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Ostdeutsche Wirtschaftsregionen #6: Erzgebirge – zwischen Handwerk und Hightech

Das Erz­ge­bir­ge ist bun­des­weit bekannt für sei­ne Hand­werks­tra­di­tio­nen. Hier fer­ti­gen hun­der­te mit­tel­stän­di­sche Kunst­hand­werks­be­trie­be ins­be­son­de­re alle Arten von Weih­nachts­schmuck. Doch das Erz­ge­bir­ge ist mehr – ein wich­ti­ger Indus­trie­stand­ort für den säch­si­schen Maschi­nen­bau, die Auto­mo­bil­in­dus­trie oder die Tex­til­wirt­schaft. Ein Wirtschaft+Markt-Beitrag von Mat­thi­as Salm.

Logo der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH. Abbildung: Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH

Logo der Wirt­schafts­för­de­rung Erz­ge­bir­ge GmbH. Abbil­dung: Wirt­schafts­för­de­rung Erz­ge­bir­ge GmbH

Denn bei aller Hand­werks­kunst: Nir­gend­wo in Sach­sen ist die Indus­trie­dich­te höher als im Erz­ge­bir­ge. Im süd­west­li­chen Sach­sen zwi­schen Chem­nitz, Zwi­ckau und der Gren­ze zum Nach­bar­land Tsche­chi­en, in einer Regi­on, in der etwa 500.000 Men­schen leben, arbei­ten rund 500 der ins­ge­samt cir­ca 3.000 Indus­trie­un­ter­neh­men des Frei­staa­tes. Und die­se pro­du­zie­ren in gro­ßer Viel­falt: Metall- und Maschi­nen­bau­er sind im Erz­ge­bir­ge zu Hau­se, die Elek­tronik­bran­che, der Fahr­zeug­bau, eben­so die Kunst­stoff-, Holz-, Tex­til-, und Papier­in­dus­trie. Vie­le die­ser Indus­trie­zwei­ge sind his­to­risch ver­knüpft mit den Tra­di­tio­nen des Berg­baus in der Region.

Nickelhütte Aue. Abbildung: Erik Wagler

Nickel­hüt­te Aue. Abbil­dung: Erik Wagler

Über Jahr­hun­der­te leb­ten die Men­schen vom Abbau der Sil­ber- und Zinn­vor­kom­men, aber auch Arsen, Blei, Eisen, Kobalt, Nickel, Uran, Wis­mut, Wolf­ram und Zink wur­den aus den Tie­fen des Erz­ge­bir­ges ans Tages­licht beför­dert. In der Her­stel­lung von Blaufar­ben galt das Erz­ge­bir­ge bis zum 18. Jahr­hun­dert als füh­rend in Euro­pa. Heu­te pro­fi­tiert der Tou­ris­mus vom Titel der grenz­über­schrei­ten­den Welt­erbe­stät­te Mon­tan­re­gi­on Erzgebirge/Krušnohoří.

Rund um die Berg­stadt Anna­berg-Buch­holz und die Uni­ver­si­täts­stadt Frei­berg haben sich die Indus­trie­zen­tren des Erz­ge­bir­ges ent­wi­ckelt, eben­so in Aue-Bad Schle­ma, Mari­en­berg, Oelsnitz/Erzgebirge, Olbern­hau, Stoll­berg und Zwö­nitz. Nicht gro­ße Kon­zer­ne, son­dern klei­ne und mit­tel­stän­di­sche Fir­men, oft im Fami­li­en­be­sitz, prä­gen das Wirtschaftsleben.

