@mrjackson

Banner Leaderboard

Banner Leaderboard

Banner Leaderboard 2

Banner Leaderboard 2

Carsten Schneider: Der Ostbeauftragte der Bundesregierung zieht Bilanz

Die Amts­zeit des Staats­mi­nis­ters und Beauf­trag­ten der Bun­des­re­gie­rung für Ost­deutsch­land, Cars­ten Schnei­der, endet durch die anste­hen­den Neu­wah­len frü­her als geplant. W+M sprach mit dem Ost­be­auf­trag­ten über das Erreich­te und woll­te wis­sen, was jetzt liegenbleibt.

Staatsminister Carsten Schneider, Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland. Abbildung: Bundesregierung, Steffen Kugler

Staats­mi­nis­ter Cars­ten Schnei­der, schei­den­der Beauf­trag­ter der Bun­des­re­gie­rung für Ost­deutsch­land. Abbil­dung: Bun­des­re­gie­rung, Stef­fen Kugler

W+M: Die Streitereien der Ampelparteien haben zu Neuwahlen geführt. Inwieweit haben die Kontroversen zwischen den Regierungsparteien Ihre Arbeit als Ostbeauftragter beeinträchtigt?

Cars­ten Schnei­der: Bei den Ent­schei­dun­gen der Bun­des­re­gie­rung für Ost­deutsch­land herrsch­te Einig­keit. Ich konn­te mich immer auf mei­ne Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen am Kabi­netts­tisch ver­las­sen, mei­ne Anlie­gen wur­den auf­ge­grif­fen. Dass schlech­te öffent­li­che Auf­tre­ten der Koali­ti­on hat die Ergeb­nis­se der Arbeit lei­der oft verdeckt.

W+M: Wird es noch einen Abschlussbericht des Ostbeauftragten geben?

Cars­ten Schnei­der: Nein. Die nächs­te Bun­des­re­gie­rung muss ent­schei­den, wie sie mit der Berichts­pflicht des Bun­des­ta­ges umgeht. Ich habe in die­ser Wahl­pe­ri­ode einen neu­en Ansatz mit dem eigen­stän­di­gen Bericht des Ost­be­auf­trag­ten vor­ge­legt, um ein dif­fe­ren­zier­te­res Bild von Ost­deutsch­land zu zeigen.

W+M: Was haben Sie in Ihrer Amtszeit erreicht?

Cars­ten Schnei­der: Eine gan­ze Men­ge. Und die Her­aus­for­de­run­gen waren groß. Nach dem bru­ta­len rus­si­schen Angriff auf die Ukrai­ne muss­ten wir die Ener­gie­ver­sor­gung sichern und den Betrieb der für Ost­deutsch­land wich­ti­gen Raf­fi­ne­rien in Schwedt und Leu­na auf­recht­erhal­ten. Mit einem Zukunfts­pro­gramm aus GRW-Mit­teln (Bund-Län­der-Gemein­schafts­auf­ga­be „Ver­bes­se­rung der regio­na­len Wirt­schafts­struk­tur“ GRW; Anm. Red.) haben wir dort zusätz­lich die Wei­chen für einen Wech­sel hin zu kli­ma­freund­li­che­ren Ener­gie­trä­gern gestellt. In Ros­tock konn­ten wir die tra­di­ti­ons­rei­chen Arbeits­plät­ze der insol­ven­ten Nep­tun­werft ret­ten – als Stand­ort des Mari­ne­ar­se­nals, aber auch zum Bau von Kon­ver­ter-Platt­for­men für Offshore-Windenergie.

Auch haben wir als Bun­des­re­gie­rung den Struk­tur­wan­del in der Lau­sitz wei­ter unter­stützt. Dafür ste­hen Mil­li­ar­den­hil­fen bereit und es wer­den mehr Arbeits­plät­ze ent­ste­hen als durch das Ende des Koh­le­ab­baus weg­fal­len. Auch die Grün­dung von zwei Groß­for­schungs­ein­rich­tun­gen hilft dabei, die Regi­on für neue Fach­kräf­te attrak­tiv zu machen. Hin­zu kommt: Künf­tig sol­len neue Bun­des- und For­schungs­ein­rich­tun­gen vor­ran­gig in Ost­deutsch­land ange­sie­delt wer­den, dazu hat die Regie­rung einen Kabi­netts­be­schluss gefasst.

