@mrjackson

Banner Leaderboard

Banner Leaderboard

Banner Leaderboard 2

Banner Leaderboard 2

Ostdeutsche Wirtschaftsregionen #4: Die Uckermark – mit alter und neuer Energie

Am PCK-Raf­fi­ne­rie­stand­ort Schwedt wird an Stra­te­gien für die Trans­for­ma­ti­on gear­bei­tet, in Dau­er­thal sucht die Fir­ma Ener­trag Lösun­gen für den Aus­bau von Wind­kraft und Was­ser­stoff. In der Ucker­mark dreht sich vie­les um die Ener­gie­fra­gen der Zukunft. Ein Wirtschaft+Markt-Beitrag von Mat­thi­as Salm.

Die PCK-Industrie ist das industrielle Herzstück der Uckermark. Abbildung: PCK Raffinerie GmbH

Die PCK-Indus­trie ist das indus­tri­el­le Herz­stück der Ucker­mark. Abbil­dung: PCK Raf­fi­ne­rie GmbH

„Platz für mor­gen“, so lau­tet ein offi­zi­el­ler Slo­gan, mit dem die Indus­trie­stadt Schwedt für die Trans­for­ma­ti­on des Stand­orts wirbt. „Wir leben Indus­trie“, wäre eben­falls eine tref­fen­de Beschrei­bung des Selbst­ver­ständ­nis­ses der Stadt. Der sie aus­spricht, ist Phil­ip Poz­do­recz, Lei­ter der Stabs­stel­le Wirt­schafts­för­de­rung im Schwed­ter Rat­haus. Ihm obliegt eine anspruchs­vol­le Auf­ga­be: Denn die Indus­trie­stadt durch­lebt wie im Brenn­glas die Trans­for­ma­ti­on der deut­schen Wirt­schaft. Und mach­te bun­des­weit Schlag­zei­len. In den Fokus geriet dabei die PCK-Raf­fi­ne­rie. Das indus­tri­el­le Herz­stück der Ucker­mark war durch den rus­si­schen Angriff auf die Ukrai­ne in schwe­res Fahr­was­ser gekom­men und damit auch die Treib­stoff­ver­sor­gung in der Metro­pol­re­gi­on Berlin-Brandenburg.

Schließ­lich ver­sorgt die PCK-Raf­fi­ne­rie mit einer Kapa­zi­tät von 11,5 Mil­lio­nen Ton­nen Roh­öl pro Jahr nahe­zu den gesam­ten Nord­os­ten Deutsch­lands und Tei­le Polens mit Heiz­öl, Ben­zin, Die­sel und Kero­sin. Die Basis bil­de­te jahr­zehn­te­lang rus­si­sches Roh­öl, des­sen Zufluss durch die ver­häng­ten Sank­tio­nen gegen Russ­land zum Erlie­gen kam. „Für die Stadt war es sehr emo­tio­nal“, beschreibt Poz­do­recz die Stim­mung in der Grenz­stadt, als die Ölver­sor­gung der Raf­fi­ne­rie zu ver­sie­gen droh­te. Schließ­lich leben in Schwedt mitt­ler­wei­le meh­re­re Gene­ra­tio­nen, deren Arbeits­bio­gra­fien eng mit der Raf­fi­ne­rie ver­wo­ben sind. Ange­fan­gen bei den Grün­dern, die das Werk in den 1960er-Jah­ren auf­ge­baut haben, bis hin zur Gene­ra­ti­on, die die Pri­va­ti­sie­rung nach 1990 zu bewäl­ti­gen hatte.

Erfahrung in der Transformation

Nun wird die PCK-Raf­fi­ne­rie mit Tank­er­öl aus Ros­tock und Dan­zig sowie rund 1,4 Mil­lio­nen Ton­nen Roh­öl aus Kasach­stan betrie­ben. Der Ver­trag über eine Öllie­fe­rung von 100.000 Ton­nen im Monat wur­de bis Ende 2025 ver­län­gert. Rund 70 Pro­zent des Roh­öls kom­men über den Hafen Ros­tock. Die rest­li­chen 30 Pro­zent Roh­öl wer­den aus dem Hafen Dan­zig und aus Kasach­stan gelie­fert. Letz­te­res fließt aller­dings immer noch über rus­si­sches Gebiet. Laut Bun­des­re­gie­rung lag die Aus­las­tung der Anla­ge im ers­ten Halb­jahr 2024 im Durch­schnitt bei 76,2 Pro­zent. Poli­tisch erweist sich der Wei­ter­be­trieb als schwie­rig, denn der Mehr­heits­eig­ner ist der rus­si­sche Ros­neft-Kon­zern, des­sen Antei­le unter deut­scher Treu­hand­ver­wal­tung stehen.