Eine Wirt­schafts­struk­tur mit Vor- und Nach­tei­len, weiß Dr. Peg­gy Krel­ler, seit Juli Geschäfts­füh­re­rin der Wirt­schafts­för­de­rung Erz­ge­bir­ge GmbH: „Im posi­ti­ven Sin­ne resul­tiert aus der klein­tei­li­gen Struk­tur eine hohe Fle­xi­bi­li­tät, um sich schnell an vola­ti­le Rah­men­be­din­gun­gen anpas­sen zu kön­nen. Gleich­zei­tig über­for­dern die wach­sen­den büro­kra­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen und glo­ba­len Kri­sen gera­de unse­ren Mit­tel­stand, dem die kri­ti­sche Mas­se fehlt, um für jede Pro­blem­la­ge eine eige­ne Fach­ab­tei­lung aufzubauen.“

Dr. Peggy Kreller, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH. Abbildung: Dirk Rückschloss

Dr. Peg­gy Krel­ler, Geschäfts­füh­re­rin der Wirt­schafts­för­de­rung Erz­ge­bir­ge GmbH. Abbil­dung: Dirk Rückschloss

Trotz der gegen­wär­tig hohen Belas­tun­gen für die mit­tel­stän­di­sche Wirt­schaft inves­tie­ren aber Unter­neh­men in den Stand­ort. Wie bei­spiels­wei­se die HBC-Radio­ma­tic GmbH aus Crails­heim in Baden-Würt­tem­berg. Seit die­sem Som­mer unter­hält das Unter­neh­men eine Betriebs­stät­te in Stoll­berg im Gewer­be­ge­biet Stoll­ber­ger Tor. Dort fer­tigt es HBC-Funk­fern­steue­run­gen für Kra­ne und Maschi­nen. Die Bausch+Ströbel SE + Co. KG aus dem schwä­bi­schen Ils­ho­fen, ein Pro­du­zent von Abfüll- und Ver­pa­ckungs­an­la­gen vor­wie­gend für die Phar­ma­in­dus­trie, hat sich in Jahns­dorf im Nor­den des Erz­ge­birgs­krei­ses nie­der­ge­las­sen. Und das Waib­lin­ger Fami­li­en­un­ter­neh­men Stihl, bekannt für sei­ne motor­be­trie­be­nen Gar­ten­ge­rä­te, hat 2023 eine Mehr­heits­be­tei­li­gung an der Moga­tec GmbH, einem Spe­zia­lis­ten für moder­ne Gar­ten­tech­nik in Dre­bach, über­nom­men. Am Stand­ort ent­steht für rund 4,1 Mil­lio­nen Euro der Neu­bau einer Ent­wick­lungs­ab­tei­lung. „Die aktu­el­len Ansied­lungs­er­fol­ge wie bei­spiels­wei­se von HBC-Radio­ma­tic in Stoll­berg oder Bausch+Ströbel in Jahns­dorf, die bei­de im Erz­ge­bir­ge vor allem den hohen Kennt­nis­stand und die Genau­ig­keit der Mit­ar­bei­ter schät­zen, machen uns sehr stolz“, freut sich Dr. Peg­gy Kreller.

Die Mogatec GmbH in Drebach ist ein renommierter Hersteller von Gartentechnik. Abbildung: ANDREAS STIHL AG & Co. KG

Die Moga­tec GmbH in Dre­bach ist ein renom­mier­ter Her­stel­ler von Gar­ten­tech­nik. Abbil­dung: Andre­as Stihl AG & Co. KG

Die im Erz­ge­bir­ge hei­mi­schen Unter­neh­men inves­tie­ren eben­so. Die Holz­han­del Faul­ha­ber GmbH etwa kann auf eine ins­ge­samt über zwei­hun­dert­jäh­ri­ge Säge­werks- und Holz­ver­ar­bei­tungs­ge­schich­te im Erz­ge­bir­ge ver­wei­sen. Am Stand­ort Zwö­nitz setzt das Unter­neh­men rund 4,5 Mil­lio­nen Euro für den Kauf neu­er För­der­tech­nik sowie in die Erwei­te­rung der Gebäu­de und Logis­tik­flä­chen ein.