Aber auch von pri­va­ten Inves­ti­tio­nen hat der Osten deut­lich pro­fi­tiert. Und das aus gutem Grund. Denn wir haben in Ost­deutsch­land eine sehr gute Ver­sor­gung mit erneu­er­ba­ren Ener­gien, vie­le ver­füg­ba­re Flä­chen, eine grund­sätz­lich indus­trie­freund­li­che Bevöl­ke­rung und gut aus­ge­bil­de­te Fach­kräf­te. Auch wenn sich die Ansied­lung von Intel in Mag­de­burg erst ein­mal ver­zö­gert, ist viel gelun­gen. Zum Bei­spiel mit der Ansied­lung von Tes­la in Bran­den­burg, dem Bat­te­rie­her­stel­ler CATL in Thü­rin­gen oder dem Chip­her­stel­ler TSMC in Dresden.

Die Zusam­men­ar­beit mit den ost­deut­schen Bun­des­län­dern läuft dabei sehr gut. Hier hilft die Bün­de­lung der Inter­es­sen über die Kon­fe­renz der ost­deut­schen Regie­rungs­chefs. Wir haben dort bei­spiels­wei­se gemein­sam sehr früh Beschlüs­se zur gesteu­er­ten Zuwan­de­rungs­po­li­tik oder für eine klu­ge Ener­gie­po­li­tik gefasst. So füh­ren die Neu­re­ge­lun­gen der Ver­teil­netz­ent­gel­te dazu, dass die ost­deut­schen Län­der nicht mehr mit höhe­ren Ent­gel­ten dafür bestraft wer­den, mehr Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gien zu pro­du­zie­ren als ande­re Regio­nen. Bei all die­sen Akti­vi­tä­ten war es sehr gut, dass ich auf die Struk­tu­ren des Kanz­ler­am­tes zurück­grei­fen konn­te und die Unter­stüt­zung des Bun­des­kanz­lers für alle Vor­ha­ben hat­te. Poli­tik ist ein Teamsport.

W+M: Worauf sind Sie persönlich sehr stolz?

Cars­ten Schnei­der: Ich wer­be für einen neu­en, dif­fe­ren­zier­ten Blick auf Ost­deutsch­land und habe dafür viel posi­ti­ve Reso­nanz erhal­ten. Natür­lich gibt es im Osten Pro­ble­me, aber in den ver­gan­ge­nen 35 Jah­ren ist auch viel gut gelau­fen. Mir geht es dar­um, dass die Ost­deut­schen selbst­be­wuss­ter sind, aber auch, sich nicht immer nur zu beschwe­ren, son­dern noch stär­ker sel­ber Ver­ant­wor­tung im eige­nen Umfeld über­neh­men. Ich habe ver­sucht, den akti­ven Teil der ost­deut­schen Gesell­schaft zu stär­ken, indem ich Men­schen aus der Wirt­schaft, aber auch aus Kunst und Kul­tur zusam­men­ge­bracht habe. Die Zivil­ge­sell­schaft wird von der neu­en Initia­ti­ve Zukunfts­we­ge Ost pro­fi­tie­ren, deren Schirm­herr ich bin. Sie stellt pri­va­tes Kapi­tal für bür­ger­schaft­li­ches Enga­ge­ment zur Ver­fü­gung, vor­ran­gig in länd­li­chen Regio­nen Ost­deutsch­lands. Denn eine akti­ve Zivil­ge­sell­schaft ist ein unent­behr­li­cher Stand­ort­fak­tor für die Lebens­qua­li­tät vor Ort und Garant für demo­kra­ti­sche Räume.

W+M: Haben Sie Studien für das Umfeld Wirtschaft in Auftrag gegeben oder befördert? Wenn ja, welche?

Cars­ten Schnei­der: Als Staats­mi­nis­ter beim Bun­des­kanz­ler arbei­ten wir sehr eng mit den zustän­di­gen Res­sorts zusam­men. Für das The­men­feld Wirt­schaft grei­fen wir auf die brei­te Arbeit des Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums zurück. Aber wir haben auch selbst Zah­len erho­ben. Zum Bei­spiel mit einer Befra­gung von ost­deut­schen Unter­neh­mens­len­kern zum zukünf­ti­gen Fach­kräf­te­be­darf. Schon 2023 gaben 40 Pro­zent der Befrag­ten an, der Arbeits­kräf­te­man­gel könn­te exis­tenz­be­dro­hend wer­den. Zum Glück packen vie­le ost­deut­sche Fir­men die Her­aus­for­de­rung des Fach­kräf­te­man­gels aktiv an, etwa durch mehr Aus- und Wei­ter­bil­dung. Vie­le set­zen auf Zuwan­de­rung aus ande­ren Regio­nen und aus dem Aus­land. Die Moder­ni­sie­rung des Ein­wan­de­rungs­ge­set­zes durch die Bun­des­re­gie­rung hilft ihnen dabei.

