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Südthüringen: Industrietradition im Thüringer Wald

Süd­thü­rin­gen ist eine klas­si­sche Indus­trie­re­gi­on. Über vie­le Jah­re garan­tier­ten hier Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer, Metall­in­dus­trie, Maschi­nen­bau oder die Glas­in­dus­trie wirt­schaft­li­ches Wachs­tum. Nun tref­fen die aktu­el­len wirt­schaft­li­chen Kri­sen auch die Städ­te süd­lich des Renn­steigs. Mat­thi­as Salm vom Redak­ti­ons­netz­werk Wirt­schaft + Markt beleuch­tet die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung und Zukunfts­per­spek­ti­ven die­ser Regi­on Ostdeutschlands.

Südthüringen ist die Region südlich des Rennsteigs, Abbildung: Thüringer Tourismus GmbH, Guido Werner

Süd­thü­rin­gen ist die Regi­on süd­lich des Renn­steigs, Abbil­dung: Thüringer Tou­ris­mus GmbH, Gui­do Werner

Indus­trie und Hand­werk im Süden Thü­rin­gens: Sie stan­den einst für berühm­te Mar­ken und Pro­duk­te, deren Ruf weit über die Gren­zen des Thü­rin­ger Walds hin­aus­reich­te. Ost­deutsch­lands Jugend fuhr über Jahr­zehn­te auf Sim­son-Mopeds durch die Repu­blik. Allein der Kult-Rol­ler Sim­son Schwal­be wur­de über zwan­zig Jah­re lang in Suhl gefer­tigt. Kin­der von der Ost­see bis zum Erz­ge­bir­ge spiel­ten mit Modell­ei­sen­bah­nen oder Ted­dy­bä­ren aus der Spiel­zeug­stadt Son­ne­berg. Hand­werk­lich gefer­tig­ter Christ­baum­schmuck aus Lauscha wur­de in alle Welt expor­tiert. Ober­hof und Zella-Meh­lis waren und sind das Mek­ka des Win­ter­sports. Jagd- und Sport­waf­fen kamen aus Suhl, das schon im 17. Jahr­hun­dert als Waf­fen­kam­mer Euro­pas galt – Indus­trie, Hand­werk und Tou­ris­mus in Süd­thü­rin­gen bli­cken auf eine lan­ge und tra­di­ti­ons­rei­che Geschich­te zurück.

Süd­thü­rin­gen – das ist grob gesagt die Regi­on süd­lich des Renn­steigs. Sie umfasst die heu­ti­gen Land­krei­se Schmal­kal­den-Mei­nin­gen, Son­ne­berg und Hild­burg­hau­sen sowie die kreis­freie Stadt Suhl. Eine viel­fäl­ti­ge Indus­trie­re­gi­on: Im Jahr 2019, dem Jahr vor der Coro­na-Pan­de­mie, lag der Anteil der Indus­trie an der Wert­schöp­fung im Land­kreis Schmal­kal­den-Mei­nin­gen bei 30 Pro­zent, im Land­kreis Hild­burg­hau­sen bei 31 Pro­zent und im Land­kreis Son­ne­berg gar bei 37 Pro­zent. Zu den 1.600 Indus­trie­be­trie­ben zäh­len laut einer Auf­lis­tung der IHK Süd­thü­rin­gen 350 Her­stel­ler von Metall­erzeug­nis­sen, 150 Pro­du­zen­ten von Nah­rungs- und Fut­ter­mit­teln, 120 Unter­neh­men der Glas­in­dus­trie, jeweils 110 Kunst­stoff­her­stel­ler und Maschi­nen­bau­er sowie 90 holz­ver­ar­bei­ten­de Betriebe.

Süd­thü­rin­gen ist aber auch eine Regi­on im Wan­del, die die Her­aus­for­de­run­gen der Demo­gra­fie und der Trans­for­ma­ti­on der Wirt­schaft zu meis­tern hat. In den letz­ten zehn Jah­ren ging die Zahl der sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten im Land­kreis Hild­burg­hau­sen um drei Pro­zent und im Land­kreis Son­ne­berg um sie­ben Pro­zent zurück, so die IHK. Ledig­lich im Land­kreis Schmal­kal­den-Mei­nin­gen nahm sie um zwei Pro­zent zu.

