Die aktuelle Umfrage „TrendOst 2025“ des Ostdeutschen Bankenverbandes bescheinigt Ostdeutschland mittelfristig gute Perspektiven. Die aktuelle Stimmung ist jedoch durchwachsen. Die Unternehmen benötigen Unterstützung. Vor allem muss Bürokratie abgebaut werden.
Die diesjährige Umfrage des Ostdeutschen Bankenverband e. V. (OstBV) wurde über das Online-Portal Lamapoll durchgeführt. Im November und Dezember 2024 antworteten 118 Personen aus Wirtschaft, Kammern und Verbänden – primär aus Ostdeutschland.
Rahmenbedingungen nur befriedigend
In Bezug auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Ostdeutschland zeichnen die befragten Entscheider ein Bild der Mittelmäßigkeit. Nur 14 Prozent empfinden die Rahmenbedingungen in Ostdeutschland als „gut“ und niemand ist der Meinung, dass sie „sehr gut“ sind. Ein Drittel der Befragten beurteilt die Lage sogar als „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Die Mehrheit (50 Prozent) bezeichnet die Rahmenbedingungen als befriedigend, was hier bedeutet, dass es durchaus Verbesserungspotential gibt, aber die Region noch nicht in der Krise steckt. Diese Werte haben sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert.
Zwei Drittel erwarten sinkende Investitionen
Deutlich düsterer wird das Bild beim Thema Investitionen. 73 Prozent der Befragten erwarten sinkende Investitionen bei den ostdeutschen Unternehmen. Lediglich zwei Prozent gehen von steigenden Investitionen aus.
Eine tiefergehende Betrachtung zeigt, dass vor allem Investitionen in die Erneuerung von Anlagen und Maschinen (70 Prozent) sowie in die Digitalisierung (54 Prozent) eine Rolle spielen. Die grüne Transformation, die noch vor wenigen Jahren als zukunftsweisend galt, ist mit nur 22 Prozent aktuell weit weniger priorisiert. Viele Unternehmen scheinen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – die Sicherung des Bestehenden.
Ein weiteres auffälliges Ergebnis ist die sinkende Investitionstätigkeit in Deutschland insgesamt. 71 Prozent der Befragten berichten von fallenden Investitionen im Inland. Dem gegenüber stehen die USA, wo 53 Prozent eine steigende Investitionstätigkeit erwarten. Auch Asien (ohne China) wird zunehmend als Investitionsziel attraktiver, während die Volksrepublik China von 44 Prozent der Befragten als weniger interessant angesehen wird. Hier dürften die Politik des „Decoupling“ und die Suche nach Alternativen in den Vordergrund rücken.
Berlin, Brandenburg und Sachsen eher zuversichtlich
Werden die regionalen Perspektiven betrachtet, gibt es klare Unterschiede. Berlin und Brandenburg haben die höchsten Zustimmungswerte für ein „gutes“ wirtschaftliches Potenzial in den kommenden Jahren (jeweils 54 Prozent). In Sachsen gehen sogar 63 Prozent der Befragten von einer sehr guten Entwicklung aus. Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt werden weitaus skeptischer beurteilt.
Herausfordernde Jahre für Ostdeutschland
Die Aussichten auf die kommenden fünf Jahre sind wenig optimistisch. Eine Mehrheit von 68 Prozent der Befragten geht davon aus, dass die Arbeitsplatzsicherheit sinken wird. Auch die Produktion wird für 56 Prozent der Befragten zurückgehen. Der Fachkräftemangel, der ohnehin schon ein drängendes Thema ist, wird von 55 Prozent als sich verschärfend prognostiziert. Hinzu kommen die explodierenden Energiekosten, die 70 Prozent der Befragten als wachsend sehen.
Was muss getan werden?
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass politische Maßnahmen dringender denn je benötigt werden. Als besonders wichtig wird der Abbau von Bürokratie betrachtet (84 Prozent), gefolgt von der Begrenzung der Energiekosten (68 Prozent). Die infrastrukturelle Verbesserung sowie Steuererleichterungen für Unternehmen stehen ebenfalls ganz oben auf der Liste. Dass der Ruf nach einer besseren Bildungspolitik und Fachkräftegewinnung nicht überhört werden darf, zeigt sich ebenfalls in den Antworten, auch wenn diese weniger ausgeprägt sind.