Die Chemiebranche ist unverzichtbar für die Energiewende und insbesondere in Ostdeutschland von zentraler Bedeutung. Deshalb herrscht hier nun dringender Handlungsbedarf. Das machte Nora Schmidt-Kesseler, Hauptgeschäftsführerin des VCI Nordost, am 4. November auf der Konferenz Der Osten deutlich.

Nora Schmidt-Kesseler, Hauptgeschäftsführerin des VCI Nordost, auf der Tagesspiegel-Konferenz Der Osten. Abbildung: Tagesspiegel/Screenshot.
Die Chemie- und Pharmaindustrie beschäftigt in Ostdeutschland 63.000 Menschen, zahlt überdurchschnittliche Löhne und gilt international als wettbewerbsfähig. Das Problem: 2024 brach der Umsatz erheblich ein. Gründe sind rückläufige Aufträge, hohe Energiepreise, strukturelle Kostenbelastungen und die wachsende Bürokratie. Die Kapazitätsauslastung liegt deutlich unter dem Potenzial.
Standortstabilität oder Abwanderungsgefahr
Nora Schmidt-Kesseler, Hauptgeschäftsführerin des VCI Nordost, erläuterte im Rahmen der Tagesspiegel-Konferenz Der Osten, welchen Stellenwert die Branche für die Zukunft der Region hat: „Wo Chemie und Pharma sind, da ist Zukunft. Nirgendwo wird das deutlicher als in Ostdeutschland. Ohne Chemie und Pharma wird die Energiewende nicht gelingen. Wir liefern die Materialien, Technologien und Prozesse, die Klimaschutz und Transformation erst möglich machen.”
Im Hinblick auf die im September 2026 anstehende Landtagswahl in Sachsen-Anhalt warnte Schmidt-Kesseler: „In knapp zehn Monaten wählt Sachsen-Anhalt. Die Frage ist: Wollen wir weiter Industrie am Standort oder wollen wir Abwanderung? Das entscheidet sich jetzt – wenn die Energiepreise endlich gesenkt und Genehmigungsverfahren vereinfacht werden.“
Chemie und Pharma als Wohlstandsbooster
Schmidt-Kesseler unterstrich zugleich die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Branche: „Chemie und Pharma sind Wohlstandsbooster: Sie stehen für Stabilität und sichere Einkommen. Jeder Industriearbeitsplatz schafft drei bis vier weitere – das ist die beste Antwort auf Abstiegsängste und politische Extreme.”
35 Jahre nach der deutschen Einheit gilt die Chemie- und Pharmaindustrie als Musterbeispiel für gelungene Transformation. Wenn die Verbesserung der Rahmenbedingungen aber ausbleibe, könne diese positive Entwicklung ein jähes Ende finden.



