Unternehmen setzen auf Innovationen

„Unse­re Kern­kom­pe­tenz ist und bleibt das ver­ar­bei­ten­de Gewer­be“, sagt Wirt­schafts­för­de­rin Krel­ler. Aus dem Erz­ge­bir­ge kom­men Son­der­ma­schi­nen für die Auto­mo­bil­in­dus­trie, inno­va­ti­ve tech­ni­sche Tex­ti­li­en oder moder­ne Umwelt­tech­nik. Dar­in lebt die Inno­va­ti­ons­kraft des erz­ge­bir­gi­schen Mit­tel­stands. So wur­de ein bran­chen­über­grei­fen­des Tech­no­lo­gie­bünd­nis „Smar­t­Erz“ mit über 200 Part­nern aus Wirt­schaft, Wis­sen­schaft und Gesell­schaft auf­ge­baut. In die­sem Bünd­nis wird bei­spiels­wei­se an der Ent­wick­lung eines intel­li­gen­ten Tankträ­ger­sys­tems für was­ser­stoff­be­trie­be­ne Fahr­zeu­ge getüf­telt und an einem tech­no­lo­gi­schen Recy­cling­kon­zept für die smar­ten Pro­duk­te der Zukunft.

Auch ein­zel­ne Unter­neh­men über­zeu­gen immer wie­der mit inno­va­ti­ven Ideen. Dr. Peg­gy Krel­ler nennt drei Bei­spie­le: Zum einen das Metall-Recy­cling-Unter­neh­men Nickelhütte Aue GmbH, das bereits 1635 zur Her­stel­lung von blau­en mine­ra­li­schen Kobalt­far­ben gegründet wur­de. Heu­te gel­ten die Auer mit nahe­zu 500 Mit­ar­bei­ten­den als ein welt­weit füh­ren­des Recy­cling­un­ter­neh­men für Nicht­ei­sen­me­tal­le. Sie recy­celn Metall­schrot­te und Indus­trie­rück­stän­de aus Gie­ße­rei­en, Che­mie­fa­bri­ken, aus der Phar­ma- und Lebens­mit­tel­in­dus­trie, eben­so Bat­te­rien, Brenn­stoff­zel­len und Trans­for­ma­to­ren. Dafür erhielt die Nickel­hüt­te Aue GmbH 2022 den Deut­schen Nach­hal­tig­keits­preis im Trans­for­ma­ti­ons­feld Ressourcen.

Produktion bei der Norafin Industries GmbH in Mildenau, Abbildung: Norafin Industries GmbH

Pro­duk­ti­on bei der Nora­fin Indus­tries GmbH in Mil­den­au. Abbil­dung: Nora­fin Indus­tries GmbH

Die Nora­fin Indus­tries GmbH aus Mil­den­au gewann im letz­ten Jahr den Wirt­schafts­preis Vor­sprung des Ost­deut­schen Wirt­schafts­fo­rums OWF. Nora­fin zählt zu den füh­ren­den Her­stel­lern von tech­ni­schen Tex­ti­li­en. Die Mil­de­nau­er pro­du­zie­ren Spe­zi­al-Vlies­stof­fe für Schutz­be­klei­dung, für das Fil­tern von Flüs­sig­keit und Luft sowie für den medi­zi­ni­schen Bereich. Mit 200 Mit­ar­bei­ten­den ver­steht sich Nora­fin als Markt­füh­rer auf dem Gebiet der Spun­lace-Vlies­stof­fe aus nach­wach­sen­den Roh­stof­fen. Für Schutz­be­klei­dung bei­spiels­wei­se ent­wi­ckel­te Nora­fin Vlies­stof­fe, die Per­so­nen vor Fun­ken­ent­la­dun­gen in Hoch­span­nungs­fel­dern schüt­zen sol­len. Nora­fin-Geschäfts­füh­rer André Lang ist zugleich Bot­schaf­ter des Erz­ge­bir­ges und seit die­sem Som­mer Prä­si­dent der Regio­nal­kam­mer der IHK im Erzgebirge.

