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Im Osten nichts Neues. #3: East Germany Proud Boys

In sei­ner drit­ten Kolum­ne wid­met sich Dani­el Heid­rich dem ost­deut­schen Mann. Im Dis­kurs wird die­ser Typus gern als im dop­pel­ten Sin­ne Zurück­ge­blie­be­ner beschrie­ben. Sicher dage­gen ist, dass er wesent­li­chen Ein­fluss auf das Wahl­ver­hal­ten in Ost­deutsch­land hat.

Daniel Heidrich wurde 1975 in Berlin-Köpenick geboren. Er ist ein erfolgreicher und meinungsstarker ostdeutscher Unternehmer. ebk-gruppe.com

Dani­el Heid­rich wur­de 1975 in Ber­lin-Köpe­nick gebo­ren. Er ist ein erfolg­rei­cher und mei­nungs­star­ker ost­deut­scher Unter­neh­mer. ebk-gruppe.com

Die illi­be­ra­le Kon­ter­re­vo­lu­ti­on wird ange­führt von ost­deut­schen Män­nern. Es geht um Stolz, Neid, Zorn, Nost­al­gie und ein streng kon­ser­va­ti­ves Welt­bild. Es sind die­sel­ben Män­ner, die her­vor­he­ben, wie modern und fort­schritt­lich die Frau­en im Osten sind.

Eva Ill­ouz hat im letz­ten Jahr wohl eines der intel­li­gen­tes­ten Bücher zum Zustand unse­rer Gesell­schaft geschrie­ben. Die „Explo­si­ve Moder­ne“ ist ein Ergeb­nis zumeist männ­li­cher Gefühls­la­gen und der Osten Deutsch­lands ist mal wie­der das Brenn­glas die­ser Ent­wick­lung. Die Gesell­schaf­ten des Ostens sind geprägt durch das Männ­li­che. 2,5 Mil­lio­nen Men­schen sind seit dem Bei­tritt zur BRD in den Wes­ten aus­ge­wan­dert. Tsche­chi­en, Ungarn, Polen, Bul­ga­ri­en und Rumä­ni­en haben cir­ca 25 Pro­zent ihrer Bevöl­ke­rung ver­lo­ren. Und es gin­gen vor­wie­gend die jun­gen Frau­en. In Ost­deutsch­land beträgt der Män­ner­über­schuss laut Stef­fen Mau in den länd­li­chen Gebie­ten 100 zu 65. Ost­frau­en hei­ra­ten West­män­ner. Ost­eu­ro­päi­sche Frau­en nur West­eu­ro­pä­er. Nur ganz sel­ten umgekehrt.

Damit ist das Pro­blem irrever­si­bel. Gesell­schaf­ten, die so struk­tu­riert sind, wer­den aggres­si­ver, zor­ni­ger und här­ter. Die AfD ist eine Män­ner­par­tei, gewählt von Män­nern. Die­se Män­ner erreich­te 1990 der Kapi­ta­lis­mus mit vol­ler Här­te. Ein Kapi­ta­lis­mus, der ihnen erklär­te, dass man alles errei­chen kann, was man will. Ein Kapi­ta­lis­mus der stän­di­gen Selbst­op­ti­mie­rung. Jeder muss immer anders sein. Es sind die­sel­ben Män­ner, die vor­her in einem Land leb­ten, wo alle gleich sein soll­ten und es auch waren. „Leis­tungs­ge­rech­tig­keit fühlt sich beschis­sen an, wenn man plötz­lich zu den Ver­lie­rern gehört“ (Kim­mel, Angry White Men). Zorn folgt als Reak­ti­on auf das uner­füll­te Ver­spre­chen des west­li­chen Estab­lish­ments, alles schaf­fen zu können.

