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Berliner Fernsehturm: Zum 60. Jahrestag eines ersten Spatenstichs, den es nie gab

Der Ber­li­ner Fern­seh­turm – mit 368 Metern das höchs­te Bau­werk Deutsch­lands – ziert unzäh­li­ge Logos, Labels und Tou­ris­mus­bro­schü­ren. Mit über einer Mil­li­on Besu­chern jähr­lich ist er eine der meist­be­such­ten Sehens­wür­dig­kei­ten Deutsch­lands und er blickt auf eine beweg­te Geschich­te zurück.

Nahansicht der Turmkugel des Berliner Fernsehturms. Abbildung: studio kohlmeier berlin

Nahan­sicht der Turm­ku­gel des Ber­li­ner Fern­seh­turms. Abbil­dung: stu­dio kohl­mei­er berlin

Gebaut wur­de der Fern­seh­turm von 1965 bis 1969 im inter­na­tio­na­len Stil von der Deut­schen Post der DDR, anstel­le des abge­ris­se­nen Mari­en­vier­tels in Ber­lin-Mit­te. Ursprüng­lich soll­te er an einem ganz ande­ren Ort errich­tet wer­den: in Müg­gel­ber­ge, einem Hügel­zug in Ber­lin-Köpe­nick. Dort hät­te auch der Bau eines 130 Meter hohen Turms genügt, um die lücken­lo­se Abde­ckung des Fern­seh­emp­fangs zu gewähr­leis­ten. Doch nur ein Jahr nach Bau­be­ginn im Jahr 1954 muss­te das Pro­jekt mit dem Deck­na­men F4 ein­ge­stellt wer­den. Grund war die Fest­stel­lung des Innen­mi­nis­te­ri­ums, dass der Turm durch sei­ne Höhe den Flug­be­trieb am Ran­de der Ein­flug­schnei­se des Flug­ha­fens Ber­lin-Schö­ne­feld gefähr­den könn­te. Das bis zum Zeit­punkt des Bau­stopps fer­tig­ge­stell­te Gebäu­de des Fern­seh­turms Müg­gel­ber­ge wur­de spä­ter wet­ter­fest gemacht und dient heu­te der Deut­schen Tele­kom als Richtfunkknoten.

Ehemaliger Fernsehturm Müggelberg. Abbildung: Wikimedia Commons, Sojka, Wladyslaw, www.sojka.photo

Ehe­ma­li­ger Fern­seh­turm in Müg­gel­ber­ge. Abbil­dung: Wiki­me­dia Com­mons, Wla­dys­law Sojka

Schon früher galt: Lage, Lage, Lage!

In den fol­gen­den Jah­ren hät­te die DDR-Regie­rung das Monu­men­tal­bau­werk aus gut 11.000 Kubik­me­tern Stahl und Beton dann bei­na­he mit­ten in den Volks­park Fried­richs­hain gestellt, doch auch die­ser Plan miss­lang. Dies­mal schei­ter­te das Bau­vor­ha­ben an schlich­tem Geld­man­gel, weil die Regie­rung (unter ande­rem wegen der hor­ren­den Kos­ten des Baus der Ber­li­ner Mau­er) in einer wirt­schaft­li­chen Kri­se steck­te. Den heu­ti­gen Stand­ort hat­te schließ­lich Ger­hard Kosel, dama­li­ger Prä­si­dent der Deut­schen Bau­aka­de­mie 1964, vor­ge­schla­gen. Dar­auf­hin wur­de das Pro­jekt von Wal­ter Ulb­richt, dem ers­ten Sekre­tär des Zen­tral­ko­mi­tees der SED, abge­seg­net und in Auf­trag gegeben.

Fundament eines Berliner Schwarzbaus

Mit dem Fund des idea­len Stand­orts hör­te die aben­teu­er­li­che Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Ber­li­ner Fern­seh­turms noch nicht auf. Schon nach weni­gen Mona­ten waren die Kos­ten des Baus der­art explo­diert, dass die ver­an­schlag­ten Gesamt­kos­ten von 33 Mil­lio­nen Mark bereits über­schrit­ten waren. Grund dafür waren die Abriss­ar­bei­ten teils völ­lig intak­ter Gebäu­de auf knapp 30.000 m2 Wohn- und Lager­flä­che und damit ein­her­ge­hen­de Ent­schä­di­gungs­zah­lun­gen, die mit ins­ge­samt 38,8 Mil­lio­nen Mark zu Buche schlu­gen. Aus die­sem Grund erteil­ten Bau­auf­sicht und Plan­kom­mis­si­on kei­ne wei­te­ren Son­der­ge­neh­mi­gun­gen mehr, was im Som­mer 1965 zum völ­li­gen Bau­stopp führ­te. Erst ein Ein­griff auf obers­ter Regie­rungs­ebe­ne sorg­te für die Fort­set­zung der Arbei­ten am Pro­jekt. So gin­gen die Arbei­ten wei­ter – ohne offi­zi­el­le Grund­stein­le­gung, Bau­ge­neh­mi­gung oder ers­ten Spatenstich.

