgremien und mit einer breiten Bürgerbeteiligung moderiert.
Denkmal für die friedliche Revolution 1989
Nachdem der Bundestag 2007 beschlossen hatte, ein Denkmal der Freiheit und Einheit Deutschlands in Berlin zu errichten, traf er 2008 auch den Beschluss, in Leipzig als dem Ausgangspunkt der friedlichen Montagsdemonstationen ein Denkmal für den gewaltfreien Protest und die Zivilcourage im Herbst 1989 entstehen zu lassen.
Im Herbst 1989 demonstrierten viele DDR-Bürger gegen ihre Regierung. Die Leipziger Nikolaikirche war das Zentrum einer immer stärker werdenden Bewegung. Seit 1982 beteten hier Menschen für den Frieden und die Menschenrechte. Am Montag, den 25. September 1989 gingen einige erstmals von hier zum Augustusplatz und auf den Leipziger Promenadenring. Entscheidendes Ereignis der friedlichen Revolution war aber die große Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989, bei der sich die Demonstranten mit dem Ruf “Wir sind das Volk” den bewaffneten Sicherheitskräften entgegenstellten.
Die friedliche Revolution veränderte nicht nur Deutschland, sondern die gesamte Welt. Es war der Moment, in dem eine gewaltfreie Bewegung den Lauf der Geschichte beeinflusste und die Grundlage für die deutsche Wiedervereinigung sowie den Fall des Eisernen Vorhangs legte. Das Freiheits- und Einheitsdenkmal soll diese Werte nicht nur bewahren, sondern auch Denkprozesse anstoßen und dazu einladen, die Bedeutung von Freiheit, Demokratie und Einheit immer wieder neu zu reflektieren. Eine repräsentative Befragung aus dem Jahr 2018 zeigte, dass 80 Prozent der Leipziger und 70 Prozent der gesamtdeutschen Bürger die Errichtung des Denkmals befürworten.
Weitere Orte der Erinnerung an die friedliche Revolution und die deutsche Einheit entstehen in Berlin (die sogenannte Einheitswippe) und in Halle/Saale (Zukunftszentrum).