Mitt­ler­wei­le habe sich die Stim­mung in der Stadt wie­der gedreht, sagt Phil­ip Poz­do­recz: „Wir packen das jetzt an. Die not­wen­di­gen Unter­neh­men und die Infra­struk­tur für die Trans­for­ma­ti­on sind vor­han­den.“ Und die Schwed­ter selbst ver­fü­gen mehr als aus­rei­chend über Erfah­rung in der Transformation.

Die ein­woh­ner­reichs­te Stadt der Ucker­mark wuchs in den 50er- und 60er-Jah­ren rasant, als mit­ten im länd­li­chen Raum mit der Errich­tung einer Papier­fa­brik und dem Auf­bau der Erd­öl­raf­fi­ne­rie die Indus­trie­tra­di­ti­on der Stadt begrün­det wur­de. Seit ihrer tech­ni­schen Fer­tig­stel­lung im Jahr 1964 spiel­te die PCK-Raf­fi­ne­rie eine zen­tra­le Rol­le in der Ener­gie­ver­sor­gung von Ber­lin und Brandenburg.

Nach 1990 muss­ten die Schwed­ter die Pri­va­ti­sie­rung der Indus­trie, den Bevöl­ke­rungs­rück­gang um 20.000 Ein­woh­ner und den Rück­bau im Woh­nungs­be­stand bewäl­ti­gen. Nun steht der Wan­del zum wich­tigs­ten grü­nen Indus­trie­stand­ort im Nord­os­ten Deutsch­lands bevor. Die Raf­fi­ne­rie selbst zählt zu den moderns­ten ihrer Art in Euro­pa und hat die Umstel­lung auf die nun diver­sen Öllie­fe­ran­ten gemeis­tert, nicht zuletzt dank der umfang­rei­chen Inves­ti­tio­nen in den zurück­lie­gen­den Jah­ren. „Wir haben als Schwed­ter das Gen, den Wan­del selbst in die Hand zu neh­men“, ist sich Poz­do­recz sicher.

Papierherstellung als zweites Standbein

Den zwei­ten gro­ßen indus­tri­el­len Fix­punkt in der Oder­stadt bil­det die Papier­her­stel­lung. Die Lei­pa Georg Lein­fel­der GmbH betreibt hier ihren größ­ten euro­päi­schen Stand­ort für Papier auf 100 Pro­zent Recy­cling­ba­sis. Auch wenn die Nach­fra­ge nach gra­fi­schen Papie­ren etwa durch die Ver­la­ge­rung von Wer­be­ma­te­ria­li­en ins Inter­net rück­läu­fig ist, inves­tiert das Unter­neh­men wei­ter in die Moder­ni­sie­rung der Schwed­ter Produktion.

Bei­de Groß­un­ter­neh­men in der Oder­stadt fun­gie­ren zugleich als Nukle­us für eine Viel­zahl von Ansied­lun­gen. „Wir haben im Umfeld vom Wär­me­tau­scher­bau über Inge­nieur­dienst­leis­tun­gen bis hin zur Pum­pen­tech­nik alles, was ein Indus­trie­stand­ort benö­tigt“, sagt Wirt­schafts­för­de­rer Phil­ip Poz­do­recz. Auf dem Gelän­de der PCK-Raf­fi­ne­rie etwa betreibt die Zör­bi­ger Ver­bio SE die euro­pa­weit ers­te Bio­raf­fi­ne­rie, die direkt auf dem Gelän­de einer Mine­ral­öl­raf­fi­ne­rie behei­ma­tet ist. Ver­bio stellt Bio­etha­nol und Bio­me­than, letz­te­res zu 100 Pro­zent aus Stroh, her. Zudem pro­du­ziert das Unter­neh­men in Schwedt Biodiesel.

