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Der Osten als Avantgarde #5: Der Osten brummt – mit Zukunft und Lebenslust!

Das Netz­werk der gemein­nüt­zi­gen Initia­ti­ve Denk­Rau­mOst hat es sich zum Ziel gesetzt, den Charme Ost­deutsch­lands sicht­bar zu machen. In Teil fünf ihrer Kolum­ne plä­diert Prof. Dr. Tho­mas Brock­mei­er dafür, den Osten mit sei­nen heu­ti­gen Poten­zia­len neu zu sehen – und inner­halb Deutsch­lands end­lich fair zu bilanzieren.

Prof. Dr. Tho­mas Brock­mei­er ist seit 2011 Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Indus­trie- und Han­dels­kam­mer Hal­le-Des­sau und lehrt seit 2005 Volks­wirt­schafts­leh­re mit dem Schwer­punkt Wirt­schafts­po­li­tik an der Mar­tin-Luther-Uni­ver­si­tät Hal­le-Wit­ten­berg. Abbil­dung: IHK Halle-Dessau

Ost­deutsch­land ist ein vita­ler und attrak­ti­ver Stand­ort zum Leben und Arbei­ten. In einer Kolum­ne kann die­se The­se bes­ten­falls kur­so­risch gestützt wer­den. Exem­pla­ri­sche Schlag­lich­ter die­nen der Illus­tra­ti­on, Anspruch auf „Voll­stän­dig­keit“ wird nicht erhoben …

Ostdeutschlands Trümpfe

Ost­deutsch­land kann bei vie­len Stand­ort­fak­to­ren punk­ten: Wer grö­ße­re Flä­chen für Indus­trie und Gewer­be sucht, wird hier fün­dig. Jun­ge Fami­li­en kön­nen sich den Traum von der eige­nen Wohn­im­mo­bi­lie erfül­len, denn Bau­grund­stü­cke und Bestands­im­mo­bi­li­en sind noch immer recht güns­tig, die Lebens­hal­tungs­kos­ten im Durch­schnitt nied­ri­ger. Umfang, Ver­läss­lich­keit und Prei­se für die Kin­der­be­treu­ung las­sen „Bedürf­ti­ge“ im Wes­ten vor Neid erblas­sen. Die Infra­struk­tur in Schie­ne und Stra­ße ist ins­ge­samt sehr gut ertüch­tigt wor­den, das DHL-Fracht­dreh­kreuz am Flug­ha­fen Leipzig/Halle ist ein Trumpf. Der Auf- und Aus­bau der Hoch­schu­len und außer­uni­ver­si­tä­ren For­schungs­ein­rich­tun­gen kann sich sehen las­sen. Groß­for­schungs­zen­tren wie das CTC in Delitzsch und Mer­se­burg las­sen inno­va­ti­ve Impul­se für eine (noch) grü­ne­re Che­mie und koh­len­stoff­ba­sier­te Kreis­lauf­wirt­schaft erwar­ten. Die Grün­dung des Deut­schen Lithi­um-Insti­tuts und das Zukunfts­zen­trum für Deut­sche Ein­heit und Euro­päi­sche Trans­for­ma­ti­on in Hal­le (Saa­le) set­zen Zei­chen. Und soll­ten wir bei den „Erneu­er­ba­ren Ener­gien“ effek­tiv und effi­zi­ent ohne zu gro­ße Flur­schä­den vor­an­kom­men, kann dar­aus gera­de für den Osten ein neu­er Stand­ort­vor­teil wer­den. Hin­zu kommt die Viel­zahl natur­räum­li­cher bzw. land­schaft­li­cher Per­len und das noch immer dich­te Netz von Kul­tur­ein­rich­tun­gen wie Muse­en, Thea­ter und Orches­ter, deren Tra­di­ti­on weit vor die Natio­nal­staats­idee zurück­reicht. Die Viel­falt und Qua­li­tät der Ange­bo­te von Thea­tern wie etwa jenem der Luther­stadt Eis­le­ben oder auch der Phil­har­mo­nie Gotha Eisen­ach ste­hen denen weit grö­ße­rer Städ­te nicht nach. Die Wie­ge der deut­schen Kul­tur liegt im Osten.