Die Zabag Inter­na­tio­nal in Grün­hai­ni­chen schließ­lich gilt als hoch­in­no­va­tiv in der Pro­duk­ti­on von Schie­be­tor­an­la­gen, Flü­gel­to­ren, Dreh­kreu­zen und Schran­ken für die Secu­ri­ty-Bran­che. Die Hoch­si­cher­heits­lö­sun­gen ver­rich­ten in rund 30 Län­dern ihren Dienst, sie fin­den sich an Flug­hä­fen, Bot­schaf­ten, Logis­tik­zen­tren und Kern­kraft­wer­ken. Im Jahr 2022 zähl­te Zabag zu den Preis­trä­gern beim Gro­ßen Preis des Mittelstands.

Eine Inno­va­ti­ons­schmie­de im Erz­ge­bir­ge ist der deutsch­land­weit ein­zig­ar­ti­ge „Smart Rail Con­nec­ti­vi­ty Cam­pus (SRCC)“ in Anna­berg-Buch­holz – eine For­schungs­ein­rich­tung zur Digi­ta­li­sie­rung der Bahn­wirt­schaft. Das SRCC soll ein­mal Euro­pas füh­ren­des digi­ta­les Test­feld für intel­li­gen­ten Schie­nen­ver­kehr wer­den. In dem mit Bun­des­mit­teln geför­der­ten Pro­jekt sind unter ande­rem die Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät Chem­nitz, die Stadt Anna­berg-Buch­holz, das Fraun­ho­fer Insti­tut, das Deut­sche Zen­trum für Luft- und Raum­fahrt und die Deut­sche Bahn mit an Bord. Auf einer Test­stre­cke der Erz­ge­birgs­bahn wer­den Tests für einen 5G-Bahn­funk durch­ge­führt – Grund­la­ge für spä­ter ein­mal auto­ma­ti­siert fah­ren­de Züge.

Inno­va­ti­on fin­det auch in ande­ren Unter­neh­men und Bran­chen statt. Die Wes­ko GmbH in Stoll­berg bei­spiels­wei­se ist ein Spe­zia­list im Werk­zeug- und For­men­bau. Der Kunst­stoff­ver­ar­bei­ter Hugo Stiehl GmbH in Crot­ten­dorf arbei­tet für die Auto­mo­bil­in­dus­trie eben­so wie für die Medi­zin­bran­che. Die Bran­des Tech­nik GmbH in Schar­fen­stein ist auf die Kunst­stoff­ver­ar­bei­tung für Wer­be­tech­nik und den Maschi­nen-, Stahl- und Anla­gen­bau spe­zia­li­siert. Der welt­weit agie­ren­de Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer Scher­del betreibt in Mari­en­berg ein Werk für Tech­ni­sche Federn. Die KSG GmbH stellt in Gorn­s­dorf bestückte Lei­ter­plat­ten her. Die HOPPE AG, ein Pro­du­zent von Tür- und Fens­ter­grif­fen, betreibt in Crot­ten­dorf sein größ­tes Werk. Die Auer­ham­mer Metall­werk GmbH in Aue-Bad Schle­ma kann auf fast 200 Jah­re Erfah­rung zurück­bli­cken und gilt als Spe­zia­list für Ther­mo­bi­me­tall­bän­der und plat­tier­te Stahl­bän­der. Die pro beam sys­tems GmbH in Stoll­berg schließ­lich ent­wi­ckelt Elektronenstrahlanlagen.

Bürsten und Pinsel aus Stützengrün

Eine Beson­der­heit stellt die Regi­on um Stüt­zen­grün dar. Hier wird seit über 400 Jah­ren die Her­stel­lung von Bürs­ten und Pin­seln per­fek­tio­niert. Die Hans-Jür­gen Mül­ler GmbH & Co. KG lie­fert unter dem Mar­ken­na­men Müh­le Rasier­pin­sel in mitt­ler­wei­le drit­ter Gene­ra­ti­on aus Stüt­zen­grün in alle Welt und betreibt Shops in Ber­lin und Lon­don. Von einem klei­nen Her­stel­ler für Rasier­pin­sel hat sich Müh­le zu einem welt­weit füh­ren­den Unter­neh­men für hoch­wer­ti­ges Zube­hör für die Nass­ra­sur entwickelt.

