Was unterscheidet den „Ost-Feminismus“ vom „West-Feminismus“? Die ostdeutsche Schriftstellerin Franziska Hauser und die westdeutsche Schriftstellerin Maren Wurster haben gemeinsam die Anthologie „Ost*West*frau*“ herausgegeben. 17 Autorinnen und Autoren geben darin persönliche Einblicke.
Die Herausgeberinnen haben sich gefragt, welche Bedeutung die Herkunft aus bzw. Sozialisierung in Ost oder West für die feministische Selbstverortung hat und ob es nicht an der Zeit ist, die Unterscheidung in Ost und West ad acta zu legen. Aus den vielfältigen individuellen Antworten der Autorinnen und Autoren entstand eine Momentaufnahme der aktuellen feministischen Debatte.
Es werden verschiedene Positionen mit unterschiedlichem Verständnis von Feminismus geteilt. Beispielsweise werden konträre Ansichten über Kinderbetreuung geäußert, also darüber, ob es richtig ist, Kinder früh in Institutionen zu geben oder nicht.
Kinderbetreuung, Arbeit, Ehe und die politischen Systeme haben Frauen in der DDR und der BRD unterschiedlich geprägt. Doch es zeigt sich, dass nicht jede Ost-Frau eine emanzipierte Arbeiterin war, die problemlos Familie und Job jonglierte, und nicht jede West-Frau den Haushalt schmiss und in stiller Abhängigkeit vom Ehemann die Kinder großzog.
Gerade weil der Band eine Vielzahl von Ost- und West-Erfahrungen versammelt, zeigt er, dass sich ein differenzierter Blick auf die eigene Herkunft lohnt. Es wird deutlich, wie alte Rollenbilder fortwirken, sei es, weil sie nachgelebt werden, sei es, weil die jüngere Generation gegen diese rebelliert. Der Band macht auch deutlich, dass das Rollenbild der Frauen auf beiden Seiten politisch war und ist – und die Politik wurde und wird zum großen Teil von Männern bestimmt.
„Ost*West*frau*“ macht sichtbar, wie unterschiedlich gelebte Erfahrungen Feminismus prägen – und dass die Debatte weit über Ost und West hinausgeht.
Mit Beiträgen von: Asal Dardan, Charlotte Gneuß, Daniela Dahn, Florian Werner, Franziska Hauser, Julia Wolf, Katja Kullmann, Kenah Cusanit, Kerstin Hensel, Maren Wurster, Mechthild Lanfermann, Nadège Kusanika, Olga Hohmann, Autorinnenkollektiv Politisch Schreiben (PS), Ruth Herzberg, Sabine Peters, Sabine Rennefanz und Thomas Brussig.
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Franziska Hauser, Maren Wurster (Hrsg.): „Ost*West*frau*”, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2025, 256 Seiten, 22 € (Hardcover).























