Harald Schleuter hat als Chemiker und Ingenieur den Staatlichen Außenhandel der DDR beraten. Der preisgekrönte Autor hat ein Buch über die gelebten Widersprüche in einem scheiternden Gesellschaftsmodell vorgelegt.
„Eddis Traum. Lok ohne Feuer“ schildert das Heranwachsen und spätere Leben eines Jungen namens Eddi, eingebettet in die dramatischen politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts in Deutschland, speziell der DDR. Eddi wächst in einem kleinen Dorf auf. Sein Alltag ist geprägt von traumatisierten Großeltern, skurrilen Dorfbewohnern und politischen Umbrüchen. Der Autor verknüpft Episoden mit historischen Entwicklungen wie dem Einmarsch der Alliierten, dem Aufstieg der SED und der Gründung der DDR.
Später entfaltet sich eine Lebensgeschichte, die tief in die Struktur und Widersprüche des DDR-Staates eintaucht. Eddi wird Pionier und erlebt die neue Weltordnung mit einer Mischung aus Neugier und innerem Widerstand. Er studiert, macht Karriere als Ingenieur und erkennt zunehmend die ideologischen und wirtschaftlichen Spannungen im System. Auslandseinsätze, Reformversuche, Parteidruck und persönliche Enttäuschungen führen zu einer wachsenden inneren Distanz zum Staatsapparat.
„Eddis Traum. Lok ohne Feuer“, eine Mischung aus Erinnerung, Zeitzeugnis und literarischer Reflexion, beschreibt den Weg eines Menschen durch Diktatur, Anpassung und stille Rebellion. Prägnant sind die Darstellungen von Technikbegeisterung, politischer Gängelung und leiser Gegenwehr. Der Ton schwankt zwischen Humor, Melancholie und politischer Schärfe. Der Prolog thematisiert in einem sarkastischen Reim das Ende der DDR. Er basiert auf dem „Schürer-Papier“, das den wirtschaftlichen Bankrott des Staates offenlegte. Diese Thematik – die Kluft zwischen Anspruch und Realität im Sozialismus – durchzieht das gesamte Werk, das weder verbittert noch verklärend das Leben in der DDR reflektiert. Das Buch gewährt tiefe Einblicke in das Gesellschafts- und Wirtschaftssystem dieses Landes.
Wer in Kauf nehmen kann, dass das Buch keinem klassischen Spannungsbogen folgt, sondern eher eine Abfolge von Erinnerungsbildern darstellt, findet hier eine interessante, stark persönlich geprägte Lektüre, die einen authentisch anmutenden Einblick in historische Lebensrealitäten gewährt.
BUCHTIPP:
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