Stumpf des Fernsehturms Berlin. Baufortschritt am 10. August 1966. Abbildung: Creative Commons, CC BY-SA 3.0, Roehrensee

Stumpf des Ber­li­ner Fern­seh­turms. Bau­fort­schritt am 10. August 1966. Abbil­dung: Crea­ti­ve Com­mons, CC BY-SA 3.0, Roehrensee

Berliner Fernsehturm: Bau und Fertigstellung

Nach­dem das Fun­da­ment im Herbst 1965 fer­tig­ge­stellt wor­den war, konn­te der Turm­schaft mit­tels Klet­ter­bau­wei­se errich­tet wer­den. Die wei­te­ren Bau­ar­bei­ten gin­gen zügig vor­an, sodass der Turm bereits ein Jahr spä­ter, am 4. Okto­ber 1966, die 100-Meter-Mar­ke knack­te. Par­al­lel dazu wur­de die Turm­ku­gel in Vor­mon­ta­ge kon­stru­iert, für die sogar Edel­stahl aus West­deutsch­land impor­tiert wur­de. Zwi­schen­bi­lanz 1967: Bau­kos­ten von 95 Mil­lio­nen Mark. Von März bis Okto­ber 1968 wur­den die Seg­men­te der Kugel in die Höhe geho­ben und mon­tiert. Nach der Fer­tig­stel­lung die­ses Bau­ab­schnitts am 7. Okto­ber wur­de die Flag­ge der DDR gehisst und das Richt­fest gefei­ert. Es folg­ten die Arbei­ten an der Spit­ze und dem über der Kugel befind­li­chen Anten­nen­ge­rüst sowie der Innen­aus­bau. Am 3. Okto­ber 1969 erfolg­te die Eröff­nung. Doch die 53 Mona­te Bau­zeit im Drei­schicht­be­trieb hin­ter­lie­ßen tie­fe Spu­ren im Bud­get. Am Ende belie­fen sich die Kos­ten auf über 132 Mil­lio­nen DDR-Mark – einem Viel­fa­chen des ursprüng­lich Geplanten.

Hissen der Flagge auf der fertiggestellten Turmkugel. Abbildung: Wikimedia Commons, Bundesarchiv, Sturm, Horst, CC-BY-SA 3.0

His­sen der Flag­ge auf der fer­tig­ge­stell­ten Turm­ku­gel. Abbil­dung: Wiki­me­dia Com­mons, Bun­des­ar­chiv, Sturm, Horst, CC-BY-SA 3.0

Aussichtsplattform und Sphere Bar

„Fern­mel­de­turm 32“ heißt er ganz offi­zi­ell, der Ber­li­ner Fern­seh­turm. Er dient seit jeher als Stand­ort meh­re­rer Rund­funk­sen­der für Hör­funk und Fern­se­hen. Sei­ne Haupt­at­trak­ti­on ist aber eine ande­re. Die meis­ten Besu­cher inter­es­sie­ren sich weit mehr für die Aus­sichts­platt­form samt Bar auf 203 Metern sowie das Dreh­re­stau­rant auf 207 Metern Höhe. Schließ­lich hat man von bei­den Loca­ti­ons aus einen ein­ma­li­gen Rund­um­blick auf die Wei­ten der Haupt­stadt. Das Stan­dard­ti­cket für einen Besuch der Aus­sichts­platt­form kos­tet regu­lär 30,50 Euro.

Nach umfas­sen­den Umbau­maß­nah­men wur­de die auf der unte­ren Aus­sichts­platt­form befind­li­che höchs­te Bar Ber­lins als „Sphe­re Bar“ Anfang 2024 neu eröff­net. Ent­wor­fen und umge­setzt wur­de das Kon­zept vom Stutt­gar­ter Büro DIA Dit­tel Archi­tek­ten. Die­ses hat dar­auf geach­tet, beim Inte­ri­or das Flair des Ori­gi­nal­de­signs zu erhal­ten, ohne dabei alt­ba­cken zu wir­ken. Beim neu­en Bar­kon­zept setzt man auf regio­na­le Pro­duk­te und Part­ner. So fin­den sich Brlo-Bie­re an der Zapf­an­la­ge, Mam­pe-Spi­ri­tuo­sen in den Long­drinks und bei den Snacks Brot­krea­tio­nen von Zeit für Brot. Die ostdeutschland.info-Redaktion hat sich bei einem Besuch des Fern­seh­turms Ende Sep­tem­ber von der Qua­li­tät der ange­bo­te­nen Spei­sen über­zeugt. Pas­send zur Loca­ti­on sind die Prei­se geho­ben, aber ange­mes­sen. An der Sphe­re Bar kos­tet die Cur­ry­wurst 9,50 Euro, genau wie der hal­be Liter Bier.