„Die gesamt­wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung der Regi­on erweist sich gegen­wär­tig als schwie­rig“, so Robin Kras­ka, Refe­rent für Öffent­lich­keits­ar­beit bei der IHK Süd­thü­rin­gen. Sie hinkt seit 2018 der gesam­ten Ent­wick­lung Thü­rin­gens hin­ter­her, das sich als Bun­des­land wie­der­um selbst schlech­ter ent­wi­ckelt hat als Deutsch­land insgesamt.

Zwi­schen 2012 und 2022 als aktu­ells­tem Wert der amt­li­chen Sta­tis­tik nahm das Brut­to­in­lands­pro­dukt im Land­kreis Schmal­kal­den-Mei­nin­gen preis­be­rei­nigt um zwei Pro­zent zu. Im Land­kreis Hild­burg­hau­sen kam es zu einem Rück­gang um 19 Pro­zent und im Land­kreis Son­ne­berg um elf Pro­zent. Zum Ver­gleich stieg das Thü­rin­ger BIP im sel­ben Zeit­raum um zehn Pro­zent. Süd­thü­rin­gen pro­fi­tier­te lan­ge von kos­ten­güns­ti­ger Pro­duk­ti­on in arbeits­in­ten­si­ven Indus­trie­zwei­gen. In der Grenz­re­gi­on zu Fran­ken nahm dies manch baye­ri­scher Mit­tel­ständ­ler zum Anlass, jen­seits der Lan­des­gren­ze zu inves­tie­ren. In Zei­ten explo­die­ren­der Ener­gie­prei­se und des Fach­kräf­te­man­gels schwin­det der Stand­ort­vor­teil aber zusehends.

Automobilindustrie unter Druck

Allen vor­an die Auto­mo­bil­zu­lie­fer­indus­trie lei­det. Die Auto­mo­ti­ve-Bran­che der Regi­on zog ihren Gewinn aus der Nähe zu den Auto­län­dern Sach­sen und Bay­ern, der Auto­mo­bil­pro­duk­ti­on in Eisen­ach und den Anstren­gun­gen Thü­rin­gens, die Bat­te­rie­in­dus­trie am Erfur­ter Kreuz anzu­sie­deln. Nun tref­fen die mul­ti­plen Kri­sen der deut­schen Auto­bau­er auch die Zulie­fe­rer am Rennsteig.

Allen vor­an die Klein­stadt Brot­ter­ode-Tru­se­tal im Land­kreis Schmal­kal­den-Mei­nin­gen mit ihren knapp 6.000 Ein­woh­nern. Nach­ein­an­der ver­lie­ßen die Gramm­er AG und 2024 der Schein­wer­fer­her­stel­ler Marel­li Auto­mo­ti­ve Light­ing den Stand­ort. Nach 78 Jah­ren lief dort im März der letz­te Schein­wer­fer vom Band. Seit­her suchen die Brot­ter­oder nach einem neu­en Inves­tor. Der Kunst­stoff­her­stel­ler für Auto­in­nen­ver­klei­dun­gen, die BOS Pla­s­tics Sys­tems, will sich eben­falls zurück­zie­hen. Die Pro­fil­rol­len-Werk­zeug­bau GmbH in Neu­haus-Schier­schnitz im Kreis Son­ne­berg, die Füh­rungs­schie­nen für Auto-Pan­ora­m­a­dä­cher pro­du­ziert, plant aus Kos­ten­grün­den nach Chi­na abzu­wan­dern und auch der Kunst­stoff­spritz­gie­ßer Mold­tecs GmbH baut an sei­nem Stand­ort in Son­ne­berg Stel­len ab.

Trotz aller Rück­schlä­ge expan­die­ren aber auch Unter­neh­men in der Auto­mo­bil­bran­che: Die baye­ri­sche Lion Smart GmbH, Teil der Schwei­zer Hol­ding Lion E-Mobi­li­ty AG, inves­tier­te meh­re­re Mil­lio­nen in ein neu­es Werk in Hild­burg­hau­sen. 2023 weih­te das Unter­neh­men die Pro­duk­ti­ons­stät­te für elek­tri­sche Ener­gie­spei­cher und Lithi­um-Ionen-Bat­te­rie­sys­tem­tech­nik ein. Jähr­lich kön­nen dort rund 4,8 Mil­lio­nen Bat­te­rie­zel­len mon­tiert wer­den. Die Bat­te­rie des Typs LION SE09 ist eine Hoch­volt­bat­te­rie für den Auto­mo­bil­bau eben­so wie für den mari­ti­men Verkehr.

