@mrjackson

Banner Leaderboard

Banner Leaderboard

Banner Leaderboard 2

Banner Leaderboard 2

Im Osten nichts Neues. #1: Prolog

In der hier begin­nen­den Kolum­ne the­ma­ti­siert der ost­deut­sche Unter­neh­mer Dani­el Heid­rich Aspek­te wie Eigen­tum, Wirt­schaft, Demo­kra­tie, Gerech­tig­keit und Frei­heit im Osten. Eine Kolum­ne über den Osten, des­sen Zukunft und vie­les, was dem Wes­ten noch bevor­steht. Dani­el Heid­rich star­tet mit einem Prolog.

Daniel Heidrich wurde 1975 in Berlin-Köpenick geboren. Er ist ein erfolgreicher und meinungsstarker ostdeutscher Unternehmer. ebk-gruppe.com

Dani­el Heid­rich wur­de 1975 in Ber­lin-Köpe­nick gebo­ren. Er ist ein erfolg­rei­cher und mei­nungs­star­ker ost­deut­scher Unter­neh­mer. ebk-gruppe.com

„[Paul Bäu­mer] fiel im Okto­ber 1918, an einem Tage, der so ruhig und still war an der gan­zen Front, dass der Hee­res­be­richt sich nur auf den Satz beschränk­te, im Wes­ten sei nichts Neu­es zu mel­den.“ Aus Erich Maria Remar­que: „Im Wes­ten nichts Neu­es“, 1928.

Die Geschich­te Euro­pas, die Geschich­te der Welt, so scheint es, wird immer im Wes­ten ent­schie­den. Der D-Day und die Lan­dung der Ame­ri­ka­ner been­den den Zwei­ten Welt­krieg. Der Mar­shall­plan ord­net die Stär­ke Euro­pas neu. Der Fall des Eiser­nen Vor­hangs wird den Deut­schen zuge­schrie­ben und nicht den Ungarn oder den Polen. Der Zer­fall der Sowjet­uni­on, ihre blu­ti­gen Opfer und all die Hel­den Ost- und Mit­tel­eu­ro­pas – irgend­wie ver­ges­sen. Im Wes­ten rief man „Gor­bi, Gor­bi!“. Der Pop­star der Pere­stroi­ka, der die Bal­ten zusam­men­schie­ßen ließ und in Russ­land gehasst wird. In Tsche­tsche­ni­en 1994 zer­fällt das sowje­ti­sche Impe­ri­um end­gül­tig und die Welt sieht ihm des­in­ter­es­siert beim Schei­tern zu.

35 Jah­re nach dem Bei­tritt der DDR zum Staats­ge­biet der Bun­des­re­pu­blik scheint es nun end­gül­tig allen im Wes­ten zu däm­mern, dass sich im Jahr 1989 auch für sie etwas geän­dert hat. Die Erobe­rung der öst­li­chen Märk­te durch west­deut­sche Fir­men war eine Par­ty des Wachs­tums und des Wohl­stands für alle. Den erfolg­reichs­ten Auf­stieg einer Volks­wirt­schaft leg­te dann Chi­na hin. Das ist so weit öst­lich, dass es fast wie­der im Wes­ten sein könn­te und damit ein logi­scher Teil die­ser Geschichte.

Tief unter dem Man­tel die­ser Ent­wick­lung ent­stand ein neu­es Selbst­be­wusst­sein im Osten. Ein Ost­stolz, wel­cher an der Elbe beginnt und in Shang­hai endet. „Ost, Ost, Ost­deutsch­land“, rufen die Fans von Dyna­mo Dres­den. „Wir aus dem Osten“, sin­gen die Unio­ner. „Ost, Ost, Ost­deutsch­land“, grö­len die „rein­ras­si­gen“ Deut­schen in Baut­zen. Ost­deutsch sagen auch die Intel­lek­tu­el­len, die Aus­ge­wan­der­ten, die Geflo­he­nen, die Zurück­ge­kehr­ten. Wir kom­men aus dem Osten! Wir sind der Osten! Nie mei­nen sie die Men­schen in Ost­eu­ro­pa mit. Die Mit­te Euro­pas liegt jedoch in Polen oder im Bal­ti­kum. Je nach­dem, wie man misst. Sie liegt auf kei­nen Fall in Ber­lin, Dres­den oder Magdeburg.

Jetzt gibt es also die­ses Ost­deutsch­land. Neun bis zwölf Mil­lio­nen Men­schen, wel­che sich selbst als Ost­deut­sche bezeich­nen, sind irgend­wie auf etwas stolz, was es so bis vor 30 Jah­ren noch nicht gab. „Gelern­te DDR-Bür­ger“ lau­tet eine Selbst­be­zeich­nung. Bür­ger waren wir sicher nicht. Bür­ger mischen sich ein, sie haben ein indi­vi­du­el­les poli­ti­sches Bewusst­sein. Bür­ger war man öst­lich der Elbe vor 1989 nie. Erst leb­te man in Preu­ßen, dann in einem tota­li­tä­ren Ter­ror­staat und zum Schluss in der DDR. Wir waren Deut­sche in einem getrenn­ten Staat. Für die Ost­eu­ro­pä­er waren wir die aus dem Wes­ten. Ost­deutsch sind wir erst seit Kurzem.