W+M: Was haben Sie nicht (mehr) geschafft?

Cars­ten Schnei­der: Wir sind bei eini­gen Punk­ten noch in der Umset­zung. Zum Bei­spiel beim The­ma Was­ser­stoff. Wir haben den Auf­bau eines Was­ser­stoff-Kern­net­zes beschlos­sen, mit einer sehr guten Anbin­dung Ost­deutsch­lands. Das Vor­ha­ben wird noch eini­ge Zeit dau­ern. Auch beim Zukunfts­zen­trum für Deut­sche Ein­heit und Euro­päi­sche Trans­for­ma­ti­on in Hal­le sind wir im Plan. Die Betrei­ber­ge­sell­schaft hat ihre Arbeit auf­ge­nom­men, der­zeit läuft der Archi­tek­tur­wett­be­werb für die Gestal­tung des Gebäu­des. Ein Ziel des Zukunfts­zen­trums ist es, die Bezie­hun­gen zu ost- und mit­tel­eu­ro­päi­schen Län­dern aus­zu­bau­en. Durch die gemein­sa­men Umbruch­er­fah­run­gen kön­nen wir noch viel von­ein­an­der ler­nen und Ost­deutsch­land kann eine star­ke Brü­cke zwi­schen Ost und West in Euro­pa sein.

W+M: Sie sind ein Verfechter des Ostens. Welche Themen sind Ihnen am wichtigsten?

Cars­ten Schnei­der: Mir war immer das Bild des Ostens wich­tig. Das äuße­re Bild aus Sicht des Wes­tens war eher defi­zit­ori­en­tiert. Oft wur­de das Nega­ti­ve in den Vor­der­grund gerückt. Das ver­su­che ich zu ändern, ohne alles schön­zu­re­den. Ich will zei­gen, was alles funk­tio­niert, was bes­ser gewor­den ist, aber auch, wo noch Her­aus­for­de­run­gen lie­gen. Dabei ist es mir wich­tig, die Men­schen zu bestär­ken, selbst Ver­ant­wor­tung für ihr Umfeld zu über­neh­men und die Lösung der Pro­ble­me nicht von Drit­ten zu erwar­ten. Und ich will die unter­stüt­zen, die schon Ver­ant­wor­tung tra­gen. Sie ver­die­nen unse­ren Respekt.

Außer­dem habe ich mich inten­siv mit dem Anteil von Ost­deut­schen in Füh­rungs­po­si­tio­nen beschäf­tigt. Das The­ma hat viel Reso­nanz erfah­ren. Als ers­te Bun­des­re­gie­rung haben wir uns selbst ver­pflich­tet, den Anteil von Ost­deut­schen in Füh­rungs­po­si­tio­nen in der Bun­des­ver­wal­tung zu stei­gern. Zusätz­lich ist es mir wich­tig, ent­spre­chen­de Netz­wer­ke zu stär­ken und Unter­neh­men dafür zu sen­si­bi­li­sie­ren. Diver­se Teams schaf­fen bes­se­re Lösun­gen. Das gilt für Frau­en, Men­schen mit Migra­ti­ons­ge­schich­te, aber eben auch für Ostdeutsche.

In den ver­gan­ge­nen drei­ein­halb Jah­ren war ich sehr oft unter­wegs, habe unzäh­li­ge Men­schen getrof­fen und dabei viel gelernt. Das war eine tol­le Erfahrung.

W+M: Viel wird über die Transformationskompetenz der Ostdeutschen gesprochen. Gibt es sie und was heißt das für die künftigen Herausforderungen?

Cars­ten Schnei­der: Vie­le Ost­deut­sche haben die Fähig­keit zu impro­vi­sie­ren und aus Nichts etwas zu machen. Auch bei grö­ße­ren Ver­än­de­run­gen fin­den sie Lösun­gen. Das hilft bei den anste­hen­den Her­aus­for­de­run­gen, zum Bei­spiel beim Umbau hin zu einer kli­ma­neu­tra­len Wirt­schaft. Von der Ver­än­de­rungs­kom­pe­tenz der Ost­deut­schen kann das gan­ze Land pro­fi­tie­ren. Das heißt übri­gens nicht, dass sie die­se Ver­än­de­run­gen aktiv suchen. Im Gegen­teil: Vie­le wün­schen sich, dass die Din­ge erst mal so blei­ben, wie sie sind. Zugleich wis­sen die meis­ten auch, dass nichts so bestän­dig ist wie der Wan­del. Des­halb bin ich optimistisch.

Schneider sieht Ostdeutsche nicht als Opfer, sondern als Gestalter von Gegenwart und Zukunft.

