Das nächste Kapitel im Prestige-Projekt „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ ist geschrieben. Denn nun ist auch klar, wie das Gebäude aussehen wird. 2030 soll es eröffnen, ab 2028 wird gebaut.
Bereits im Januar berichteten wir über die Planungsarbeiten zur Forschungs- und Begegnungsstätte am Riebeckplatz in Halle (Saale), deren Ziel es ist, Erfahrungen und Errungenschaften der Menschen in Ostdeutschland hervorzuheben. „Allein schon das spektakuläre Gebäude muss ein Grund sein hierherzukommen“, sagte Geschäftsführer Michael Marten damals gegenüber dem MDR. Mehr als 100 Entwürfe waren zu dem Zeitpunkt bereits eingegangen. Nun steht der Sieger fest: Das Berliner Büro Richter Musikowski Architekten und ST raum a. Landschaftsarchitektur konnten sich in dem internationalen Wettbewerb gegen ihre Mitbewerber durchsetzen.

So sehen Sieger aus: Der Gewinnerentwurf für das Zukunftszentrum Halle (Saale). Abbildung: Stadtmarketing Halle (Saale) GmbH/Richter Musikowski Architekten PartGmbB
Die Jury lobte insbesondere die leichte, markante Formensprache des Entwurfs, der dem Gebäude eine identitätsstiftende Präsenz im Stadtbild verleihe. Geplant ist eine Nutzfläche von rund 14.000 Quadratmetern für bis zu 200 Arbeitsplätze. Der Bund stellt hierfür etwa 200 Millionen Euro bereit, zusätzlich fließen bis zu 67 Millionen Euro von Stadt und Land in die städtebauliche Neugestaltung des Umfelds.
Mehr als ein Bauwerk
Das Zukunftszentrum soll ein Ort werden, an dem die Erfahrungen der deutschen Wiedervereinigung reflektiert und in den europäischen Kontext gestellt werden. Im Fokus stehen Transformationsprozesse – damals wie heute. Neben wissenschaftlicher Forschung sind auch kulturelle Veranstaltungen und internationale Begegnungen geplant. Ziel ist es, gesellschaftliche Umbrüche zu analysieren, einzuordnen und daraus Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln.
Carsten Schneider, Ostbeauftragter der Bundesregierung, sieht in dem Zentrum einen Raum für den Austausch über vergangene und gegenwärtige Umbrüche – vom Mauerfall bis zu aktuellen Krisen. Solche Auseinandersetzungen seien entscheidend für die Stärkung von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Auch Elisabeth Kaiser, Parlamentarische Staatssekretärin im Bauministerium, betonte die Relevanz des Projekts. Die Transformationserfahrungen Ostdeutschlands seien von weltweiter Bedeutung, das Zentrum solle künftig eine Anlaufstelle für den internationalen Dialog zu Wandel und Zukunft werden. Dass der prämierte Entwurf mit nachhaltigen Baustoffen, innovativer Technik und städtebaulicher Einbindung punkte, unterstreiche seine Signalwirkung.

Innenperspektive des Zukunftszentrums. Abbildung: Stadtmarketing Halle (Saale) GmbH/Richter Musikowski Architekten PartGmbB
Halle rückt ins europäische Blickfeld
Die Stadt Halle sieht sich durch das Zentrum in ihrer Rolle gestärkt. Oberbürgermeister Alexander Vogt betonte die Bedeutung der Bürgerbeteiligung am Wettbewerb und sprach von einem Impuls für die lokale Identifikation mit dem Projekt. Die Stadt wolle sich als Ort des europäischen Austauschs positionieren – das Zukunftszentrum sei dafür ein starkes Symbol.
Die Durchführung des Architekturwettbewerbs lag beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Neben Fachjurorinnen und -juroren aus Architektur und Landschaftsplanung waren auch Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft beteiligt. Derzeit prüft die Bundesbauverwaltung Sachsen-Anhalt die konkreten Baukosten und Terminpläne. Der Baustart ist frühestens für 2028, die Fertigstellung für 2030 vorgesehen. Bereits 2026 soll ein städtebaulicher Wettbewerb zur Neugestaltung des Riebeckplatzes folgen – mit dem Zukunftszentrum als neuem Herzstück.