Der Metallbauer Butting zählt zu den Industriegrößen in Schwedt. Abbildung: Butting

Der Metall­bau­er But­ting zählt zu den Indus­trie­grö­ßen in Schwedt. Abbil­dung: Butting

Wei­te­re Bei­spie­le: Die But­ting Anla­gen­bau GmbH & Co. KG als Spe­zia­list für Behäl­ter- und Rohr­lei­tungs­bau bedient eben­falls die Erd­öl- und Papier­in­dus­trie am Stand­ort, lie­fert mit mehr als 350 Mit­ar­bei­ten­den und einem Jah­res­um­satz von cir­ca 100 Mil­lio­nen Euro aber auch Behäl­ter und Groß­tanks für unter­schied­lichs­te Bran­chen in alle Welt.

Die mit­tel­stän­di­sche A&W Appa­ra­te & Wär­me­tau­scher­bau GmbH fer­tigt und repa­riert Wär­me­tau­scher, Druck­be­häl­ter und Appa­ra­te für die che­mi­sche und petro­che­mi­sche Indus­trie. Die Grie­se­mann Grup­pe betreibt von Schwedt aus indus­tri­el­len Anla­gen­bau in den Berei­chen Raf­fi­ne­rie, Bio­tech­no­lo­gie, Phar­ma und Green Tech­no­lo­gy in der Ucker­mark und im Nord­os­ten Deutsch­lands. Der Mag­de­bur­ger Ent­sor­gungs- und Recy­cling­spe­zia­list Stork will ab 2027 im Schwed­ter Hafen metal­li­sche Roh­stof­fe auf­be­rei­ten und separieren.

Weiterer Ausbau der Infrastruktur

In Schwedt soll in den kom­men­den Jah­ren wei­ter kräf­tig inves­tiert wer­den. Durch die Raf­fi­ne­rie und das Papier­werk ver­fü­gen die Ucker­mär­ker über die größ­te Indus­trie­flä­che in Bran­den­burg. Der Fokus der Wirt­schafts­för­de­rung liegt zum einen auf der Ent­wick­lung der Bestands­un­ter­neh­men. Dafür ist geplant, 120 Hekt­ar wei­te­re Indus­trie­flä­che zu erschlie­ßen. Vor­aus­sicht­lich 2025 soll aber auch der Bau eines Zen­trums für Trans­for­ma­ti­on als Heim­statt für Start-ups und Werk­stät­ten begin­nen. Von den Kos­ten in Höhe von 18 Mil­lio­nen Euro muss die Stadt einen Eigen­an­teil von 900.000 Euro über vier Jah­re auf­brin­gen. Für den Schwed­ter Hafen ist dar­über hin­aus die Errich­tung eines Indus­trie­g­lei­ses, das den Hafen bes­ser an das Schie­nen­netz anbin­det, mit Inves­ti­tio­nen von rund 110 Mil­lio­nen Euro in der Planung.

Die Uckermark-Trasse des Übertragungsnetzbetreibers Hertz50 wird in der Uckermark dringend erwartet. Abbildung: 50Hertz

Die Ucker­mark-Tras­se des Über­tra­gungs­netz­be­trei­bers Hertz50 wird in der Ucker­mark drin­gend erwar­tet. Abbil­dung: 50Hertz

Von beson­de­rer Bedeu­tung für die Regi­on ist auch die kürz­li­che Fer­tig­stel­lung der Ucker­mark­lei­tung durch den Ber­li­ner Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber 50Hertz. 17 Jah­re dau­er­te das Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren, ein Para­de­bei­spiel für inef­fi­zi­en­te büro­kra­ti­sche Struk­tu­ren und Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren in Deutsch­land. Die Ucker­mark­lei­tung soll Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gien aus dem Nord­os­ten Bran­den­burgs und Tei­len Meck­len­burg-Vor­pom­merns trans­por­tie­ren, um ihn bei­spiels­wei­se für die Ber­li­ner Indus­trie ver­füg­bar zu machen.

Die 125 Kilo­me­ter lan­ge Tras­se ver­bin­det die Umspann­wer­ke Ber­ti­kow bei Prenz­lau, Vier­raden bei Schwedt und Neu­en­ha­gen im Nor­den Ber­lins. Von Vier­raden erfolgt ein Über­gang in das pol­ni­sche Strom­netz. Ein wei­te­rer infra­struk­tu­rel­ler Hoff­nungs­trä­ger ent­steht durch das Was­ser­stoff-Kern­netz, das eben­falls von Nord nach Süd durch die Ucker­mark ver­lau­fen wird. Von Schwedt sind es nur zehn Kilo­me­ter zur geplan­ten Was­ser­stoff­lei­tung, an die die Stadt ange­bun­den wer­den soll.