Die neue Sphere Bar auf der Aussichtsplattform. Abbildung: Sphere Bar im Berliner Fernsehturm

Die neue Sphe­re Bar auf der Aus­sichts­platt­form. Abbil­dung: Sphe­re Bar im Ber­li­ner Fernsehturm

Zu Gast im höchstgelegenen Kugelrestaurant der Welt

Ein Stock­werk höher wur­de das ehe­ma­li­ge „Tele­ca­fé“ kom­plett reno­viert und als „Sphe­re by Tim Raue“ Anfang Juni 2025 neu eröff­net. „Der Fern­seh­turm ist das Wahr­zei­chen Ber­lins – für mich als Ber­li­ner ist es eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit, die­sen Ort kuli­na­risch zu gestal­ten und damit Ost und West auf dem Tel­ler zu ver­ei­nen“, so Ster­ne­koch Raue in die­sem Zusam­men­hang. Dem holp­ri­gen Start mit aus­ge­fal­le­nem Kas­sen­sys­tem und von Gäs­ten als zu klein emp­fun­de­nen Por­tio­nen zum Trotz besteht wei­ter­hin hoher Andrang auf die 240 Plät­ze des belieb­ten Dreh­re­stau­rants. Da stört es auch nicht, dass Gäs­te die 90-Minu­ten-Reser­vie­rung bezah­len müs­sen (regu­lär 33,50 Euro). Auf der Kar­te war­ten dann zum Bei­spiel der Gar­ne­len-Cock­tail KaDe­We (16 Euro), Königs­ber­ger Klop­se (28 Euro) und eine Schwe­den-Eis­be­cher (7,50 Euro).

Auch im Restau­rant waren die DIA Dit­tel Archi­tek­ten am Werk. Sie haben viel Wert gelegt auf war­me Far­ben, iko­ni­sche Lini­en und einen Hauch Pan-Am-Lounge-Flair. „Wir sind sehr glück­lich mit dem Ergeb­nis des Umbaus“, schwärmt Anja Nit­sch, die Geschäfts­füh­re­rin des Ber­li­ner Fern­seh­turms. „Es ist ein Restau­rant ent­stan­den, in dem man sich wohl und will­kom­men fühlt und wo man, dank des gut durch­dach­ten Licht­kon­zepts auch in den Abend­stun­den einen unver­gleich­li­chen Blick über unse­re Stadt hat.“

Tim Raue präsentiert das "Sphere" im Drehrestaurant des Berliner Fernsehturms. Abbildung: Nils Hasenau

Tim Raue prä­sen­tiert das „Sphe­re“ im Dreh­re­stau­rant des Ber­li­ner Fern­seh­turms. Abbil­dung: Nils Hasenau

Geschichte zum Anfassen

Ein High­light für Geschichts­fans sind die Aus­stel­lungs­flä­chen im Foy­er des Fern­seh­turms. Denn dort las­sen sich sei­ne Ent­ste­hung und die gehei­men Orte in sei­nem Inne­ren vir­tu­ell erkun­den. Dabei legt das VR-Erleb­nis „Berlin’s Odys­sey“ den Fokus auf die Geschich­te Ber­lins, wäh­rend Teil zwei „Berlin’s Odys­sey ‒ The Ber­li­ner Fern­seh­turm Dis­co­very“ die Ent­ste­hung des Turms erleb­bar macht. Im obe­ren Foy­er des Ber­li­ner Fern­seh­turms befin­det sich zudem eine his­to­ri­sche Dau­er­aus­stel­lung mit fünf inter­ak­ti­ven Inseln, wel­che die Geschich­te der Stadt und des Turms mit beweg­ten Bil­dern, Vide­os und einem inter­ak­ti­ven Stadt­mo­dell erzäh­len. Tickets beinhal­ten den Ein­tritt zur Aus­sichts­platt­form und kos­ten regu­lär 36,50 Euro.

Der Turm lässt sich vor Ort auch virtuell erkunden. Abbildung: Silver Nebula

Der Ber­li­ner Fern­seh­turm lässt sich vor Ort auch vir­tu­ell erkun­den. Abbil­dung: Sil­ver Nebula

Von Telespargel bis Sankt Walter

Übri­gens heißt es oft, die Ber­li­ner wür­den den Fern­seh­turm „Tele­spar­gel“ nen­nen. Aber die­ser Spitz­na­me war von den DDR-Offi­zi­el­len gewünscht und setz­te sich schon vor 1989 nicht durch. Dage­gen kur­sier­ten vom Volk geschaf­fe­ne Spitz­na­men wie „Impo­nier­keu­le“, „Protzsten­gel“ und auf­grund des bei direk­ter Son­nen­ein­strah­lung auf der Turm­ku­gel ent­ste­hen­den Licht­kreu­zes „Rache des Paps­tes“ oder „Sankt Wal­ter“. Gänz­lich falsch ist im Übri­gen die Bezeich­nung Alex – damit ist der Alex­an­der­platz neben dem Fern­seh­turm gemeint. Die Ber­li­ner sagen in der Regel ein­fach Fern­seh­turm. Und die meis­ten von ihnen wür­den sich sicher freu­en, wenn man ihn wei­ter­hin von über­all in der Stadt aus sehen könn­te statt ihn zuzubauen.

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