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Ostdeutscher Arbeitsmarkt hat aufgeholt, aber Baustellen bleiben

Der Arbeits­markt in den ost­deut­schen Bun­des­län­dern hat deut­lich auf­ge­holt, die Stim­mung bleibt aber getrübt – eine Bilanz der Ber­tels­mann Stiftung.

Gehälter Ost und West gleichen sich an, Abbildung: Stefan Meier, Unsplash

Die Gehäl­ter in Ost und West glei­chen sich an. Abbil­dung: Ste­fan Mei­er, Unsplash

Seit Mit­te der 2000er-Jah­re ist die Arbeits­lo­sen­quo­te in Ost­deutsch­land deut­lich gesun­ken und die Erwerbs­tä­tig­keit erheb­lich gestie­gen. Auch der Anteil der Beschäf­tig­ten im Nied­rig­lohn­sek­tor nimmt ab. Den­noch gibt es hier wei­ter­hin Bau­stel­len: die zu nied­ri­ge Pro­duk­ti­vi­tät, das gerin­ge­re Lohn­ni­veau und das anhal­ten­de Gefühl, benach­tei­ligt zu sein. Das geht aus einer Stu­die „Ent­wick­lung und Zukunft des ost­deut­schen Arbeits­markts“ der Ber­tels­mann Stif­tung hervor.

„Beson­ders nega­tiv wirk­te sich aus, dass ver­stärkt jun­ge Erwach­se­ne abwan­der­ten, ins­be­son­de­re jun­ge Frau­en. Das beschleu­nigt die gesell­schaft­li­che Alte­rung der ost­deut­schen Bevöl­ke­rung“, so Roman Wink, Arbeits­markt­ex­per­te der Ber­tels­mann Stif­tung. Ins­ge­samt hat der Osten seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung mehr als 731.000 Men­schen unter 25 Jah­ren ver­lo­ren. Zwi­schen 2017 und 2022 war der Sal­do für Ost­deutsch­land mit 18.300 zuge­wan­der­ten Per­so­nen posi­tiv. Im ver­gan­ge­nen Jahr kehr­te er sich jedoch mit rund 3.000 abge­wan­der­ten Per­so­nen wie­der ins Nega­ti­ve. Vor allem Aus­län­der und die 18- bis unter 25-Jäh­ri­gen zie­hen in den Wes­ten, heißt es in der Studie.

Arbeitslosigkeit sinkt, Benachteiligungsgefühl hält an

Die hohe Arbeits­lo­sig­keit und der Exodus der jun­gen Leu­te haben sich tief ins kol­lek­ti­ve Bewusst­sein ein­ge­brannt. „Die Aus­wir­kun­gen sind auch heu­te noch spür­bar, wenn die öffent­li­che Daseins­vor­sor­ge in länd­li­chen Regio­nen immer wei­ter aus­dünnt und vie­le Arbeits­lo­se von damals nun der Alters­ar­mut ent­ge­gen­se­hen. Das trägt zur Wahr­neh­mung bei, wei­ter­hin benach­tei­ligt zu sein – auch wenn der ost­deut­sche Arbeits­markt heu­te wesent­lich bes­ser dasteht als vor 30 Jah­ren“, sagt Eric Tho­de, Arbeits­markt­ex­per­te der Ber­tels­mann Stif­tung. So wer­de zum Bei­spiel in Ost­deutsch­land das Risi­ko, den Arbeits­platz zu ver­lie­ren, deut­lich grö­ßer ein­ge­schätzt als im Westen.

Die Arbeits­lo­sen­quo­te ist in den öst­li­chen Bun­des­län­dern vom Höchst­stand Mit­te der 2000er-Jah­re mit knapp 19 Pro­zent auf jetzt 7,2 Pro­zent zurück­ge­gan­gen. Damit liegt sie aller­dings immer noch über dem west­deut­schen Schnitt von 5,3 Pro­zent. Nahe­zu Gleich­stand ist inzwi­schen bei der Erwerbs­tä­ti­gen­quo­te mit 76,7 Pro­zent im Osten und 77,3 Pro­zent im Wes­ten her­ge­stellt. Ein Pro­blem bleibt für ganz Deutsch­land bestehen: Der Anteil der Lang­zeit­ar­beits­lo­sen ver­harrt in Ost und West nahe­zu gleich­auf bei 34 Prozent.

Bertelsmann Stiftung Grafik Zentrale Arbeitsmarktindikatoren im Vergleich

Arbeits­lo­sen­quo­te und wei­te­re Arbeits­markt­in­di­ka­to­ren im Ost-West-Ver­gleich. Abbil­dung: Ber­tels­mann Stiftung

Lohnlücke wird kleiner

Nach wie vor ver­die­nen Beschäf­tig­te im Wes­ten bes­ser als Beschäf­tig­te im Osten. Die Lücke ist zwar klei­ner gewor­den – in den 1990er-Jah­ren lag sie bei rund 26 Pro­zent – aber auch heu­te noch ver­die­nen Beschäf­tig­te in Ost­deutsch­land im Schnitt 15,9 Pro­zent weni­ger als die Men­schen im Wes­ten. Das mitt­le­re Ent­gelt beträgt im Osten 3.157 Euro, ver­gli­chen mit 3.752 Euro im Wes­ten. Vor die­sem Hin­ter­grund über­rascht es nicht, dass mehr Ost- als West­deut­sche den Ein­druck haben, auch beim Lebens­stan­dard benach­tei­ligt zu sein.