Hohe Energiekosten fordern Glasindustrie heraus

Nicht nur die Auto­mo­bil­in­dus­trie im Thü­rin­ger Wald wird gegen­wär­tig kräf­tig durch­ge­rüt­telt. Zu den ener­gie­in­ten­si­ven Indus­trien in Süd­thü­rin­gen gehört auch die Glas­in­dus­trie. In Schleu­sin­gen und im Lauschaer Orts­teil Ernst­thal betreibt bei­spiels­wei­se die baye­ri­sche Wie­gand-Glas Hol­ding GmbH, eines der ältes­ten Unter­neh­men der Glas­in­dus­trie und nach eige­nen Anga­ben Pro­du­zent von einem Vier­tel der deut­schen Pro­duk­ti­on von Glas­be­häl­tern, zwei sei­ner drei thü­rin­gi­schen Werke.

Das Unter­neh­men hat mit dem Bau eines neu­en Glas­werks mit zwei Schmel­z­wan­nen in Schleu­sin­gen und der Erwei­te­rung einer Schmel­z­wan­ne im Glas­werk Ernst­thal in den letz­ten Jah­ren erheb­li­che Inves­ti­tio­nen getä­tigt. In Schleu­sin­gen wer­den täg­lich 3,5 Mil­lio­nen Glas­fla­schen pro­du­ziert, vor allem Nah­rungs­mit­tel­glä­ser. In Lauscha sind es 1,3 Mil­lio­nen Glas­be­häl­ter, ins­be­son­de­re Indi­vi­du­al- und Klein­se­ri­en. Doch Wie­gand ist wie die gesam­te Thü­rin­ger Glas­in­dus­trie mit der Umstel­lung auf strom­be­trie­be­ne E-Schmel­z­wan­nen finan­zi­ell und pro­duk­ti­ons­tech­nisch stark her­aus­ge­for­dert. Nach Anga­ben des Unter­neh­mens benö­ti­gen allei­ne die Ener­gie­ver­sor­ger fünf bis zehn Jah­re Vor­lauf, um den nöti­gen Strom dafür zur Ver­fü­gung stel­len zu können.

Heinz-Glas gehört zu den großen Glasproduzenten in Südthüringen. Abbildung: Heinz-Glas GmbH & Co. KGaA

Heinz-Glas gehört zu den gro­ßen Glas­pro­du­zen­ten in Süd­thü­rin­gen. Abbil­dung: Heinz-Glas GmbH & Co. KGaA

Auch die eben­falls aus Bay­ern stam­men­de Heinz-Glas GmbH & Co. KGaA, laut eige­nen Anga­ben einer der Welt­markt­füh­rer in der Her­stel­lung und Ver­ede­lung von Glas­fla­kons für die Par­füm- und Kos­me­tik­in­dus­trie, betreibt in Süd­thü­rin­gen eine Toch­ter­ge­sell­schaft – die SP Spe­zi­al­glas Pies­au GmbH in Neu­haus am Renn­weg mit rund 280 Beschäf­tig­ten. Das Unter­neh­men inves­tiert mit För­de­rung des Bun­des rund 60 Mil­lio­nen Euro in den his­to­ri­schen Stand­ort, der bereits 1622 im Glas­ma­cher­dorf Pies­au gegrün­det wur­de, um die Pro­duk­ti­on von einer gas­be­feu­er­ten Wan­ne auf zwei Elek­tro­wan­nen umzustellen.

Bekannte Lebensmittelmarken aus der Region

Zu den unver­zicht­ba­ren Stand­bei­nen der Wirt­schaft in Süd­thü­rin­gen zählt die Nah­rungs­mit­tel­in­dus­trie. Hier schrieb der Nou­ga­ther­stel­ler Viba Sweets GmbH aus Floh-Seli­gen­thal im letz­ten Jahr über­ra­schen­de Schlag­zei­len. Der Markt­füh­rer im deut­schen Nou­ga­trie­gel-Markt über­nahm die ange­schla­ge­nen Süß­wa­ren­han­dels­ket­ten Hus­sel, Arko und Eil­les. Mit nun ins­ge­samt 190 Filia­len ist die Viba Sweets GmbH somit der größ­te Süß­wa­ren­fi­lia­list Deutschlands.