Car­ten Schnei­der sieht Ost­deut­sche nicht als Opfer, son­dern als Gestal­ter von Gegen­wart und Zukunft. Abbil­dung: W+M

W+M: Haben Sie es manchmal mit dem Lob für die Menschen im Osten übertrieben?

Cars­ten Schnei­der: Mir geht es nicht um Lob, son­dern dar­um, die eige­nen Leis­tun­gen zu sehen und sich nicht klei­ner zu machen als man ist. Oft wird den Ost­deut­schen eine Opfer­rol­le ein­ge­re­det. Aber wir sind kei­ne Opfer, son­dern selbst­be­wuss­te Gestal­ter unse­rer Gegen­wart und Zukunft.

W+M: Industrieansiedlungen sind wichtig für die Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft. Die Menschen vor Ort wollen aber genau solche Ansiedlungen oftmals nicht. Was läuft da falsch?

Cars­ten Schnei­der: Grund­sätz­lich sind die Ost­deut­schen offen für indus­tri­el­le Ansied­lun­gen, für Tech­no­lo­gie und Fort­schritt. Aber das ändert sich ein biss­chen. Mitt­ler­wei­le wird häu­fi­ger hin­ter­fragt, was es für einen per­sön­lich bedeu­tet, wenn neben dem eige­nen Wohn­ge­biet eine Indus­trie­an­sied­lung ent­ste­hen soll. In den ver­gan­ge­nen 30 Jah­ren wur­de jeder neu geschaf­fe­ne Arbeits­platz gefei­ert, jetzt gibt es kri­ti­sche­re Stim­men. Erfolg­reich sind die­je­ni­gen Unter­neh­men, die vor Ort die Men­schen gut ein­bin­den, die Mit­ar­bei­ter fair bezah­len und die klar zei­gen, was sie für den Umwelt­schutz tun.

Zum Bei­spiel ist der Bau einer Muni­ti­ons­fa­brik in Gro­ßen­hain am Wider­stand vor Ort geschei­tert. Jetzt bleibt da eine lee­re Flä­che, es kom­men kei­ne tarif­lich bezahl­ten Jobs und die Kom­mu­ne muss auf Steu­er­ein­nah­men ver­zich­ten. Hin­ge­gen war die geplan­te Ansied­lung von Intel in Mag­de­burg trotz der aktu­el­len Ver­schie­bung ein Bei­spiel für sehr gute und vor­aus­schau­en­de Unter­neh­mens­kom­mu­ni­ka­ti­on. Hier gab es kaum Beschwer­den und viel Zustimmung.

Klar ist: Wir brau­chen wei­te­re Ansied­lun­gen. Wir sind, beson­ders in Ost­deutsch­land, eine altern­de Gesell­schaft, die auf Wachs­tum und Zuzug drin­gend ange­wie­sen ist.


In den ver­gan­ge­nen 30 Jah­ren wur­de jeder neu geschaf­fe­ne Arbeits­platz gefei­ert, jetzt gibt es kri­ti­sche­re Stimmen.“


W+M: Muss die Politik alles richten?

Cars­ten Schnei­der: Grund­sätz­lich gilt, Poli­tik allein kann vie­les nicht allein bewe­gen. Sie braucht Men­schen vor Ort, die sich enga­gie­ren, die Unter­neh­men grün­den und sich für eine posi­ti­ve Ver­än­de­rung ein­set­zen. Das geht nur gemein­sam und mit einer offe­nen Grund­hal­tung. Gute Kom­mu­nal­po­li­ti­ker kön­nen das unter­stüt­zen – und da ken­ne ich viele.

W+M: 86 Prozent der ostdeutschen Unternehmen haben weniger als zehn Mitarbeitende. Ist das eine gute Nachricht?

Cars­ten Schnei­der: Es gibt im Osten sehr vie­le klei­ne Unter­neh­men. Das ist eine Stär­ke. Aber uns feh­len gleich­zei­tig Unter­neh­men mit mehr als 200 Beschäf­tig­ten, die für mehr Wachs­tum sor­gen. Es man­gelt an Unter­neh­men, die welt­weit aktiv sind, ent­spre­chend Gewin­ne machen, des­halb in neue Pro­duk­te inves­tie­ren kön­nen und auch vie­le Leu­te anzie­hen. Denn dar­um geht es, klu­ge Köp­fe machen Regio­nen lebens­wer­ter. Jena ist da ein gutes Bei­spiel, als ein inter­na­tio­na­les Zen­trum der opti­schen Indus­trie. Sol­che Hubs haben wir für Mikro­elek­tro­nik in Dres­den, für den Han­del in Leip­zig und dann natür­lich auch in Ber­lin. Von sol­chen Zen­tren brau­chen wir mehr. Dafür müs­sen wir den Osten mit sei­nen Mög­lich­kei­ten noch bekann­ter machen.