Ein maß­geb­li­cher Grund für die Lohn­lü­cke ist das unter­schied­li­che Pro­duk­ti­vi­täts­ni­veau. Zwar hat sich die Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät pro Arbeits­stun­de in eini­gen Berei­chen der ost­deut­schen Wirt­schaft, wie etwa im Bau­ge­wer­be, im Han­del und bei den Dienst­leis­tun­gen, stark dem west­deut­schen Niveau ange­nä­hert. Beson­de­re Bedeu­tung für die Pro­duk­ti­vi­täts- und Lohn­ent­wick­lung hat jedoch das ver­ar­bei­ten­de Gewer­be. Dort liegt auch knapp 34 Jah­re nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung die Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät im Osten bei nur 76 Pro­zent des west­deut­schen Niveaus.

Bertelsmann Stiftung Grafik Einschaetzung der wirtschaftlichen Lage

Ein­schät­zung der per­sön­li­chen Wirt­schafts­la­ge des Anteils am eige­nen Lebens­stan­dard nach Berufs­grup­pen. Abbil­dung: Ber­tels­mann Stiftung

Vorteile für Frauen im Osten

Deut­li­che Vor­tei­le bie­tet der Osten dage­gen bei den Beschäf­ti­gungs­be­din­gun­gen für Frau­en. Der Gen­der Pay Gap, also der Gehalts­un­ter­schied zwi­schen Frau­en und Män­nern, ist in den öst­li­chen Bun­des­län­dern deut­lich klei­ner als in den west­deut­schen Län­dern. 2023 lag der durch­schnitt­li­che Stun­den­ver­dienst einer Frau in West­deutsch­land 19 Pro­zent unter dem eines Man­nes. In Ost­deutsch­land beträgt die Dis­kre­panz nur sie­ben Pro­zent. Das liegt nicht zuletzt an der bes­se­ren Ver­füg­bar­keit von Kin­der­be­treu­ung. In Ost­deutsch­land sind mehr als 50 Pro­zent der unter Drei­jäh­ri­gen betreut, im Wes­ten nur gut 30 Pro­zent. Die Fol­ge: Müt­ter in den ehe­mals neu­en Län­dern kön­nen ihre Arbeits­zeit­wün­sche bes­ser in die Tat umset­zen. So arbei­ten im Osten 67 Pro­zent der Frau­en in Voll­zeit – im Wes­ten dage­gen nur 52 Pro­zent – und sie sind auch häu­fi­ger in Tätig­kei­ten mit höhe­ren Qua­li­fi­ka­ti­ons­an­for­de­run­gen ver­tre­ten. „Die bes­se­re Betreu­ungs­si­tua­ti­on bringt Frau­en auf dem Arbeits­markt im Osten in eine bes­se­re Posi­ti­on. Die Frau­en kön­nen dort auf dem Arbeits­markt akti­ver sein“, so Thode.

Großunternehmen stärken den Osten

Der Bevöl­ke­rungs­schwund, aber auch die regio­na­len Betriebs­struk­tu­ren mit ihren vie­len klei­nen Betrie­ben, brem­sen die Pro­duk­ti­vi­tät aus. Mehr Groß­un­ter­neh­men und weni­ger Kleinst­be­trie­be wür­den die Wirt­schaft nicht nur pro­duk­ti­ver machen, sie bie­ten auch bes­ser bezahl­te Arbeits­plät­ze in zukunfts­träch­ti­gen Beru­fen. Wenn sich daher Kon­zer­ne wie zuletzt Intel oder TSMC ent­schei­den, Betrie­be in Mag­de­burg oder Dres­den anzu­sie­deln, schafft das auch Ent­fal­tungs­mög­lich­keit für die For­schungs­land­schaft, regio­na­le Zulie­fe­rer und unter­neh­mens­na­he Dienstleistungen.

Durch den demo­gra­fi­schen Wan­del wird Ost­deutsch­land in Zukunft noch stär­ker unter dem Fach­kräf­te­man­gel lei­den. Daher muss Deutsch­land ins­ge­samt, aber ins­be­son­de­re Ost­deutsch­land auch attrak­ti­ver für Ein­wan­de­rung wer­den. Zugleich muss mehr für die Qua­li­fi­zie­rung und Wei­ter­bil­dung von Beschäf­tig­ten getan wer­den – vor allem bei den Zukunfts­kom­pe­ten­zen, die für die Digi­ta­li­sie­rung und Dekar­bo­ni­sie­rung der Wirt­schaft immer wich­ti­ger werden.


Cover Studie Bertelsmann Stiftung 2024

 

Abbil­dung: Ber­tels­mann Stiftung

Eric Tho­de, Roman Wink: Ent­wick­lung und Zukunft des ost­deut­schen Arbeitsmarkts,
Ber­tels­mann Stif­tung, PDF-Down­load.

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