Thüringer Waldquell gehört zu den beliebtesten Mineralwassern in Ostdeutschland, Abbildung: Thüringer Waldquell GmbH

Thü­rin­ger Wald­quell gehört zu den belieb­tes­ten Mine­ral­was­sern in Ost­deutsch­land, Abbil­dung: Thüringer Wald­quell GmbH

Die 1990 als MBO gegrün­de­te Fleisch- und Wurst­wa­ren Schmal­kal­den GmbH Thü­rin­gen, die über 30 Filia­len in Süd- und West­thü­rin­gen betreibt, inves­tier­te 2024 sie­ben Mil­lio­nen Euro in den Aus­bau ihrer Pro­duk­ti­on. Eben­falls in Schmal­kal­den erziel­te die Thü­rin­ger Wald­quell GmbH, Teil der hes­si­schen Has­sia-Grup­pe, 2023 mit ihren Mar­ken Thü­rin­ger Wald­quell, Vita Cola und Renn­steig einen Umsatz von 54,3 Mil­lio­nen Euro. Jeder drit­te Thü­rin­ger kauft der Markt­for­schung zufol­ge das Mine­ral­was­ser aus Schmalkalden.

Die nie­der­säch­si­sche Fuchs-Grup­pe betreibt in Schön­brunn, einem Orts­teil der Gemein­de Schleu­se­grund, ein Werk zur Gewürz­ab­fül­lung für den Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del. Zudem wer­den in Schön­brunn Dosen, Streu­auf­sät­ze und diver­se Ver­schluss­ar­ten her­ge­stellt. Die im Jahr 2006 gegrün­de­te Asta­xa GmbH in Rit­schen­hau­sen bei Mei­nin­gen wie­der­um ist auf dem Seg­ment der vor­ge­koch­ten Hül­sen­früch­te für die Lebens­mit­tel­in­dus­trie sowie für Groß­händ­ler euro­pa­weit die Num­mer eins. Ihre Pro­dukt­pa­let­te umfasst Lin­sen, Erb­sen, Boh­nen und Kicher­erb­sen, getrock­ne­te Kräu­ter, Tees und getrock­ne­te Früchte.

Tourismus mit Potenzial

Eine der größ­ten Inves­ti­tio­nen der letz­ten Jah­re gab es aller­dings nicht in der Indus­trie, son­dern im Tou­ris­mus der Renn­steig-Regi­on. Im Win­ter­sport­zen­trum Ober­hof inves­tier­te die Fami­ly Hotel Ober­hof GmbH aus Öster­reich rund 70 Mil­lio­nen in das Hotel Grand Green Ober­hof. Im Herbst 2022 eröff­ne­te das 4-Ster­ne-Haus mit kind­ge­rech­ter Aus­stat­tung, Spa- und Sau­na­wel­ten und Gourmetküche.

An Gäs­ten dürf­te es nicht man­geln. Ober­hof ist als Wett­kampf­stät­te der Biath­le­ten und Renn­rod­ler auch ein Magnet für Sport­fans. Der dies­jäh­ri­ge Biath­lon-Welt­cup lock­te rund 58.000 Besu­cher in die Stadt, die hin­ter Erfurt und Wei­mar die dritt­be­lieb­tes­te Tou­ris­mus-Desti­na­ti­on im Frei­staat ist. Ins­ge­samt schlum­mert im Tou­ris­mus aber noch unge­nutz­tes Poten­zi­al. Wegen der rela­ti­ven Stär­ke der Indus­trie steht der Tou­ris­mus als Wirt­schafts­fak­tor eher im Schat­ten. So trägt das Gast­ge­wer­be laut der IHK in Suhl ledig­lich ein Pro­zent des steu­er­ba­ren Umsat­zes und drei Pro­zent der sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­ti­gen zur Wirt­schafts­kraft Süd­thü­rin­gens bei.

Suhl in der Transformation

Sim­son-Kraft­rä­der rol­len in Suhl schon seit 2003 nicht mehr vom Band. Die Fir­ma Sim­son & Co. hat­te seit dem 19. Jahr­hun­dert dort erst Waf­fen, dann Fahr­rä­der und Auto­mo­bi­le pro­du­ziert. Ab 1962 bau­te Sim­son in der dama­lig kleins­ten Bezirks­haupt­stadt der DDR nur noch Mopeds und Rol­ler. Mitt­ler­wei­le ist aber selbst die immer noch ren­ta­ble Ersatz­teil­pro­duk­ti­on der Mey­er-Zwei­rad­tech­nik GmbH nicht mehr in Suhl, son­dern in Mei­nin­gen ansässig.