Die Rückkehr des Bergbaus

Bei aller Inno­va­ti­on: Die Berg­bau­ge­schich­te lässt die Regi­on nicht los. Mit der Schlie­ßung der Uran- und Zinn­berg­wer­ke nach der Wen­de wur­de der Berg­bau zwar weit­ge­hend ein­ge­stellt. Doch die Geschich­te könn­te um ein wei­te­res Kapi­tel berei­chert wer­den. Kurz vor der Land­tags­wahl in Sach­sen mel­de­te der dama­li­ge Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz sein Inter­es­se am Erz­ge­bir­ge an. Ziel sei­ner Rei­se: das Säch­si­sche Ober­berg­amt in Frei­berg. Denn im Erz­ge­bir­ge schlum­mert Lithi­um, eines der größ­ten Vor­kom­men in Euro­pa, heißt es. Der Roh­stoff wird drin­gend benö­tigt für Lithium-Ionen-Akkus.

Der stillgelegte Schacht 371 des Uranbergwerks der SDAG Wismut bei Hartenstein. Abbildung: Marko Borrmann/Welterbe Montanregion Erzgebirge e.V.

Der still­ge­leg­te Schacht 371 des Uran­berg­werks der SDAG Wis­mut bei Har­ten­stein. Abbil­dung: Mar­ko Borrmann/Welterbe Mon­tan­re­gi­on Erz­ge­bir­ge e.V.

Die Zinn­wald Lithi­um GmbH will den Schatz rund um Alten­berg ab 2030 heben. Vor­ge­se­hen sind Inves­ti­tio­nen von mehr als 500 Mil­lio­nen Euro. 400 Beschäf­tig­te sol­len dann ein­mal jähr­lich 15.000 Ton­nen bat­te­rie­fä­hi­ges Lithi­um­hy­dr­o­xid pro­du­zie­ren. Die Rücken­de­ckung der Bun­des­re­gie­rung und der säch­si­schen Lan­des­re­gie­rung genießt das Unter­neh­men, die Bevöl­ke­rung rund um Alten­berg ist ob der mit dem Abbau ver­bun­de­nen Umwelt­be­las­tun­gen eher geteil­ter Meinung.

Eine Region am Rande

Den Kern des Erz­ge­bir­ges bil­det der 2008 gegrün­de­te Erz­ge­birgs­kreis mit der Kreis­stadt Anna­berg-Buch­holz. Wei­te­re Städ­te sind Aue-Bad Schle­ma, Mari­en­berg, Oelsnitz/Erzgebirge, Olbern­hau, Schnee­berg, Schwar­zen­berg, Stoll­berg, Zwö­nitz und Zscho­pau. Mit rund 327.000 Ein­woh­nern ist der Erz­ge­birgs­kreis der bevöl­ke­rungs­reichs­te Land­kreis in Ost­deutsch­land. Die Regi­on lappt aber zudem in die Nach­bar­krei­se Zwi­ckau, Mit­tel­sach­sen mit der Berg­stadt Frei­berg und Säch­si­sche Schweiz-Ost­erz­ge­bir­ge über.

Das Rathaus von Marienberg. Abbildung: Marko Borrmann/Welterbe Montanregion Erzgebirge e.V.

Das Rat­haus von Mari­en­berg. Abbil­dung: Mar­ko Borrmann/Welterbe Mon­tan­re­gi­on Erz­ge­bir­ge e.V.