Aus dem Osten sein bedeu­tet viel­leicht, in per­ma­nen­ten Wider­sprü­chen zu leben. Wider­sprü­che, die nie auf­ge­löst wur­den. Wider­sprü­che, die in selt­sa­men Erzäh­lun­gen über ein Selbst und ein Frü­her mün­den, die es so wohl nie­mals gab.

Im Dezem­ber 1989 sprüh­ten Unbe­kann­te auf das sowje­ti­sche Ehren­mahl in Trep­tow: „Sprengt das letz­te Völ­ker­ge­fäng­nis. Sprengt die UdSSR. Natio­na­lis­mus. Für ein neu­tra­les Deutsch­land. Für ein Euro­pa frei­er Völ­ker. Besat­zer raus.“ Hun­dert­tau­sen­de demons­trier­ten am 3. Janu­ar 1990 gegen den Faschis­mus. Geru­fen hat­te sie die SED. Die Par­tei, der sich die Ost­deut­schen gera­de ent­le­dig­ten. Sie demons­trier­ten letzt­lich gegen die Ost­eu­ro­pä­er und deren Wunsch, sich aus dem rus­si­schen Völ­ker­ge­fäng­nis zu befrei­en. Ein Gefäng­nis, das sie selbst zu Hun­dert­tau­sen­den ver­lie­ßen, über eben jene Län­der, denen sie die Frei­heit mit die­sem Bekennt­nis abspra­chen. Sie war­fen den Ver­fas­sern der Sprüh­ak­ti­on vor, Nazis zu sein. Ein iro­ni­scher Vor­bo­te der Zukunft. Denn heu­te ent­hält Kri­tik an den Ost­deut­schen oft den Vor­wurf, Nazis zu sein.

Geschich­ten aus dem Osten sind letzt­lich Brie­fe aus der Zukunft an den Wes­ten. Brie­fe, in denen man lesen kann, wie ein West­eu­ro­pa der Zukunft sein wird. Vik­tor Orbán schick­te meh­re­re Brie­fe an die EU mit dem kla­ren Hin­weis, dass Demo­kra­tie neu defi­niert wur­de. Polen bezeich­net sich selbst als Front­staat und gibt fünf Pro­zent sei­ner Wirt­schafts­leis­tung für die Ver­tei­di­gung aus. Das Bal­ti­kum schickt kei­ne Brie­fe, son­dern digi­ta­le Nach­rich­ten aus einer digi­ta­len Ver­wal­tung. Ver­al­te­te Gesell­schaf­ten vol­ler Män­ner­über­schuss stre­ben die Dik­ta­tur der Mehr­heit an und stel­len infra­ge, dass Min­der­hei­ten dazu­ge­hö­ren soll­ten. Geschich­ten über Deindus­tria­li­sie­rung wur­den geschrie­ben. Also so rich­ti­ge Deindus­tria­li­sie­rung. Nicht der aktu­el­le Panik­be­griff der West­deut­schen, wenn erst­ma­lig ein bis drei VW-Wer­ke schlie­ßen sol­len. Der Osten erzählt von einer Trans­for­ma­ti­on in eine Dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft. In der Ukrai­ne wur­de ein gan­zes Volk kriegs­tüch­tig. Es begriff, dass Frie­den ohne Frei­heit kein Frie­den ist. Es sen­det uns die­se kla­re Bot­schaft. Wäh­rend­des­sen sin­gen 50 Pro­zent der Ost­deut­schen „Klei­ne wei­ße Friedenstaube“.

Zukunft ist das, was wir uns über die Zukunft vor­stel­len. Jeder hat sei­ne eige­ne. Des­halb gibt es einen Plu­ral von Zukunft. Im Osten wur­de eine Zukunft für West­eu­ro­pa bereits Rea­li­tät. Eine Rea­li­tät, die eben nicht das Ende der Geschich­te war. Fuku­ya­mas Traum ist aus.

Paul Bäu­mer fiel im Jahr 1918. Es war so ruhig und still an die­sem Tag im Wes­ten, dass der Hee­res­be­richt nichts Neu­es ver­mel­de­te. Im Osten dage­gen tob­te die kom­mu­nis­ti­sche Revo­lu­ti­on. Eine Revo­lu­ti­on, die die Welt für immer ver­än­dern soll­te. Die neue Welt­ord­nung begann im Osten.

Heu­te wird die Welt wie­der neu geord­net. Es wer­den Jahr­zehn­te vol­ler Cha­os, Krieg, Ver­än­de­run­gen und Wider­sprü­chen fol­gen. Die Medi­en gera­ten in Panik. Sie schrei­ben die­ser Tage: „Trump ist gewählt, Chi­na wird selbst­be­wusst. Die Welt stürzt zusam­men. Nichts wird wohl so blei­ben, wie es ist.“ Im Osten nichts Neues!

Banner Footer 1

Test Half Banner

Banner Footer 2

Test Half Banner

Banner Footer 3

Test Half Banner