Gewehre wie die Repetierbüchse Jaeger NXT von Haenel stehen für die Waffenstadt Suhl, Abbildung: C. G. Haenel GmbH

Geweh­re wie die Repe­tier­büch­se Jae­ger NXT von Haen­el ste­hen für die Waf­fen­stadt Suhl, Abbil­dung: C. G. Haen­el GmbH

Anders sieht es bei der Waf­fen­stadt Suhl aus. Schon im 17. Jahr­hun­dert fer­tig­ten die Suh­ler Büch­sen­ma­cher für Euro­pas Armeen Geweh­re und Pis­to­len, spä­ter auch Jagd­waf­fen für den Adel. Die Mer­kel Jagd- und Sport­waf­fen GmbH unter­hält heu­te noch auf dem Fried­berg eine der moderns­ten Fer­ti­gungs­an­la­gen für Jagd­waf­fen in Euro­pa. Mer­kel expor­tiert heu­te in über 40 Län­der und beschäf­tigt mehr als 120 Mit­ar­bei­ten­de. Die C.G. Haen­el GmbH hat sich hin­ge­gen auf groß­ka­li­bri­ge Jagd- und Sport­waf­fen, Sport­ge­weh­re sowie Prä­zi­si­ons- und Sturm­ge­weh­re für Behör­den und das Mili­tär spe­zia­li­siert. Haen­el gehört zur Mer­kel-Grup­pe, die wie­der­um Teil eines staat­li­chen Rüs­tungs­kon­zerns aus Abu Dha­bi ist.

Als Bezirks­haupt­stadt war Suhl zu DDR-Zei­ten stark gewach­sen. Seit 1990 befin­det sich die Stadt in einem Schrump­fungs­pro­zess. Der führ­te zu einen Rück­bau der Plat­ten­bau-Sied­lun­gen am Stadt­rand und in der Infra­struk­tur. Wirt­schaft­lich bleibt Suhl aber ein Stand­ort der Fein­me­cha­nik, des Metall­baus und des Maschi­nen­baus mit einer Export­quo­te der Indus­trie von 25 Prozent.

Die Fein­mess Suhl GmbH ist bei­spiels­wei­se einer der ältes­ten Her­stel­ler von Mess­werk­zeu­gen in Deutsch­land. Die Schwei­zer Cicor Grup­pe hat Anfang des Jah­res die Suh­ler Prof­ec­tus GmbH, einen Dienst­leis­ter für die Her­stel­lung von elek­tro­ni­schen Bau­grup­pen und Sys­te­men für Indus­trie­elek­tro­nik und Medi­zin­tech­nik, über­nom­men. Die Schaeff­ler Indus­tri­al Dri­ves AG & Co. KG pro­du­ziert mit rund 160 Beschäf­tig­ten in der Stadt vor allem linea­re und rota­ti­ve Moto­ren sowie die zuge­hö­ri­gen Elek­tronik­bau­grup­pen, die Zwer­renz Auto­ma­ti­sie­rungs­tech­nik GmbH ist ein füh­ren­des Unter­neh­men in der Her­stel­lung hoch­mo­der­ner Auto­ma­ti­sie­rungs­lö­sun­gen und die Para­gon Elec­tro­nic GmbH lie­fert Pro­duk­te in den Berei­chen Sen­so­rik und Akus­tik für den Fahrzeugbau.

Eine gute Nach­richt erreich­te Ende 2024 die insol­ven­te Suh­ler CDA GmbH. Als Suh­ler CD-Werk schrieb das Unter­neh­men einst Geschich­te als eine der ers­ten Neu­grün­dun­gen nach der Wen­de und galt lan­ge Zeit als größ­ter unab­hän­gi­ger Her­stel­ler opti­scher Medi­en in Euro­pa. Nach mehr­ma­li­gen wirt­schaft­li­chen Tur­bu­len­zen und finan­zi­el­len Schwie­rig­kei­ten nach dem Aus­stieg eines Inves­tors wur­den nun Teil­be­rei­che des Mikro­op­tik­ge­schäfts von der Advan­ced Micro-optics Tech­no­lo­gies GmbH, einem High­tech-Unter­neh­men aus Sin­ga­pur, übernommen.