In unmit­tel­ba­rer Nähe zum Erz­ge­bir­ge liegt Chem­nitz. Dres­den, Leip­zig, Hal­le, Jena, das frän­ki­sche Hof und die tsche­chi­sche Haupt­stadt Prag sind in einem Umkreis von 150 Kilo­me­tern erreich­bar. Die A 72 von Hof nach Chem­nitz im Wes­ten und am öst­li­chen Rand die A 17 von Dres­den zur tsche­chi­schen Gren­ze tan­gie­ren das Erz­ge­bir­ge und bin­den die Regi­on an die Auto­bahn A 4 an. Von der Bahn­ver­bin­dung zwi­schen Dres­den und Nürn­berg zwei­gen Lini­en der Erz­ge­birgs­bahn in die Regi­on ab. Bis zu den Flug­hä­fen in Dres­den, Leip­zig oder Prag muss man etwa ein bis zwei Auto­stun­den einplanen.

„Die Ein­bin­dung des Erz­ge­bir­ges in die Regi­on Chem­nitz – gemein­sam mit Mit­tel­sach­sen, Zwi­ckau und dem Vogt­land – ist essen­zi­ell“, sagt Wirt­schafts­för­de­rin Krel­le. „Die Nähe zu Tsche­chi­en bie­tet vor allem Vor­tei­le bei der Fach­kräf­te­si­che­rung.“ Rund 3.000 Tages­pend­ler aus Tsche­chi­en sichern rei­bungs­lo­se Abläu­fe in der Indus­trie, dem Hand­werk und der Gas­tro­no­mie des Erz­ge­bir­ges. Von der räum­li­chen Nähe zu Chem­nitz hofft man im Erz­ge­bir­ge auf unter­schied­lichs­te Wei­se zu pro­fi­tie­ren, etwa von der Aus­zeich­nung der Stadt als Kul­tur­haupt­stadt Euro­pas 2025 oder von der Ansied­lung des Was­ser­stoff-Kom­pe­tenz­zen­trums in Chemnitz.

Die digi­ta­le Infra­struk­tur im Erz­ge­bir­ge ist aus­rei­chend aus­ge­baut. „Über die digi­ta­le Infra­struk­tur müs­sen wir uns inzwi­schen nicht mehr beschwe­ren, denn die meis­ten klei­ne­ren Unter­neh­men kom­men mit dem vor­han­de­nen Breit­band aus­rei­chend zurecht – auch weil in den letz­ten Jah­ren der teil­wei­se geför­der­te Aus­bau mas­siv vor­an­ge­trie­ben wur­de“, sagt die Geschäfts­füh­re­rin der Wirt­schafts­för­de­rung Erz­ge­bir­ge. Weni­ger posi­tiv sieht sie die ver­kehr­li­che Anbin­dung der Regi­on: „Es kann nicht sein, dass die Regi­on Chem­nitz über­re­gio­nal von einer leis­tungs­fä­hi­gen Fern­ver­kehrs-Bahn­an­bin­dung abge­schnit­ten bleibt oder es nur einen ein­zi­gen Grenz­über­gang nach Tsche­chi­en für Lkw auf einer Län­ge von über 100 Kilo­me­tern gibt.“ Eben­so bleibt das Ange­bot des ÖPNV ver­bes­se­rungs­wür­dig. Not­wen­di­ge Inves­ti­tio­nen in die Infra­struk­tur sind gefor­dert, denen wie­der­um Pro­gno­sen, die von einem Bevöl­ke­rungs­schwund von 20 Pro­zent in den nächs­ten Jah­ren aus­ge­hen, entgegenstehen.

Handwerk als Imagetreiber

Eine wirt­schaft­li­che Bestands­auf­nah­me der Erz­ge­birgs­re­gi­on darf natür­lich das Hand­werk nicht außer Acht las­sen. Das Erz­ge­bir­ge ist Weih­nachts­land – hier fer­ti­gen unzäh­li­ge klei­ne Kunst­hand­werks­be­trie­be Schwib­bö­gen, Pyra­mi­den, Nuss­kna­cker, Engel und Räu­cher­männ­chen, aber auch Holz­spiel­zeug. Allein die Drechs­ler­ge­nos­sen­schaft Dre­ge­no Seif­fen ver­mark­tet die Erzeug­nis­se von rund 200 klei­nen Hand­werks­be­trie­ben weit über Sach­sen hin­aus. Die erz­ge­bir­gi­sche Volks­kunst prägt die Iden­ti­tät der Regi­on und zahlt auch auf den Tou­ris­mus ein. Eben­so locken die reiz­vol­len Land­schaf­ten des Erz­ge­bir­ges vie­le Men­schen in die Region.