Dies alles wirkt: Neu­an­sied­lun­gen gro­ßer Unter­neh­men haben weit mehr als nur jene anek­do­ti­sche Evi­denz, die oft mit Tes­la in Grün­hei­de ver­bun­den wird: UPM aus Finn­land baut in Leu­na die welt­weit ers­te Bio­raf­fi­ne­rie, Daim­ler Trucks inves­tiert in Hal­ber­stadt, CATL aus Chi­na baut eine Bat­te­rie­fa­brik in Arn­stadt, TSMC koope­riert mit Bosch, Infi­ne­on und NXP, um in Dres­den eine Chip­fa­brik zu errich­ten. Und ob Intel nun tat­säch­lich nach Mag­de­burg kommt oder nicht – die Basis­ent­schei­dung hat gezeigt, dass Sach­sen-Anhalt und Ost­deutsch­land auf der Welt­kar­te der Stand­ort­ent­schei­dun­gen prä­sent sind. Der dama­li­ge Intel-Chef Pat Gel­sin­ger begrün­de­te sei­ne Ent­schei­dung so: „Sicher gab es auch ande­re gute Stand­or­te. Aber Mag­de­burg und Sach­sen-Anhalt woll­ten unbe­dingt, sie waren hungriger.“

Die­ser „Hun­ger“ ist ein wei­te­rer Stand­ort­vor­teil: Die Men­schen in Ost­deutsch­land sind nicht ver­wöhnt oder gar satu­riert. So jeden­falls neh­me ich als „Wos­si“ das wahr. Hier wird noch immer län­ger gear­bei­tet, und die Bereit­schaft zu bis­wei­len nöti­ger Mehr­ar­beit ist groß. Die Indus­trie genießt hohe Akzep­tanz. Bei nähe­rem Hin­se­hen kein Wun­der: Wer Frei­heit erhofft, ersehnt oder sogar erkämpft hat, wer Wohl­stand nach Struk­tur­brü­chen und hoher Arbeits­lo­sig­keit in der kur­zen Zeit­span­ne einer ein­zi­gen Gene­ra­ti­on erar­bei­tet hat, der schätzt dies alles mehr, als wenn er ein­fach hin­ein­ge­bo­ren wur­de. Wer erlebt hat, dass die gewohn­te eige­ne Welt plötz­lich nicht mehr exis­tiert, dass Bewähr­tes nicht(s) mehr gilt, dass Erlern­tes und Erreich­tes qua­si über Nacht ent­wer­tet wer­den kön­nen, der spürt sehr genau, ob und wann etwas auf dem Spiel steht. Vie­le Ost­deut­sche sind „Frei­heits-Seis­mo­gra­phen“.

Aufbau Ost hat sich für den Westen gerechnet

Die­se oft beton­te „Trans­for­ma­ti­ons­er­fah­rung“ im Osten kann als wei­te­rer Stand­ort­vor­teil durch­ge­hen: Kri­sen­er­prob­te hal­ten nun mal län­ger durch. Im Übri­gen muss­ten jene, die als Unter­neh­mer zusam­men mit ihren Mit­ar­bei­tern Schritt für Schritt Markt­an­tei­le erober­ten, dies zunächst oft gegen erfah­re­ne Kon­kur­ren­ten aus West­deutsch­land schaf­fen – eine Art „Export­leis­tung“ im eige­nen Land also. Zudem muss­ten sie dies qua­si als „Zurück­ge­blie­be­ne“ tun, hat­ten doch vie­le jun­ge und gut aus­ge­bil­de­te Men­schen in den frü­hen 1990er-Jah­ren ihr Glück durch Abwan­de­rung in den Wes­ten gesucht. Der „Auf­bau Ost“ vor Ort muss­te also ohne sie stattfinden.

Aus gesamt­deut­scher Per­spek­ti­ve jedoch haben die­se „Aus­wan­de­rer“ durch­aus zum Auf­bau Ost – und zugleich sogar zu einem „Auf­bau West“ – bei­getra­gen. Durch ihre dort erbrach­te Wert­schöp­fung näm­lich. Bei cir­ca  50.000 Euro je Arbeits­kraft und Jahr ergibt sich für die etwa zwei Mil­lio­nen Abge­wan­der­ten „drü­ben“ ein Wert­schöp­fungs­bei­trag von rund 100 Mil­li­ar­den Euro. Jähr­lich! Damit wäre der „Soli­dar­pakt II“, der 300 Mil­li­ar­den D-Mark umfass­te (156 Mil­li­ar­den Euro), rech­ne­risch also in nicht ein­mal zwei Jah­ren allein von jenen Men­schen erwirt­schaf­tet wor­den, über die sich der Wes­ten ohne die Ein­heit nie­mals hät­te freu­en kön­nen. Und in Zei­ten aku­ten Fach­kräf­te­man­gels ist dies ein Pfund, mit dem gera­de heu­te gewu­chert wer­den kann. Höchs­te Zeit also, den im Wes­ten mit­un­ter noch heu­te beklag­ten „Son­der­las­ten“ der deut­schen Ein­heit auch „Son­der­er­trä­ge“ gegen­über­zu­stel­len. Eine Bilanz hat nun mal zwei Sei­ten – immer, also auch für Deutschland.

 

Die nächs­ten Live-Ter­mi­ne von DenkRaumOst

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