Auf der Achse Berlin – Stettin

Per­spek­ti­visch wird sich die Wirt­schaft in der Oder­stadt ent­lang einer Ach­se Ber­lin – Stet­tin ent­wi­ckeln. Schon heu­te koope­riert Schwedt mit den Städ­ten Anger­mün­de und Ebers­wal­de, ins­be­son­de­re mit der Hoch­schu­le für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung in Ebers­wal­de. Die Stadt will auch von For­schung und Ent­wick­lung an Ber­li­ner Hoch­schu­len und an der West­pom­mer­schen Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät im pol­ni­schen Stet­tin pro­fi­tie­ren. Im Gegen­zug offe­rie­ren die Schwed­ter Mög­lich­kei­ten zur prak­ti­schen For­schung in der Industrie.

Die Stadt Schwedt möchte stärker mit der Hochschule Eberswalde zusammenarbeiten. Abbildung: HNE Eberswalde

Die Stadt Schwedt möch­te stär­ker mit der Hoch­schu­le Ebers­wal­de zusam­men­ar­bei­ten. Abbil­dung: HNE Eberswalde

Die Ver­bin­dung zu Polen wird bereits heu­te im All­tag gelebt, könn­te aber noch stär­ker inten­si­viert wer­den. Täg­lich pen­deln mehr als 400 Fach­kräf­te aus Polen nach Schwedt ein. Roh­stof­fe wie Holz oder Stroh für die Bio­raf­fi­ne­rie wer­den aus dem Nach­bar­land impor­tiert. Es bleibt aber die offe­ne Fra­ge nach einer bes­se­ren ver­kehr­li­chen Anbin­dung der Stadt an das Nach­bar­land. Ein neu­er Grenz­über­gang nörd­lich von Schwedt steht wei­ter auf der Tages­ord­nung, eben­so der Anschluss der Stadt an das pol­ni­sche Schienennetz.

Heimat erneuerbarer Energien

Schwedt gehört zur Ucker­mark. Bis auf den nörd­li­chen Teil, der in Meck­len­burg-Vor­pom­mern liegt, ist die Regi­on iden­tisch mit dem gleich­na­mi­gen bran­den­bur­gi­schen Land­kreis. Er ist umge­ben von den ber­lin­na­hen Land­krei­sen Bar­nim und Ober­ha­vel und der pol­ni­schen Woi­wod­schaft West­pom­mern sowie der Lan­des­gren­ze zu Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Neben Schwedt zäh­len die Kreis­stadt Prenz­lau sowie die Städ­te Anger­mün­de und Temp­lin zu den größ­ten Ansied­lun­gen in der Uckermark.

Mit einer Flä­che von 3.077 Qua­drat­ki­lo­me­tern und 117.803 Ein­woh­nern – das ist eine mitt­le­re Ein­woh­ner­dich­te von 38 Ein­woh­nern pro Qua­drat­ki­lo­me­ter – gehört die Ucker­mark zu den am dünns­ten besie­del­ten Regio­nen Deutsch­lands. Rund 60 Pro­zent der Flä­che der Ucker­mark ste­hen unter Natur- und Land­schafts­schutz, ins­be­son­de­re der Natur­park Ucker­mär­ki­sche Seen, das Bio­sphä­ren­re­ser­vat Schorf­hei­de-Cho­rin und der Natio­nal­park Unte­res Odertal.

Wäh­rend sich Schwedt in der Trans­for­ma­ti­on von fos­si­len zu grü­nen Ener­gie­trä­gern befin­det, dreht sich in der Ucker­mark wirt­schaft­lich bereits viel um den Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien. Ein Regio­nal­plan mit dem benach­bar­ten Bar­nim koor­di­niert die Pla­nung der Land­krei­se für den Aus­bau der Wind­ener­gie, aber auch für neue Gewer­be­flä­chen oder die Roh­stoff­för­de­rung. Gemein­sam wol­len die Land­krei­se die Errich­tung von Solar­an­la­gen, Wind­rä­dern, Gewer­be­ge­bie­ten und Tou­ris­mus­pro­jek­ten organisieren.