3.000 Studierende in Schmalkalden

Schmal­kal­den ist nicht nur Sitz wich­ti­ger Lebens­mit­tel­be­trie­be, son­dern auch Hoch­schul­stand­ort. An der Hoch­schu­le Schmal­kal­den sind 3.000 Stu­die­ren­de in Stu­di­en­gän­gen in Elek­tro­tech­nik, Infor­ma­tik, Maschi­nen­bau, Wirt­schafts­recht und Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten ein­ge­schrie­ben. Der größ­te indus­tri­el­le Arbeit­ge­ber des Land­krei­ses ist aber die Sofi­del Ger­ma­ny GmbH in Werns­hau­sen, ein ita­lie­ni­scher Her­stel­ler von Hygie­ne- und Toi­let­ten­ar­ti­keln aus Zell­stoff, Papier und Pap­pe mit 850 Beschäf­tig­ten. 15 Kilo­me­ter öst­lich von Schmal­kal­den beschäf­tigt die Renn­steig Werk­zeu­ge GmbH in Stein­bach-Hal­len­berg 350 Men­schen, bei der Arnold AG, einem Her­stel­ler von Metall­erzeug­nis­sen eben­falls in Stein­bach-Hal­len­berg, sind 340 Beschäf­tig­te in Lohn und Brot.

Touristisch reizvoll: Fachwerkhäuser in Schmalkalden mit dem Historicum-Zinnfigurenmuseum. Abbildung: Thüringer Tourismus GmbH, Wolfgang Benkert

Tou­ris­tisch reiz­voll: Fach­werk­häu­ser in Schmal­kal­den mit dem His­to­ri­cum-Zinn­fi­gu­ren­mu­se­um. Abbil­dung: Thüringer Tou­ris­mus GmbH, Wolf­gang Benkert

Kulturelles Zentrum Meiningen

Die Thea­ter­stadt Mei­nin­gen ist das kul­tu­rel­le Zen­trum Süd­thü­rin­gens. Aber der ehe­ma­li­gen Resi­denz­stadt kommt auch wirt­schaft­li­che Bedeu­tung zu. Größ­ter Indus­trie-Arbeit­ge­ber der Stadt ist die Adtran Net­works SE. Sie inves­tier­te 2023 zehn Mil­lio­nen Euro in eine neue Pro­duk­ti­ons- und Logis­tik­hal­le. Das Unter­neh­men wur­de 1994 unter dem Namen ADVA Opti­cal Net­wor­king als klei­nes Start-up von ehe­ma­li­gen Mit­ar­bei­tern des Mikro­elek­tro­nik-Unter­neh­mens Robo­tron Mei­nin­gen gegrün­det. Seit 2023 trägt es den heu­ti­gen Namen. Adtran Net­works SE ent­wi­ckelt offe­ne Über­tra­gungs­tech­nik, die die Ein­füh­rung von leis­tungs­fä­hi­gen Cloud- und Mobil­funk­diens­ten ermöglicht.

Auch ande­re Mei­nin­ger Unter­neh­men haben in den letz­ten drei Jah­ren erheb­lich inves­tiert: Das Fami­li­en­un­ter­neh­men Mei­nin­ger AKP Pro­duk­ti­ons-GmbH & Co. KG hat etwa 2022 für 10,5 Mil­lio­nen Euro einen neu­en Fer­ti­gungs­stand­ort errich­tet. Ein Jahr spä­ter wur­de für wei­te­re 13 Mil­lio­nen Euro ein neu­es Stein­werk in Betrieb genom­men. Die AKP Mei­nin­gen stellt Arbeits­plat­ten von der klas­si­schen Schicht­stoff­plat­te über Mas­siv­holz­plat­ten bis hin zur Stein-Arbeits­plat­te her. Wei­te­re erfolg­rei­che Indus­trie­be­trie­be in der Stadt sind die Lemuth GmbH, ein füh­ren­der Anbie­ter von hoch­au­to­ma­ti­sier­ten Anla­gen für den Fens­ter­bau, die Miwe GmbH, die seit über 30 Jah­ren in Mei­nin­gen mit rund 130 Beschäf­tig­ten Back­sta­tio­nen für Bäcke­rei­be­trie­be in aller Welt her­stellt, und die Nano­plus Nano­sys­tems and Tech­no­lo­gies GmbH, ein füh­ren­der Her­stel­ler von Halb­lei­ter­la­sern für die Gasmesstechnik.

