Eisenwerda im Jahr 1982. Josefine, Jo genannt, färbt sich die Haare grün und gründet eine Punkrockband. Bald gerät sie ins Visier der Stasi. Sonja M. Schultz’ Ostpunkroman „Mauerpogo“ zeigt, wie in der Repressionslogik der DDR jeder einzelne Schritt eines Individuums zum Anecken an ein totalitäres Systems führen konnte.
Die vierzehnjährige Protagonistin Jo steht kurz vor der Jugendweihe. Als ihr ein Foto einer jungen Londonerin mit Lederjacke, zerrissener Strumpfhose und wirrer Frisur in die Hände fällt, macht für Jo plötzlich alles Sinn. Von nun an ist sie Punk und verbringt die Nächte in einem geheimen Untergrund-Club namens „Pressluftschuppen“. Jo will dazugehören und lauter und aufregender leben, als es im Jahr 1982 in ihrer ostdeutschen Heimatstadt „Eisenwerda” vorgesehen ist. Sie verliebt sich in die Schlagzeugerin Ratte und gründet eine Punkband.
Aus jugendlichem Leichtsinn und Provokation wird Ernst, als Jo ins Visier der Autoritäten gerät. Es folgen Schikanen, Verhaftungen und Gewalt. Jedes noch so kleine Symbol, jeder unüberlegte Satz wird bis ins Skurrile verdreht und geahndet. Während der Ton in der ersten Romanhälfte noch von Leichtigkeit geprägt ist, verfinstert sich die Atmosphäre zunehmend.
„Mauerpogo“ ist eine Mischung aus Coming-of-Age-Geschichte und Gesellschaftsporträt, das von Freundschaft, Wut und Rebellion erzählt.
Dabei steht Jo stellvertretend für viele Teenager, die sich in der DDR-Diktatur nicht zu Hause fühlten. Der Roman zeigt, wie aus jugendlicher Selbstbehauptung politischer Widerstand wird, und erinnert daran, wie wichtig es ist, laut zu sein, wenn andere schweigen.
| BUCHTIPP:
|



Sonja M. Schultz: „Mauerpogo”, Blumenbar, Berlin 2025, 368 Seiten, 22 € (Hardcover).