Kari­na Dörk, Land­rä­tin des Land­krei­ses Ucker­mark, begrüßt die Koope­ra­ti­on: „Es freut mich beson­ders, dass wir es geschafft haben, einen inte­grier­ten Plan auf­zu­stel­len, der schon heu­te die erst bis zum Jahr 2032 gefor­der­ten 2,2 Pro­zent Flä­chen für Wind­ener­gie aus­weist. Damit herrscht sowohl für die Bevöl­ke­rung als auch für die Kom­mu­nen und Unter­neh­men Pla­nungs­si­cher­heit.“ Für die Wind­ener­gie­nut­zung gilt in der Regi­on Ucker­mark-Bar­nim nun, dass die bau­recht­li­che Pri­vi­le­gie­rung von Wind­ener­gie­an­la­gen nur noch inner­halb der fest­ge­leg­ten 49 Vor­rang­ge­bie­te für die Wind­ener­gie­nut­zung gilt. Denn der Boom von Wind- und Solar­ener­gie auf Agrar­flä­chen und in Wäl­dern ist auch in der Ucker­mark nicht unumstritten.

Enertrag expandiert mit erneuerbaren

Ein her­aus­ra­gen­des Bei­spiel für die wirt­schaft­li­che Bedeu­tung der erneu­er­ba­ren Ener­gien in der Ucker­mark ist das Unter­neh­men Ener­trag SE in Dau­er­thal, einem Orts­teil von Schen­ken­berg. Ener­trag zählt zu den füh­ren­den ost­deut­schen Akteu­ren im Bereich der nach­hal­ti­gen Ener­gie, unter ande­rem als Anbie­ter von Ver­bund­kraft­wer­ken. Die Ucker­mär­ker ver­fol­gen dabei einen ganz­heit­li­chen Ansatz: Die Ent­wick­lung, der Bau und der Betrieb von Wind-, PV- und Elek­tro­ly­se-Anla­gen ver­bun­den mit dem Aus­bau der ent­spre­chen­den Netzinfrastruktur.

Das Unter­neh­men mit über 1.100 Mit­ar­bei­ten­den ver­fügt über eige­ne Ener­gie­an­la­gen von über 900 MW und betreibt Pro­jek­te in neun Län­dern auf vier Kon­ti­nen­ten. Ener­trag for­ciert auch das Pro­jekt „Elek­tro­ly­se­kor­ri­dor Ost­deutsch­land“. Es umfasst eine Elek­tro­ly­se­ka­pa­zi­tät von 185 Mega­watt, ver­teilt auf zwei Stand­or­te in Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Bran­den­burg. Bereits 2011 nahm Ener­trag in Prenz­lau das welt­weit ers­te Was­ser­stoff-Hybrid­kraft­werk sei­ner Art in Betrieb. Es erzeugt grü­nen Was­ser­stoff durch Elek­tro­ly­se aus Wind­strom, der unter ande­rem zum Hei­zen, zum Betan­ken von Pkw und Bus­sen sowie in indus­tri­el­len Pro­zes­sen zum Ein­satz kommt.

Solarindustrie in Turbulenzen

Weit­aus schwie­ri­ger gestal­tet sich die Zukunft der Solar­in­dus­trie, die vor allem in Prenz­lau behei­ma­tet ist. Bei der Aleo Solar GmbH herrscht schon seit län­ge­rer Zeit Kurz­ar­beit, die Zukunft ist mehr als gefähr­det. Bil­lig­im­por­te aus Asi­en for­dern die bran­den­bur­gi­sche Pro­duk­ti­on her­aus. Eine Schlie­ßung wäre ein Schlag für den Stand­ort Prenz­lau, der zuletzt schon den Ver­lust der Arbeits­plät­ze bei der Bory­szew Ober­flä­chen­tech­nik Deutsch­land GmbH, einem Her­stel­ler von gal­va­nisch beschich­te­ten Kunst­stoff­tei­len und Sys­te­men für die Auto­mo­bil­in­dus­trie, ver­kraf­ten musste.