Traditionelle Herstellung von Räucherkerzen im Erzgebirge. Abbildung: Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH

Tra­di­tio­nel­le Her­stel­lung von Räu­cher­ker­zen im Erz­ge­bir­ge. Abbil­dung: Tou­ris­mus Mar­ke­ting Gesell­schaft Sach­sen mbH

„Aus Dresd­ner Sicht wer­den wir lei­der noch viel zu sehr aus­schließ­lich auf Tou­ris­mus und Kunst­hand­werk beschränkt“, sieht Dr. Peg­gy Krel­le jedoch auch Gefah­ren einer ein­sei­ti­gen Aus­rich­tung des Images der Regi­on. „Gegen­wär­tig sind bei­spiels­wei­se cir­ca drei Pro­zent der sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten im Tou­ris­mus tätig, dem gegen­über steht ein Drit­tel im ver­ar­bei­ten­den Gewer­be“, ord­net die Che­fin der Wirt­schafts­för­de­rung die Bedeu­tung ein. „Trotz­dem ist es ein gro­ßer Image­trei­ber der lebens­wer­ten Regi­on, den wir bei der Akqui­se von Fach­kräf­ten natür­lich aus­spie­len, weil es ein mög­li­cher Ein­stieg für Zuwan­de­rung ist.“ Das passt wie­der­um zum Selbst­ver­ständ­nis der Regi­on, das Wirt­schafts­för­de­rin Krel­le so for­mu­liert: „Wir bezeich­nen uns gern nach einem von Zukunfts­for­scher Mat­thi­as Horx gepräg­ten Begriff als pro­gres­si­ve Pro­vinz, das heißt, eine Regi­on, die durch loka­le Visio­nä­re, eine offe­ne regio­na­le Iden­ti­tät sowie koope­ra­ti­ve Empa­thie geprägt ist.“

Erz­ge­bir­ge

  • Regi­on: Erz­ge­birgs­kreis (326.896 Ein­woh­ner), Tei­le Land­kreis Zwi­ckau, Land­kreis Mit­tel­sach­sen, Land­kreis Säch­si­sche Schweiz-Osterzgebirge
  • Städ­te: Frei­berg (41.045 Ein­woh­ner), Aue-Bad Schle­ma (19.698 Ein­woh­ner), Anna­berg-Buch­holz (19.470 Einwohner)
  • Nach­bar­re­gio­nen: Land­kreis Zwi­ckau, Land­kreis Mit­tel­sach­sen, Land­kreis Säch­si­sche Schweiz-Ost­erz­ge­bir­ge, Vogt­land­kreis, Stadt Chem­nitz, Tschechien
  • Bran­chen: Metall- und Maschi­nen­bau, Elek­tronik­bran­che, Auto­mo­bil­in­dus­trie, Kunst­stoff­in­dus­trie, Holz­wirt­schaft, Tex­til­in­dus­trie, Papier­in­dus­trie, Hand­werk, Tourismus
  • Ver­kehr:
    Stra­ße: Auto­bah­nen A 72, A 17; Bun­des­stra­ßen B 93, B 95, B 101, B 169, B 171, B 174, B 180, B 283
    Schie­ne: Regio­nal­bahn­stre­cken der Erzgebirgsbahn
  • Arbeits­lo­sen­quo­te: Erz­ge­birgs­kreis 5,2 Prozent

 

Ein Bei­trag des Redak­ti­ons­netz­werks Wirtschaft+Markt (dort zuerst erschie­nen am 18. Sep­tem­ber 2024).

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