Mit der Besetzung des Ressorts für Wirtschaft und Energie durch die in Brandenburg geborene Katherina Reiche ist dem voraussichtlich nächsten Bundeskanzler Friedrich Merz ein echter Coup gelungen. So sieht das Frank Nehring, Herausgeber von Wirtschaft+Markt.

Frank Nehring, Herausgeber Wirtschaft+Markt. Abbildung: Bernd Brundert
Katherina Reiche, die Kompetente
Die Diplom-Chemikerin (Universität Potsdam, Clarkson University New York, Universität Turku in Finnland) zog mit gerade mal 25 Jahren in den Bundestag ein und blieb bis 2015 für die CDU dabei. Zwischenzeitlich auch als stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion. 2009 warnte sie vor der Energiekrise und warb für neue Atomkraftwerke. Von 2009 bis 2013 war Katherina Reiche Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, von 2013 bis 2015 Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.
2015 wechselte sie dann als Cheflobbyistin bzw. Hauptgeschäftsführerin zum Verband kommunaler Unternehmen, in dem bundesweit rund 1.500 Mitgliedsunternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 119 Milliarden Euro und mir zusammen mehr als 275.000 Beschäftigten organisiert sind.
Im September 2019, fünf Jahre später, übernahm sie den Vorsitz des Vorstandes der EON-Tochter Westenergie, seit Mitte 2020 ist sie zudem Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates der Bundesregierung.
Katherina Reiche gilt als eine der führenden und zugleich wenigen Spitzenmanagerinnen der Energiebranche. Die komplizierte Energiewende mit einer positiven Wirtschaftswende zu verknüpfen ist eine Mammutaufgabe. Die Kompetenz bringt Katherina Reiche mit.

Katherina Reiche wird Wirtschaftsministerin. Abbildung: Westenergie
Katherina Reiche, die Richtige
Bei der Bildung von Regierungen machen der Proporz und die Priorität der einzelnen Prioritäten den Verantwortlichen schwer zu schaffen, sodass sich hin und wieder der Eindruck nicht vermeiden lässt, dass Kompetenz als Kriterium nachgeordnet sei, weit hinter Landesgruppenzugehörigkeiten, Geschlecht u. v. a. m. Nun ist Katherina Reiche eine Frau im besten Alter. Sie wird im Juli 52 Jahre alt, hat drei Kinder und sie ist im brandenburgischen Luckenwalde geboren, also im Osten. Damit gilt seitens der CDU auch gleich die Forderung nach ostdeutscher Präsenz im Kabinett als erfüllt. Natürlich gibt es unterschwellige Kritik daran, dass sie dem Osten den Rücken gekehrt hat und bis zuletzt beim größten regionalen Energiedienstleister und Infrastrukturanbieter Deutschlands in NRW tätig war. Die ganze Diskussion um Präsenz oder Nichtpräsenz von Ostdeutschen im Bundeskabinett, die Debatten um einen Ostbeauftragten und Ähnliches sind meines Erachtens Scheindiskussionen. Warum sollte Katherina Reiche keine gute Vertreterin der Ostdeutschen sein, kann sie doch als Ostdeutsche auf eine beachtliche Karriere verweisen? Ob sie nun als „Ostbeauftragte“ im Kabinett auftritt, mag dahingestellt sein. Vielleicht genügt es ja, eine gute Wirtschaftsministerin zu werden.
Ein Beitrag des Redaktionsnetzwerks Wirtschaft+Markt.