Die Iro­nie dabei ist, dass der Zorn und die Empö­rung lin­ke Erfin­dun­gen einer moder­nen Gesell­schaft sind. Wer zor­nig ist, möch­te oder kann sich nicht fürch­ten. Die Furcht ist jedoch ein rie­si­ger Kol­la­te­ral­scha­den der Auf­merk­sam­keits­öko­no­mie unse­rer Medi­en und Poli­tik. Kli­ma­wan­del, Coro­na, Demo­gra­fie, Krie­ge, alles und jeder ist immer dem Unter­gang geweiht. Der Staat wird zum Hüter des indi­vi­du­el­len Schick­sals beru­fen. Zu jeder Nach­richt gibt es eine Son­der­sen­dung mit Exper­ten. Exper­ten, die immer vor allem und jedem war­nen. Selbst unser Bun­des­kanz­ler führt nicht, er warnt. Die Wei­ge­rung, sich zu fürch­ten, ist dann wie ein Akt der Befrei­ung. Eine Befrei­ung von der Moder­ne. Ist doch die Moder­ne eine vor­wie­gend intel­lek­tu­el­le Erfah­rung. Sie wird von Exper­ten beschrie­ben als die­ses und jenes. Zum Bei­spiel muss der Fort­schritt der gen­der­ge­rech­ten Spra­che durch Exper­ten erklärt und von Stu­di­en belegt wer­den. Er ist nicht von sich aus klar. Die Moder­ne ist voll von Bil­dung, Exper­ti­se und der Erzäh­lung des Auf­stiegs. Der Mann, der den Glau­ben an die Meri­to­kra­tie ver­lo­ren hat, bekämpft alle Exper­ten, wel­che für die­ses Sys­tem ste­hen. Sei­en sie Kli­ma­wis­sen­schaft­ler, Gen­der­pro­fes­so­ren oder Viro­lo­gen. Der Fort­schritt und die Moder­ne gel­ten immer nur den Fort­schritt­li­chen. Die ande­ren macht er hei­mat­los. Und sei­ne Hei­mat zu ver­lie­ren, „ohne auch nur einen Zen­ti­me­ter von zu Hau­se ent­fernt zu sein“ (Ill­ouz, Explo­si­ve Moder­ne), ist ein Gefühl, wel­ches in Ost­deutsch­land beson­ders stark ist.

Und so gesellt sich zur Wut, dem Zorn und der Wei­ge­rung zur Furcht die Nost­al­gie. Die Rück­be­sin­nung auf das Ver­bin­den­de der Natio­na­li­tät, Her­kunft und Tra­di­ti­on. Ein Auf­stieg der Moder­nen und Erfolg­rei­chen in die­ses Gebil­de ist nicht mög­lich. Ein Wes­si kann nie­mals zum Ossi wer­den, egal was er tut. Dort die Eli­te, hier das Volk. Der nor­ma­le Men­schen­ver­stand gegen die Exper­ten. Man ist stolz dar­auf, nicht alles zu wis­sen. Stolz auf die nicht vor­han­de­ne Bil­dung. Stolz dar­auf, nicht fort­schritt­lich zu sein und die alten Wer­te zu ver­tre­ten. So sind sie der letz­te Anker auf der schie­fen Ebe­ne des Ver­lusts von Respekt, Moral und kla­rer Hierarchie.

Stolz folgt immer der Scham. Denn jah­re­lang wur­den sie beschämt durch die Moder­ne und die Moder­nen. Schämt euch für eure Spra­che. Schämt euch für euren Grill. Schämt euch für euren Kon­sum. Schämt euch für euren täg­li­chen Ras­sis­mus. Schämt euch für eure Islam­kri­tik. Zur Scham gehö­ren eben auch die Beschä­mer. Dies­mal war es der Wes­ten, der die­sen Kul­tur­kampf begann. In den USA und im lin­ken Milieu des Wes­tens gibt es kei­nen Streit und kei­ne Dis­kus­si­on mehr, ohne sich für irgend­et­was schä­men zu müs­sen. Kri­tisch schaue ich an mir her­ab und fra­ge mich, wann ich das letz­te Mal jeman­den beschämt habe. Ihn kri­ti­siert für sein Nicht­wis­sen und die Sicht­wei­se eines alten wei­ßen Mannes.

Und so führt der Osten die Kon­ter­re­vo­lu­ti­on gegen alles Libe­ra­le an. Nicht aus poli­ti­schen Grün­den, son­dern den Gefüh­len fol­gend. Eine rechts-liber­tä­re Revo­lu­ti­on zurück in eine Welt, wo Män­ner wuss­ten, was zu tun ist. Das Volk hier, die Eli­ten da. Jeder darf sagen, was er will. Haupt­sa­che, es trifft die Mei­nung des Vol­kes. Auf den Rest war­tet die Abrech­nung. Ein neu­es Sys­tem, das zurück ist aus der Moder­ne. „Vom Ich zum Wir [...]“ (DDR-Slo­gan 1950er-Jah­re). Vom Ich in die Dik­ta­tur der Mehr­heit. Eine Dik­ta­tur der Arbei­ter und des Vol­kes wäre im Osten nichts Neues.

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