W+M: Unternehmensnachfolge ist im Osten ein existenzielles Thema für den Mittelstand. Wie stehen Sie dazu?

Cars­ten Schnei­der: Die Unter­neh­mens­nach­fol­ge ist ein ent­schei­den­der Punkt für die Ent­wick­lung Ost­deutsch­lands in den nächs­ten Jah­ren. Die Her­aus­for­de­rung ist es, jeman­den, der etwa 35–40 Jah­re alt ist, dafür zu gewin­nen, aus dem siche­ren Ange­stell­ten- in das span­nen­de­re Unter­neh­mer­le­ben zu wech­seln. Das geht mit grö­ße­rer Ver­ant­wor­tung ein­her und bie­tet vie­le Chan­cen – für die Selbst­ent­wick­lung, für die Unter­neh­men, auch für gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment vor Ort. Ich hof­fe, dass dies immer bes­ser gelingt. Die Bun­des­re­gie­rung för­dert die Suche nach der Nach­fol­ge zum Bei­spiel mit Onlinebörsen.

Eine ande­re Mög­lich­keit ist es, den Betrieb an ein grö­ße­res Unter­neh­men zu ver­kau­fen. Dann besteht aber die Gefahr, dass die Ent­schei­dungs­trä­ger nicht mehr vor Ort sind und die Unter­neh­men zu Filia­len wer­den. Bes­ser ist es, einen Nach­fol­ger im Unter­neh­men auf­zu­bau­en und ihm die finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten der Über­nah­me zu erleich­tern. So wer­den Arbeits­plät­ze, die Steu­er­kraft und der Ent­schei­der vor Ort erhalten.


Die Unter­neh­mens­nach­fol­ge ist ein ent­schei­den­der Punkt für die Ent­wick­lung Ost­deutsch­lands in den nächs­ten Jahren.“


W+M: Wie wichtig war es aus Ihrer Sicht, einen Ostbeauftragten im Bundeskanzleramt zu haben?

Cars­ten Schnei­der: In die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode hat das Amt mit der Anbin­dung im Bun­des­kanz­ler­amt ein deut­lich stär­ke­res poli­ti­sches Gewicht bekom­men. Das zeigt das Ver­trau­en und die Unter­stüt­zung des Bun­des­kanz­lers Olaf Scholz für mei­ne Arbeit. So konn­te ich die Ent­schei­dun­gen der Bun­des­re­gie­rung für den Osten posi­tiv beeinflussen.

Carsten Schneider (links) im Gespräch mit Frank Nehring.

Cars­ten Schnei­der (links) im Gespräch mit Frank Neh­ring. Abbil­dung: W+M

W+M: Sollte es auch künftig einen Ostbeauftragten der Bundesregierung geben?

Cars­ten Schnei­der: Dar­über muss die nächs­te Bun­des­re­gie­rung ent­schei­den. Die Vor­tei­le eines Beauf­trag­ten für Ost­deutsch­land lie­gen auf der Hand. Die his­to­risch beding­ten, struk­tu­rel­len Unter­schie­de zwi­schen Ost und West bestehen ja fort. Ande­rer­seits gibt es auch im Wes­ten struk­tur­schwa­che Regio­nen. Der ers­te Gleich­wer­tig­keits­be­richt der Bun­des­re­gie­rung, der im Som­mer 2024 erschie­nen ist, zeich­net hier ein dif­fe­ren­zier­te­res Bild. Das expli­zi­te Ziel aus dem Grund­ge­setz, über­all im Land gleich­wer­ti­ge Lebens­ver­hält­nis­se zu schaf­fen, ist jeden­falls eine dau­er­haf­te Aufgabe.

W+M: Würden Sie erneut bereit stehen für diese Funktion?

Cars­ten Schnei­der: Ich bewer­be mich jetzt erneut um das Bun­des­tags­man­dat für mei­nen Wahl­kreis Erfurt/Weimar. Ein sol­ches Regie­rungs­amt ist immer ein Man­dat auf Zeit. Alles ande­re zeigt sich nach der Bil­dung einer neu­en Regierung.

Die Fra­gen stell­te Frank Neh­ring vom Redak­ti­ons­netz­werk Wirtschaft+Markt.

Banner Footer 1

Test Half Banner

Banner Footer 2

Test Half Banner

Banner Footer 3

Test Half Banner