Wie ließen sich Luxusprodukte mit sozialistischer Ideologie vereinbaren? Wer kaufte Meissener Porzellan und wohin wurde es exportiert? Wie sah der Arbeitsalltag in der Herstellung aus? Der Begleitband zur Sonderausstellung im Japanischen Palais in Dresden erzählt die Geschichte der traditionsreichen Manufaktur.
Meissener Porzellan hatte in der DDR einen hohen Prestigewert. Aufgrund ihrer weltweiten Bekanntheit und ihrer internationalen Handelsbeziehungen kam der Manufaktur zudem eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung zu. Auch in der Bundesrepublik erfreute sich das Meissener Porzellan großer Beliebtheit und Nachfrage.
Der Begleitband beleuchtet erstmals die Geschichte der Manufaktur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er zeigt, welche individuellen Erfahrungen und Erinnerungen mit dem identitätsstiftenden Mythos „Meissen“ in Ost- und Westdeutschland verbunden sind.
In ihrer Einführung hebt Mitherausgeberin Julia Weber hervor, dass sich am Beispiel der Meissener Porzellanmanufaktur die engen wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen zwischen Ost- und Westdeutschland zeigten. Die Auseinandersetzung mit dieser Geschichte sei demnach ein „aufschlussreiches Puzzlestück“ der gesamtdeutschen Erzählung.
Die folgenden Beiträge gliedern sich in vier reich bebilderte Kapitel, die unterschiedliche Aspekte der Meissener Manufakturgeschichte in der DDR beleuchten: von der politischen Bedeutung über die künstlerische Entwicklung bis hin zur wirtschaftlichen Lage und zu den Erfahrungen der Mitarbeitenden. Das erste Kapitel mit dem Titel „Porzellan und Politik“ untersucht die Rolle der weltberühmten Manufaktur im Rahmen der sozialistischen Staatsideologie. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Auftrag, neben historischen Formen auch neue Entwürfe zu schaffen, darunter das bekannte Dekor „1001 Nacht“. Das dritte Kapitel analysiert die wirtschaftliche Situation Meißens, während das vierte Kapitel den Blick auf die Geschichten der Menschen hinter den Kulissen richtet.
Der Band enthält neben Beiträgen von Suzanne L. Marchand, Thomas Flierl, Dierk Hoffmann, Linda Söffker, Christian Lechelt, Klara Nemeckova und vielen anderen auch eine Chronik der Porzellanmanufaktur Meissen zwischen 1945 und 1996 von Sebastian Bank sowie Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.
Die Sonderausstellung „Die blauen Schwerter. Meissen in der DDR” ist vom 20. September 2025 bis zum 22. Februar 2026 im Japanischen Palais in Dresden zu sehen.
BUCHTIPP:
|