Sonneberg: Vom Spielzeug zum Wasserstoff

Son­ne­berg trägt bis heu­te den Bei­na­men Spiel­zeug­stadt. Um 1900 zähl­te man über 2.000 klei­ne Manu­fak­tu­ren in der Stadt. Zu DDR-Zei­ten lie­fer­te das Kom­bi­nat „VEB Son­ni Son­ne­berg“ in Spit­zen­zei­ten täg­lich bis zu 10.000 Pup­pen und 6.000 Plüsch­tie­re sowie Modell­ei­sen­bah­nen in alle Welt. Eini­ge Unter­neh­men wie der Modell­bahn­her­stel­ler Piko haben den wirt­schaft­li­chen Umbruch und die Zer­schla­gung des Kom­bi­nats nach der Wen­de über­lebt. Doch mitt­ler­wei­le geben in Son­ne­berg Unter­neh­men der Glas- oder der Kunst­stoff­in­dus­trie den Takt an: Etwa die Sonn­plast Solu­ti­ons GmbH mit 250 Beschäf­tig­ten, ein Her­stel­ler hoch­prä­zi­ser tech­ni­scher Spritz­guss­tei­le aus ther­mo­plas­ti­schen Kunst­stof­fen, oder die Sau­er GmbH & Co. KG in Föritz­tal, ein Pro­du­zent von Ver­pa­ckun­gen aus Kunst­stoff, mit 290 Beschäf­tig­ten. Beim Kunst­stoff­ver­ar­bei­ter Gramß in Spechts­brunn sol­len 21,6 Mil­lio­nen Euro in zwei neue Hal­len für Pro­duk­ti­on und Lager­hal­tung sowie die Moder­ni­sie­rung des Maschi­nen­parks flie­ßen. Das Unter­neh­men pro­du­ziert Kunst­stoff­ver­schlüs­se und -dosen unter ande­rem für die Kos­me­tik- und Pharmaindustrie.

Die Indus­trie­be­trie­be im Land­kreis Son­ne­berg arbei­ten stark export­ori­en­tiert. Der Anteil der Aus­fuh­ren liegt bei nahe­zu 40 Pro­zent. Als ein­zi­ger Land­kreis in Süd­thü­rin­gen hat sich Son­ne­berg der Euro­päi­schen Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg ange­schlos­sen, einem Regio­nal­ver­bund für Wirt­schaft und Kul­tur, dem 23 Land­krei­se und elf kreis­freie Städ­te ange­hö­ren. Mit dem Gewer­be- und Indus­trie­ge­biet „H2Region Thüringen/Franken“ will Son­ne­berg zudem den Anschluss an das Was­ser­stoff-Zeit­al­ter her­stel­len. Bereits ansäs­sig ist das Hyson-Insti­tut für Ange­wand­te Was­ser­stoff­for­schung Son­ne­berg. Es forscht unter ande­rem zur CO2-Abschei­dung mit­tels Was­ser­stoff im Rah­men des Pro­jekts Grü­ner Kalk sowie zur Nut­zung von Elek­tro­ly­se­sau­er­stoff zur wei­ter­füh­ren­den Spu­ren­stof­fe­li­mi­na­ti­on in Kläranlagen.

Industrie am Lauf der Werra

Die ehe­ma­li­ge Resi­denz­stadt Hild­burg­hau­sen am Ober­lauf der Wer­ra, einst Kapi­ta­le des Klein­staats Sach­sen-Hild­burg­hau­sen, ist heu­te Stand­ort der Metall­ver­ar­bei­tung, der Glas-, Por­zel­lan- und Möbel­her­stel­lung sowie die Holz­ver­ar­bei­tung. Größ­tes Unter­neh­men im Land­kreis ist aber ein Auto­zu­lie­fe­rer: Die Nidec GPM GmbH in Auen­grund pro­du­ziert mit 750 Beschäf­tig­ten kon­ven­tio­nel­le Was­ser­pum­pen für Ver­bren­nungs­mo­to­ren eben­so wie Tech­no­lo­gie für Hybrid- und Elek­tro­fahr­zeu­ge. Die Lewell Kar­to­na­gen GmbH errich­te­te 2023 in Eis­feld nahe der Lan­des­gren­ze zu Bay­ern ihren zwei­ten euro­päi­schen Pro­duk­ti­ons­stand­ort. Eben­falls in Eis­feld sitzt mit Harry’s Fein­tech­nik GmbH ein Her­stel­ler von Rasier­klin­gen mit 430 Beschäf­tig­ten. In Eis­feld inves­tier­te im Jahr 2024 außer­dem die Cut­Me­tall Recy­cling Tools Ger­ma­ny GmbH zwölf Mil­lio­nen Euro in neue Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten für die Her­stel­lung von Bau­tei­len für Recyclingmaschinen.