Ande­re Solar­spe­zia­lis­ten sind wei­ter vor Ort wie die Aut­arq GmbH, die Ton­dach­zie­geln zu Solar­dach­zie­geln wei­ter­ent­wi­ckelt. Die Ako­tec Pro­duk­ti­ons­ge­sell­schaft mbH in Anger­mün­de pro­du­ziert Voll-Vaku­um­röh­ren­kol­lek­to­ren zur Erzeu­gung von grü­ner Wär­me. Zahl­rei­che ande­re Fir­men in der Ucker­mark wid­men sich der Bera­tung, Instal­la­ti­on, Pro­duk­ti­on oder Ser­vices rund um das The­ma Solarenergie.

Prenz­lau ist aber auch bekannt als Stand­ort des Maschi­nen­baus und der Arma­tu­ren­in­dus­trie. Ab 1972 nahm das Arma­tu­ren­werk Prenz­lau (AWP) die Pro­duk­ti­on von Käl­te­ar­ma­tu­ren vor allem für den Export auf. Heu­te beschäf­tigt die GEA AWP GmbH rund 100 Arbeits­kräf­te, die Arma­tu­ren und Kom­po­nen­ten für Kol­ben­ver­dich­ter und Indus­trie­käl­te­an­la­gen fer­ti­gen. Der Anla­gen­bau­er GEA inves­tiert bis ins Jahr 2026 rund 5,5 Mil­lio­nen Euro in die Moder­ni­sie­rung der Arma­tu­ren-Pro­duk­ti­on in Prenzlau.

Als länd­li­che Regi­on bil­det die Ucker­mark auch einen wirt­schaft­li­chen Schwer­punkt in der Land- und Forst­wirt­schaft mit Unter­neh­men wie der 1992 gegrün­de­ten Ucker­mär­ker Milch GmbH im Besitz der Ost­milch Han­dels GmbH. Sie pro­du­ziert mit 110 Mit­ar­bei­ten­den in Prenz­lau But­ter, But­ter­milch und Quark. Dage­gen wur­de die Eis­creme­pro­duk­ti­on in Prenz­lau im letz­ten Jahr nach 30 Jah­ren ein­ge­stellt. In Anger­mün­de lie­fert die Hem­me Milch GmbH & Co. KG mit 30 Mit­ar­bei­ten­den Milch, But­ter und Joghurt für den Ein­zel­han­del in Ber­lin, Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Bran­den­burg. Die 1991 gegrün­de­te Robe­ta Holz OHG in Mil­mers­dorf schließ­lich ver­ar­bei­tet mit rund 180 Beschäf­tig­ten cir­ca 300.000 Fest­me­ter hei­mi­sches Rund­holz zu Pro­duk­ten für den Holz­han­del, für Holz­bau- und Zim­me­rei­be­trie­be sowie für die Verpackungsindustrie.

Ucker­mark

 

  • Regi­on: Land­kreis Ucker­mark (117.803 Einwohner)
  • Städ­te: Schwedt (33.605 Ein­woh­ner), Prenz­lau (19.022 Ein­woh­ner), Temp­lin (15.604 Einwohner)
  • Nach­bar­re­gio­nen: Land­kreis Meck­len­bur­gi­sche Seen­plat­te, Land­kreis Vor­pom­mern-Greifs­wald, Land­kreis Bar­nim, Land­kreis Ober­ha­vel, Woi­wod­schaft West­pom­mern (woje­wództ­wo zachodniopomorskie)
  • Bran­chen: Erd­öl­ver­ar­bei­tung, Metall- und Maschi­nen­bau, Papier­in­dus­trie, Ener­gie­wirt­schaft, Holz­wirt­schaft, Land­wirt­schaft, Nah­rungs­mit­tel­in­dus­trie, Hand­werk, Tourismus
  • Ver­kehr:
    Stra­ße: Auto­bah­nen A 11, A 20; Bun­des­stra­ßen B 2, B 109, B 158, B 166, B 198
    Schie­ne: Ver­bin­dun­gen Ber­lin-Stral­sund, Ber­lin-Stet­tin, Berlin-Schwedt
    Was­ser: Havel-Oder-Was­ser­stra­ße, Oder
  • Arbeits­lo­sen­quo­te: Land­kreis Ucker­mark elf Prozent


Ein Bei­trag des Re
dak­ti­ons­netz­werks Wirtschaft+Markt (dort zuerst erschie­nen am 11. Dezem­ber 2024).

 

Banner Footer 1

Test Half Banner

Banner Footer 2

Test Half Banner

Banner Footer 3

Test Half Banner