Gute Verbindungen nach Bayern

Mit den Anbin­dun­gen an die Auto­bahn A4 in Ost­west­rich­tung sowie über die Auto­bah­nen A73 in Rich­tung Nürn­berg und A71 in Rich­tung Würz­burg ist Süd­thü­rin­gen inklu­si­ve des längs­ten Stra­ßen­tun­nel Deutsch­lands, dem Renn­steig­tun­nel, an das Fern­stra­ßen­netz ange­schlos­sen. Aller­dings stö­ren die Durch­fahrts­be­schrän­kun­gen für bestimm­te Gefahr­gut­trans­por­te in der Tun­nel­ket­te der A 71 die ört­li­che Wirt­schaft. Sie for­dert seit gerau­mer Zeit eine Locke­rung die­ser Regelungen.

Mit dem Regio­nal­ver­kehr der Deut­schen Bahn und der Süd­thü­rin­gen-Bahn errei­chen Rei­sen­de aus Süd­thü­rin­gen die ICE-Hal­te­punk­te Eisen­ach, Erfurt, Gotha, Lich­ten­fels und Würz­burg. Etwas gemäch­li­cher, so beschreibt es Süd­thü­rin­ger IHK, ist die Ver­bin­dung von Eisen­ach über Mei­nin­gen bis nach Neu­haus am Renn­weg, die durch das Wer­ra­tal ver­läuft. Die Süd­thü­rin­ger Wirt­schaft setzt sich zudem dafür ein, dass die Ver­bin­dung zwi­schen Eisfeld/Hildburghausen und dem frän­ki­schen Coburg reak­ti­viert wird.

Hin­sicht­lich der Breit­band­ver­sor­gung weist eine aktu­el­le Stand­ort­ana­ly­se der IHK Süd­thü­rin­gen die Ver­füg­bar­keit von schnel­lem Inter­net im Land­kreis Hild­burg­hau­sen als Stand­ort­vor­teil aus. In den Land­krei­sen Schmal­kal­den-Mei­nin­gen und Son­ne­berg bestehen hin­ge­gen noch erheb­li­che Defizite.

Süd­thü­rin­gen

 

  • Regi­on: Land­kreis Schmal­kal­den-Mei­nin­gen (123.274 E.), Land­kreis Hild­burg­hau­sen (61.329 E.), Land­kreis Son­ne­berg (56.434 E.), Stadt Suhl (36.986 E.)
  • Städ­te: Suhl (36.986 E.), Mei­nin­gen (25.679 E.), Son­ne­berg (23.435 E.), Schmal­kal­den (19.984 E.), Hild­burg­hau­sen (11.682 E.)
  • Nach­bar­re­gio­nen: Wart­burg­kreis, Land­kreis Gotha, Ilm-Kreis, Land­kreis Saal­feld-Rudol­stadt, Land­kreis Kro­nach (Bay­ern), Land­kreis Coburg (Bay­ern), Land­kreis Haß­ber­ge (Bay­ern), Land­kreis Rhön-Grab­feld (Bay­ern), Land­kreis Ful­da (Hes­sen)
  • Bran­chen: Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer, Glas­in­dus­trie, Metall­bau, Maschi­nen­bau, Elek­tro­in­dus­trie, Holz­wirt­schaft, Ernäh­rungs­wirt­schaft, Waf­fen­her­stel­lung. Spiel­wa­ren, Kunst­stoff­in­dus­trie, Hand­werk, Tourismus
  • Ver­kehr:
    Stra­ße: Bun­des­au­to­bah­nen A 71 Sang­erhau­sen-Schwein­furt, A 73 Suhl-Schwein­furt, Bun­des­stra­ßen B 4, B 19, B 62, B 89, B 281, B 285
    Schie­ne: Ver­bin­dun­gen Würz­burg-Erfurt, Erfurt-Mei­nin­gen, Nürnberg-Sonneberg
  • Arbeits­lo­sen­quo­ten: Suhl (7,1 Pro­zent), Land­krei­se Hild­burg­hau­sen (5,2 Pro­zent), Schmal­kal­den-Mei­nin­gen (5,2 Pro­zent) und Son­ne­berg (5,9 Prozent)

Wei­te­re Repor­te zu ost­deut­schen Regionen


Ein Bei­trag des Redak­ti­ons­netz­werks Wirt­schaft + Markt.

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